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Das Spiel seine Lebens

Das Spiel seine Lebens

Titel: Das Spiel seine Lebens
Autoren: Harlan Coben
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Insbesondere wissen wir nicht, warum Kathy Culvers Haare bei ihrer Leiche gefunden wurden.«
    Win überprüfte noch einmal den Sitz seiner Frisur. Perfekt. Er lächelte, blinzelte und sah aus, als wollte er sein eigenes Spiegelbild küssen. »Wir haben auch keine Erklärung für Adam Culvers Hütte im Wald. Vielleicht war er verzweifelt genug, Verdächtige zu entführen und seine eigenen Verhöre anzustellen. Oder er wollte Vergeltung an allen üben, die auf den garstigen Fotografien zu sehen waren. An Leuten wie Gary Grady. Oder Junior Horton. Aber aus irgendeinem Grund überzeugt mich keines dieser Erklärungsmodelle voll und ganz.«
    Myron nickte. Ihm passten sie auch nicht.
    »Und damit kommen wir zur letzten Unbekannten. Der bedeutendsten Unbekannten von allen: Miss Kathy Culver persönlich. Lebt sie? Steckt sie hinter all dem? Hat sie überhaupt etwas damit zu tun?«
    Win nahm den Schwenker vom Cembalo. Er nippte an dem Cognac, lie ß ihn über die Zunge gleiten und schluckte.
    »Ende.«
    Sie sa ßen schweigend da. Myron ließ sich die Fakten noch einmal durch den Kopf gehen. Sie änderten sich nicht. Win sah ihn prüfend an.
    »Das war alles nur ein Gedankenspiel«, sagte Win. »Sozusagen eine Probefahrt.«
    Myron schwieg.
    »Du weißt, was passiert ist. Du wusstest es, bevor ich auch nur ein Wort gesagt habe.«
    Myron reichte Win das Telefon. »Sag dein Date ab. Wir haben noch viel zu tun.«

47
    Die Trauerfeier.
    Myron kam zu sp ät in die Kirche und versteckte sich hinter einem Pfeiler. Er musste sich dringend rasieren, duschen und vor allem ausschlafen. Man sah es ihm an.
    Jessica, ihre Mutter und Edward sa ßen nebeneinander in der ersten Reihe. Alle drei weinten.
    Der Priester sagte seine Standardspr üche auf wie ein Schauspieler, der seinen Text im Schlaf herunterleiert. Sie enthielten nichts Neues oder Persönliches. Es gab keinen Sarg, keine vornehm zurechtgemachte Leiche in friedvoller Pose. Diese Abwe senheit seiner gewohnten Requisiten verunsicherte den Priester offensichtlich. Immer wieder zeigte er bei bestimmten Stichworten nach unten und zuckte dann zur ück, wenn ihm wieder auffiel, dass dort nichts war.
    Myron blieb au ßer Sichtweite. Die Kirche war voll. Paul Duncan saß direkt hinter Carol in der zweiten Reihe. Hin und wieder legte er ihr die Hand auf die Schulter, ließ sie aber nie lange dort liegen. Der Schein musste gewahrt bleiben. Neben ihm senkte Christian den Kopf im Gebet. Otto Burke und Larry Hanson saßen ein paar Reihen weiter hinten. Gute PR. Die Presse würde zweifelsohne auf Otto Burkes tief empfundenes Mitgefühl für die privaten Schicksalsschläge seiner Spieler hingewiesen werden. Auch hier blieb der Schein gewahrt.
    Win sa ß ziemlich weit hinten. Zu seiner Rechten saß Sally Li. Ihr Gesicht wirkte verkniffen, als brauchte sie eine Zigarette. Myron hatte letzte Nacht noch spät mit ihr gesprochen. Sie hatte den Test durchgeführt. Er hatte zu dem erwarteten Ergebnis geführt.
    Dekan Gordon und seine Frau Madelaine sa ßen weiter links. Der Dekan machte ein finsteres Gesicht. Seiner Frau stand Schwarz gut. Myron entdeckte noch ein paar bekannte Gesichter in der Menge, konnte ihnen jedoch keine Namen oder Orte zuordnen. Es kam auch nicht mehr drauf an.
    Der Priester war bei seinen abschlie ßenden Bemerkungen über das Jenseits, Gottes unerforschlichen Willen und die Wiedervereinigung mit den geliebten Menschen im Himmel angekommen. Jessicas Schluchzen schüttelte ihren ganzen Körper. Keiner legte den Arm um sie. Keiner tröstete sie. Sie wirkte klein und zerbrechlich. Myron schnürte es die Kehle zu. Los geht's.
    Als die Zeremonie beendet war, gab Myron sich einen Ruck. Er ging zielstrebig den Mittelgang hinunter. Jessica lief ohne zu z ögern auf ihn zu. Sie umarmten sich und schlossen die Augen. Die Trauergemeinde wandte sich dem Ausgang zu. Win blieb in der Nähe von Otto Burke, Larry Hanson und Dekan Gordon.
    Schlie ßlich löste Jessica sich aus seiner Umarmung. »Wo bist du gewesen?«, fragte sie.
    Myron schluckte. Er nickte Paul Duncan zu, gab Edward und Christian die Hand und k üsste Carol flüchtig auf die Wange.
    »Ich weiß nicht, wie ich dir das sagen soll«, stammelte Myron.
    »Was ist los?«
    Er sah ihr in die Augen. »Ich habe Kathy gefunden. Sie lebt.«
    Das Gr üppchen wurde still.
    Jessica öffnete den Mund und schloss ihn wieder.
    »Ich treffe sie heute Abend«, sagte Myron.
    Endlich fand Jessica ihre Stimme wieder. »Das verstehe ich nicht.«
    »Es
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