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Das Schwert des Sehers

Das Schwert des Sehers

Titel: Das Schwert des Sehers
Autoren: Daniel Loy
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ein. »Mein Steckbrief lockt nur Kopfgeldjäger an, Abschaum, den niemand vermissen wird. Und es sind immer Fremde, die keiner hier kennt. Kein Einheimischer würde auf die Zettel reinfallen. Und am Ende landet das Geld in deiner Kasse. Also, was jammerst du herum?«
    Dauras beeilte sich mit der Arbeit. Seine Sinne verrieten ihm, dass neue Gäste vorgefahren waren. Er wollte mit den Toten fertig sein, bevor sie hereinkamen. Nicht, um den Wirt zu schonen, sondern um die Hände und den Kopf freizuhaben für die Neuankömmlinge, wenn es sich als nötig erweisen sollte.
    »Ich weiß, Herr. Und niemand hier will Euch verärgern.« Der Wirt senkte den Kopf. »Aber warum müsst Ihr diese Halunken immer in meinem Haus erwarten? Die Toten sind nicht gut für mein Geschäft.«
    »Dann rate ich dir, Wirt, schaff die Toten weg. Du wirst den Platz gleich für die Lebenden brauchen.« Dauras schob seine Beute unter den Tisch. Dann setzte er sich entspannt wieder vor den Bierkrug und zog die Kapuze tief in die Stirn. Seine Sinne jedoch waren bis zum Äußersten geschärft.
    Die neuen Gäste auf der Straße vor dem Gasthaus waren von einem anderen Schlag als die beiden Kopfgeldjäger. Dauras spürte Stahl   – eine Menge Stahl! Das waren nicht nur Waffen, er nahm auch Kettenhemden wahr, und Schilde an den gut bepackten Pferden. Zwanzig schwer bewaffnete Krieger versammelten sich um einen geschlossenen Wagen, aus dem zwei Frauen stiegen.
    Dauras fühlte durch die Mauern, wer die Herrin war   – ein zierliches junges Mädchen, das sich leicht bewegte, obwohl es bedrückt wirkte und Gewänder trug, die ein wenig zu zweckmäßig waren für jemanden von hohem Stand. Ihre Begleiterin war älter und schwerfälliger, eine Magd vermutlich.
    Die Tür sprang auf, die Schar drängte herein. Der Wirt, der sich gerade mit zwei Burschen um die Leichen kümmerte, fuhr überrascht auf.
    »Eh, Wirt«, rief der Anführer der Neuankömmlinge. Leder und Kettenringe knirschten, wenn er sich bewegte, undseine Ausstrahlung verriet den erfahrenen Krieger. Ein Ritter, schätzte Dauras, und gewiss schon über vierzig.
    »Ein Zimmer für die Dame. Und Platz für meine Männer   … was ist denn das?«
    Er hatte die toten Kopfgeldjäger erspäht.
    Der Wirt eilte auf ihn zu und nahm den grau gefleckten Lappen in die Hand, den er sich als Kopftuch um die schwitzende Stirn gebunden hatte. »Verzeiht den Anblick, Herr«, sagte er eilfertig. »Zwei auswärtige Herumtreiber, die mit dem falschen Gast Streit gesucht haben. Ich versichere Euch, wir sind für alle ehrbaren Besucher ein sicheres Haus.«
    »Der falsche Gast, so, so«, wiederholte der alte Ritter. Sein Blick wanderte zu Dauras und blieb an dem schäbigen Umhang haften. »Auf den ersten Blick hätte ich eher den für einen auswärtigen Herumtreiber gehalten.«
    Ein paar der Krieger aus der Schar hinter ihm schnaubten abfällig. Dauras hörte sogar ein leises Kichern unter den Männern. »Bauer gegen Bettler«, murmelte ein Jüngling, den Dauras für einen Knappen hielt. »Welch epische Schlachten hier geschlagen werden.«
    Ganz im Hintergrund der fremden Schar bemerkte Dauras allerdings ein Augenpaar, das sich mit neu erwachtem Interesse in seine Richtung wandte, eine kleine schmale Gestalt, die sich streckte, um einen Blick auf ihn zu erhaschen.
    Die junge Dame, die mit den Rittern gekommen war.
    Die Reisegesellschaft nahm eine große Tafel in Beschlag. Ein halbes Dutzend Krieger hockten sich abseits der übrigen an einen Tisch bei der Tür. Der Wirt ließ auftragen, und Dauras lauschte den Gesprächen beim Essen. Die Männer lärmten und scherzten, aber wann immer persönliche Dinge zur Sprache kamen, das Ziel ihrer Reise oder der letzte Ort, an demsie gewesen waren, herrschte der alte Ritter sie an, und sie wechselten zu unverfänglicheren Themen. Die junge Dame saß still zwischen ihnen, neben dem alten Ritter und ihrer Magd, und kritzelte etwas auf ein Stück Papier.
    Diese Reisenden hüteten ein Geheimnis, so viel war klar. Aber sie hüteten es gut und gaben auch nichts davon preis, nachdem sie gespeist hatten und der Wirt Bier und Wein auftrug. Dauras überlegte, ob er gezielter nachforschen sollte.
    Er entschied sich dagegen. Die banalen Geheimnisse der Menschen interessierten ihn nicht. Es gab so viele Heimlichkeiten den Fluss hinauf und hinunter, wenn er allen hinterherjagen wollte, würde er ordentlich seine Zeit verschwenden.
    Dann löste die Gesellschaft sich auf. Die Dame gab ihren
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