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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel
Autoren: Krystyna Kuhn
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College in ganz Kanada und Nordamerika ist?« Eine hellblonde Strähne seines halblangen Haares hing schräg über dem rechten Auge. »Und zu eurer Beruhigung – wir nähern uns schon dem Pass, danach geht es hinunter ins Tal.«
    »Wie hoch?« Robert war ein Zahlenfreak. Ohne genaue Daten konnte er geistig nicht überleben.
    »Knapp 2500 Meter. Sein Name ist White Escape, aber das soll keine Aufforderung zur Flucht sein.« Alex’ Lachen war ansteckend. Robert stimmte ein, während Julia wieder aus dem Fenster starrte.
    White Escape.
    Na super!
    »Wow! Dann ist Skifahren hier wahrscheinlich Pflicht, oder?«, wandte sich Robert an Alex.
    »Pflicht? Nein! Skifahren in diesen Bergen ist …« Alex schüttelte den Kopf und ein verschlossener Ausdruck trat in sein Gesicht. Oder bildete sich Julia das nur ein? »Außerdem kommt jetzt erst einmal der Sommer. Da gehen die meisten eher schwimmen. Das College hat einen gigantischen Schwimmbereich. Unsere Mannschaft ist extrem erfolgreich.«
    »Und was ist mit dem See?«
    Alex wiegte den Kopf. »Im Lake Mirror ist das Schwimmen nur an einer einzigen Stelle erlaubt. Ich sage es euch gleich, die vielen Warnschilder stehen dort nicht zur Deko am Ufer. Der See hat es in sich. Also, wenn ihr auf einem Schild Achtung Lebensgefahr lest, dann haltet euch fern!«
    »Um Julia musst du keine Angst haben. Die taucht wie eine Weltmeisterin. Sie hat schon jede Menge Preise gewonnen, oder, Julia?«, erklärte Robert stolz.
    Julia antwortete nicht.
    Alex pfiff anerkennend und sah Robert an. »Und wie steht es mir dir?«
    »Ich bin allergisch gegen Wasser.«
    »Na, da hast du etwas mit Ike gemeinsam.«
    »Wie kommen wir eigentlich in die Stadt?«, unterbrach Julia das Gespräch. Auf keinen Fall wollte sie, dass Robert noch mehr erzählte. Manchmal brachte er kein Wort über die Lippen und dann wieder redete er ununterbrochen, als hätte er einen irreparablen Defekt im Sprachzentrum.
    »Die meisten Studenten haben hier kein Auto. Die Anreise ist einfach zu weit und anstrengend. Aber einmal die Woche fährt ein Bus in die Stadt, wenn du Lust auf Zivilisation hast. Obwohl – ihr habt ja Fields gesehen!«
    »Zivilisation?«, erwiderte Julia und grinste. »Das Kaff kam mir vor, als würden dort immer noch die ersten Siedler leben.«
    »Keine Sorge, wenn du etwas brauchst, egal was, auf dem Collegecampus gibt es einen Supermarkt, zwei Cafés und ein Kino. Außerdem kannst du übers Internet bestellen, was immer dein Herz begehrt. Man muss das Tal nicht verlassen. Man kann hier oben ganz gut überleben.«
    Noch vor wenigen Wochen hätte Julia auf so eine Ankündigung mit einem hysterischen Anfall reagiert. Mit hundertprozentiger Sicherheit wäre sie auf der Stelle aus dem Auto gesprungen und hätte auf dem schnellsten Weg das Weite gesucht.
    Aber jetzt?
    Jetzt war alles anders. Es ließ sich nicht leugnen, in ihrer Situation schien das College tatsächlich die richtige Wahl gewesen zu sein. Wenn man überhaupt von Wahl sprechen konnte.
    Alex schaltete das Fernlicht ein. Weißes Licht schwebte über der Straße wie Nebel, der irgendwelche phosphoreszierende Substanzen enthielt. Sternenglitzer vielleicht oder Kometenstaub? Na ja, irgendwie hatte Alex ja auch recht, als er jetzt sagte: »Die Landschaft ist der Hammer, oder? Ich sag euch, seid ihr erst einmal da, wollt ihr nie wieder weg. Die Berge machen süchtig!« Der Wagen wurde langsamer. »Okay Leute, wir sind auf dem Pass. Jetzt dauert es nicht mehr lange.«
    Eigentlich hatte Julia sich vorgestellt, dass sie vom Pass aus hinunter ins Tal würden schauen können. Doch der höchste Punkt der Straße unterschied sich nicht sehr von dem Weg, den sie bisher zurückgelegt hatten. Auch hier standen die Fichten dicht gedrängt und versperrten jegliche Sicht. Lediglich ein verwittertes Holzschild zeigte an, dass sie den Gipfel erreicht hatten: White Escape, 2413 meter. Und darunter die Angabe 7916 feet.
    Sekunden später ging es spürbar bergab. Alex gab Gas und für Julias Geschmack raste er ein bisschen zu schnell die enge kurvenreiche Straße hinab. Eben war der Asphalt nur nass gewesen, aber nun spritzte das Wasser aus riesigen Pfützen hoch und ab und zu holperte der Wagen über Steine. Und der Hund auf dem dreckigen Wagenboden stank abartig.
    »Mrs Hill, die Jahrgangsleiterin des ersten Jahres, hat mir übrigens nicht verraten, warum ihr jetzt erst kommt«, vernahm Julia erneut Alex’ Stimme. »Das Semester hat bereits vor einer Woche
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