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Das Spiel seine Lebens

Das Spiel seine Lebens

Titel: Das Spiel seine Lebens
Autoren: Harlan Coben
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überraschend hohe Welle in der Brandung.
    Es gelang ihm, zu schlucken und seine Beine zum Weitergehen zu veranlassen. Sie war einfach atemberaubend. Alles andere in der Bar r ückte in den Hintergrund, als wären es nur Requisiten für ihren Auftritt.
    Myron trat auf sie zu. »Öfters hier?«, fragte er.
    Sie sah ihn an, als w äre er ein alter Mann im Jogginganzug. »Origineller Ansatz«, sagte sie. »Äußerst einfallsreich.«
    »Das vielleicht nicht «, sagte er. » Aber lässig gebracht.« Er lächelte. Einnehmend, wie er hoffte.
    »Wenn Sie meinen.« Sie griff wieder nach ihrem Drink. »Und jetzt gehen Sie bitte.«
    »Wir spielen wohl die Unberührbare.«
    »Verschwinden Sie.«
    Myron grinste. »Das sollten Sie lassen. Sie machen sich lächerlich.«
    »Wie bitte?«
    »Merkt doch jeder hier in der Bar.«
    »Ach?«, bemerkte sie. »Würden Sie mich dann auch aufklären?«
    »Sie sind scharf auf mich. Und wie.«
    Sie l ächelte fast. »Ist das so offensichtlich?«
    »Ist nicht Ihre Schuld. Ich bin unwiderstehlich.«
    »Oh-oh. Fangen Sie mich auf, wenn ich in Ohnmacht falle.«
    »Ich bin zur Stelle, Zuckerschnute.«
    Sie seufzte. Sie war so sch ön wie immer, genauso schön wie an dem Tag, an dem sie ihn verlassen hatte. Er hatte sie seit vier Jahren nicht mehr gesehen, doch wenn er an sie dachte, schmerzte es noch immer. Sie anzusehen schmerzte noch mehr. Ihr gemeinsames Wochenende in Wins Haus auf Marthas Vine-yard kam ihm in den Sinn. Er erinnerte sich daran, wie die Meeresbrise ihr durchs Haar blies, wie sie den Kopf beim Sprechen etwas schräg hielt, wie sie in seinem alten Sweatshirt aussah, und wie sie sich anfühlte. An die schlichte, zerbrechliche Glückseligkeit. Das flaue Gefühl in seinem Magen verhärtete sich.
    »Hallo, Myron«, sagte sie.
    »Hallo, Jessica. Du siehst gut aus.«
    »Was machst du hier?«, fragte sie.
    »Mein Büro ist hier oben. Ich wohne praktisch hier.«
    Sie l ächelte. » Ach ja, richtig. Du vertrittst jetzt Sportler, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Ist das besser als dieser Undercover-Job?«
    Myron antwortete nicht.
    »Ich warte auf jemanden«, sagte sie unvermittelt.
    »Männlich?«
    »Myron...«
    »Tut mir Leid. Alter Reflex.« Er sah ihre linke Hand an. Sein Herz schlug einen Salto, als er keinen Ring sah. »Hast du Wie-heißt-er-noch nicht geheiratet?«, fragte er.
    »Doug?«
    »Stimmt. Doug. Oder war's doch Dougie?«
    »Ausgerechnet du machst dich über andrer Leute Namen lustig?«
    Myron zuckte die Achseln. Sie hatte nicht ganz Unrecht. »Was ist mit ihm passiert?«
    Sie fixierte einen Glasrand auf der Theke. »Es ging damals nicht um ihn«, sagte sie. »Das war dir ja wohl auch klar.«
    Er öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Es brachte nichts, die bittere Vergangenheit aufzuwärmen. »Und was führt dich in die Stadt?«
    »Ich werde ein Semester an der New Yorker University unterrichten.«
    Sein Herz schlug wieder schneller.
    »Du bist wieder nach Manhattan gezogen?«
    »Vor einem Monat.«
    »Tut mir wirklich Leid, dass dein Vater -«
    »Deine Blumen sind angekommen«, unterbrach sie ihn.
    »Ich wollte noch mehr tun.«
    »Gut, dass du's gelassen hast.« Sie trank aus. »Ich muss los. War nett, mit dir zu reden.«
    »Ich dachte, du triffst hier jemand.«
    »Muss mich wohl geirrt haben.«
    »Ich liebe dich immer noch, weißt du.«
    Sie stand auf, nickte.
    »Lass es uns noch mal versuchen«, sagte er.
    »Nein.«
    Sie ging davon.
    »Jess?«
    »Was?«
    Er überlegte, ob er ihr von dem Foto ihrer Schwester in dem Pornoheft erzählen sollte. »Können wir uns mal zum Mittagessen treffen?«, fragte er. »Nur zum Reden?«
    »Nein.«
    Jessica drehte sich um und verlie ß ihn. Schon wieder.
    Windsor Horne Lockwood II Ih örte sich Myrons Geschichte mit aneinander gelegten Fingerspitzen an. Bei ihm sah diese Haltung gut aus, viel besser als bei Myron. Als Myron fertig war, sagte er einen Augenblick gar nichts, sondern versenkte sich noch tiefer in seine Fingerspitzen-Konzentration. Schließlich legte er die Hände auf den Schreibtisch.
    »Einen aufregenden Tag haben wir da gehabt, was?« Myron hatte sein Büro bei seinem alten College-Zimmergenossen Windsor Horne Lockwood III gemietet. Myron war oft gesagt worden, er sehe ganz anders aus, als sein Name vermuten ließe, und er verstand das als großes Lob. Windsor Horne Lockwood III hingegen sah genauso aus, wie sein Name klang. Er hatte blondes, vollendet geschnittenes, rechts gescheiteltes Haar. Sein klassisches Patriziergesicht war
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