Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel
Autoren: Brad Meltzer
Vom Netzwerk:
Bürochef.«
    »Abgemacht. Selbst wenn ich dafür nach Washington zurückkommen müßte.«
    »Ah, du läßt uns alle im Stich? Was hast du vor? Willst du ein Buch schreiben? Oder in die Kanzlei deines Freundes Dan einsteigen? Oder willst du dich an irgendeinen Strand zurückziehen?«
    »Ich weiß nicht. Ich spiele mit dem Gedanken, eine Weile nach Hause zurückzukehren.«
    »Das hört sich gut an. Der verlorene Sohn kommt wieder nach Hause. Sie halten für dich bestimmt eine Siegesparade ab, und alle stopfen Apfelkuchen in sich hinein.«
    »Nein, ich meine nicht zurück nach Pennsylvania.« Fast ein Jahrzehnt lang war ich überzeugt, daß der Erfolg in der großen Liga meine Vergangenheit begraben würde. Das einzige, was er begraben hat, war ich selbst. »Ich hatte eigentlich vor, hier in der Gegend zu bleiben. Dan sagte, es gäbe eine Junior Highschool in Baltimore, die einen guten Staatskundelehrer gebrauchen könnte.«
    »Eine Sekunde mal... Du willst unterrichten?«
    »Wäre das so schlimm?«
    Sie denkt darüber nach. Vor einer Woche hätte sie noch wie jeder andere Page gesagt, daß es Größeres gäbe, was ich mit meinem Leben anfangen könnte. Jetzt wissen wir beide es besser. Sie lächelt strahlend. »Eigentlich klingt das perfekt.«
    »Danke, Viv.«
    »Hoffentlich weißt du, daß dich diese Kinder bei lebendigem Leib auffressen.«
    Ich grinse. »Hoffentlich.«
    »Miß Parker ...!« Ihr Anwalt wird ungeduldig.
    »Komme gleich. Ich muß los«, sagt sie und umarmt mich kurz. Als sie ihre Arme um mich schlingt, fühle ich den Eisbeutel auf meinem Rücken. Sie drückt mich so fest, daß mein Arm weh tut, aber das stört mich nicht. Die Umarmung ist das bißchen Schmerzen wert.
    »Hau sie um, Viv.«
    »Wen, meine Eltern?«
    »Nein, die ganze Welt.«
    Sie tritt zurück und strahlt mich mit demselben breiten Grinsen an wie bei unserer ersten Begegnung.
    »Weißt du, Harris, als du mich damals gebeten hast, dir zu helfen, war ich bis über beide Ohren in dich verknallt.«
    »Und jetzt?«
    »Jetzt, na, ich weiß nicht«, neckt sie mich. »Ich sollte mir wohl lieber einen Anzug suchen, der mir paßt.« Als sie den Flur entlanggeht, fügt sie hinzu: »Weißt du eigentlich, was das Beste am Unterrichten ist?«
    »Was?«
    »Die jährliche Klassenfahrt nach Washington.«
    Diesmal grinse ich.
    »Das gefällt dir, stimmt's, König Midas?«
    Dann kehrt sie mir den Rücken zu und geht zu ihrem Anwalt. »Das Angebot als mein Bürochef habe ich ernst gemeint, Harold!« Ihre Stimme hallt über den Korridor. »Neunzehn Jahre, dann habe ich die erforderliche Altersgrenze erreicht. Ich erwarte dich pünktlich und gutgelaunt.«
    »Wie du meinst, Madam President. Das möchte ich um nichts in der Welt verpassen.«

83. KAPITEL
    London
    »Einen schönen Abend noch, Mr. Sauls.« Der Fahrer öffnete die Tür des schwarzen Jaguars und hielt seinem Chef einen Schirm über den Kopf.
    »Ihnen auch, Ethan«, erwiderte Sauls, stieg aus und ging zum Eingang des exklusiven, sechsstöckigen Apartmenthauses auf der Londoner Park Lane. Der Portier hinter einem Walnußschreibtisch winkte ihm grüßend zu und reichte Sauls einige Briefe. Sauls ging zum Aufzug und blätterte auf der kurzen Fahrt den üblichen Stapel Rechnungen und Werbung durch.
    Als er sein geschmackvoll eingerichtetes Apartment betrat, hatte er die Werbung bereits aussortiert und warf sie in den Papierkorb neben seinem antiken, mit Leder verzierten Sekretär, auf den er seine Hausschlüssel ablegte. Dann ging er in den Flur, öffnete den eingebauten Wandschrank und hängte seinen grauen Kaschmirmantel sorgfältig auf einen Kirschholzbügel. Im Wohnzimmer drückte er auf einen Schalter. Indirektes Licht flammte über den eingebauten Buchregalen auf, welche die linke Seite des Raumes säumten.
    Er ging in seine Küche, von der aus er Speaker's Corner im Hyde Park überblicken konnte, und trat an den glänzenden, schwarz getäfelten Kühlschrank. Er konnte sein Spiegelbild in der Tür sehen. Er nahm ein Glas aus dem Schrank, zog den Kühlschrank auf und schenkte sich Preiselbeersaft ein. Als die Tür wieder zuschlug, sah er wieder sein Spiegelbild. Diesmal stand jedoch noch jemand hinter ihm.
    »Schicke Adresse.«
    »Himmel ...!« Sauls fuhr so schnell herum, daß er beinahe sein Glas fallen gelassen hätte. »Erschrecken Sie mich nicht so!« Sauls faßte sich an die Brust und stellte das Glas auf den Tresen. »Meine Güte! Ich dachte, Sie wären tot!«
    »Warum sollten Sie das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher