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Das Schweigen der Schwaene

Das Schweigen der Schwaene

Titel: Das Schweigen der Schwaene
Autoren: Iris Johansen
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blickte ihn an. »Du hast es gesehen? «
    Seine Stimme war rauh. »Allerdings, und ich hoffe, dass ich so etwas nie wieder durchmachen muss.«
    »Du hast es gesehen und dich nicht eingemischt? «
    »Du hast dir große Mühe gegeben, um dafür zu sorgen, dass dir niemand in die Quere kommt. Ich wusste, du hättest es mir niemals verziehen, wenn du von mir um Maritz betrogen worden wärst.« Er machte eine Pause. »Aber um ein Haar hätte ich mich trotzdem eingemischt.«
    »Ich musste es alleine tun, Nicholas.«
    »Ich weiß.« Er trat einen Schritt zurück und sah auf ihren Arm.
    »Er blutet nicht mehr, aber wir gehen besser ins Haus und verbinden ihn.«
    In diesem Augenblick trat Tania auf sie beide zu. »Haben wir es geschafft? « fragte sie in ruhigem Ton.
    Nell blickte in Richtung der Klippe zurück. »Wir haben es geschafft.«
    Als Joel mit finsterer Miene aus der Notaufnahme kam, sah Tania ihn seufzend an. Sie hatte gewusst, dass er außer ich sein würde vor Zorn über ihre Eigenmächtigkeit.
    »Ist mit ihrem Arm alles in Ordnung? « fragte sie.
    »Ja. Aber sie hat ein bisschen Blut verloren, und deshalb behalten sie sie über Nacht im Krankenhaus.«
    »Willst du dich von mir scheiden lassen? «
    »Ich denke darüber nach.«
    »Das darfst du nicht tun. Deine Exfrau hat mir alles über Unterhaltszahlungen erzählt, und ich bin sicher, dass ich noch mehr erzielen könnte als sie. Du würdest als Bettler enden.«
    »Ich bin nicht in der Stimmung für irgendwelche Scherze.«
    »Ich musste es tun, Joel.« Sie trat auf ihn zu, legte ihren Kopf an seine Brust und flüsterte: »Ich weiß, dass du mich beschützen wolltest, aber das konnte ich nicht zulassen. Du bist mir viel zu wichtig. Aber ich verspreche, dass du den nächsten Straßenräuber erschlagen darfst, der mir zu nahe kommt. Wenn es sein muss, mache ich mich sogar auf die Suche nach einem.
    Wie ich hörte, werden sie im Central Park zur Ansicht ausgestellt. Vielleicht sollten wir in New York zwischenlanden und...« Als er leise lachte, blickte sie zu ihm auf. Gut. Der Sturm hatte sich gelegt. »Hältst du das etwa für keine gute Idee? «
    »Du würdest es ernsthaft tun, nicht wahr? « Er sah sie an. »Ich komme damit einfach nicht zurecht. So etwas darf nie wieder passieren, Tania, versprich es mir.«
    »Ich verspreche es. Aber ich war zu keinem Zeitpunkt wirklich in Gefahr.«
    Auf sein verächtliches Schnauben hin lächelte sie: »Wirklich nicht. Ich war nur Paul Henried. Wenn jemand Humphrey Bogart war, dann Nell.«
    Nicholas setzte sich auf den Stuhl neben Nells Bett und ergriff ihre Hand. »Wie fühlst du dich? «
    Sie wusste, damit war nicht nur ihr körperliches Befinden gemeint, und sie schüttelte den Kopf. »Friedlich. Taub. Leer. Ich weiß es nicht genau.«
    »Joel hat deinen Arm wunderbar genäht. Es bleibt bestimmt noch nicht einmal eine Narbe zurück.«
    » Gut.«
    »Ich habe für morgen zwei Plätze im Flugzeug reserviert. Ich bringe dich auf die Ranch zurück.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Wenn du willst, bleiben wir auch gern noch eine Weile hier.«
    Himmel, was sie jetzt zu sagen hatte, fiel ihr wirklich schwer.
    »Bitte flieg allein auf die Ranch zurück.«
    Er sah sie reglos an. »Ohne dich? «
    Sie nickte heftig mit dem Kopf. »Ich brauche ein bisschen Zeit für mich.«
    »Wieviel Zeit genau? «
    »Ich weiß nicht. Ich weiß nicht genau. Im Augenblick bin ich vollkommen verwirrt.«
    »Aber doch sicher nicht so verwirrt dass du nicht mehr weißt, dass du mich liebst? «
    »Nicholas, ich habe Angst«, flüsterte sie.
    »Dass ich nicht ewig leben werde? Das ist allerdings ein Problem, das sich nicht so einfach lösen lässt.« Er strich ihr sanft über das Gesicht. »Also musst du dir überlegen, ob dir die Zeit, die wir zusammen haben werden, genügt.«
    »Das ist leichter gesagt als getan. Was, wenn ich mich falsch entscheide? Das wäre immerhin eine Möglichkeit.« Sie machte eine Pause. »Erinnerst du dich noch an das, was ich über die Schritte gesagt habe, die Menschen machen müssen, damit sie eines Tages vollständig sind? Damals habe ich dir erklärt, ich käme mir verkrüppelt, zersplittert vor. Und so geht es mir immer noch.«
    »Da kann ich dir nicht helfen.«
    »Du kannst mich behüten, aber helfen kannst du mir tatsächlich nicht. Das muss ich schon alleine tun.«
    Er setzte ein schiefes Lächeln auf. »Also gehst du fort, um dich  in einen Schwan zu verwandeln? «
    »Ich gehe fort, um gesund und erwachsen zu werden und
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