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Das Schweigen der Schwaene

Das Schweigen der Schwaene

Titel: Das Schweigen der Schwaene
Autoren: Iris Johansen
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wie Gardeaux.«
    Ihr Griff um seinen Brustkorb verstärkte sich. »Zur Hölle mit ihm.«
    Sein Anblick schmerzte sie, und am liebsten hätte er sie getröstet, doch im Augenblick konnte er es nicht. Später. Später nähme er sie in den Arm und hielte sie, so fest es ging.
    Die Notaufnahme des Krankenha
    uses war hoffnungslos
    überfüllt, und Dr. Minot, der verantwortliche Arzt, war nicht in der Stimmung, um auf Nicholas Forderungen einzugehen. »Die Wunde ist nicht tief, Monsieur. Wir werden Ihnen ein paar Antibiotika und eine Tetanusspritze geben. Eine
    Blutuntersuchung ist nicht erforderlich.«
    » Machen Sie trotzdem eine «, bat Nicholas. » Sie wissen, wie wir Hypochonder sind.«
    »Für solche Sachen haben wir keine Zeit. Wenn Sie wollen, schicken wir eine Blutprobe ins Labor. In ein, zwei Tagen haben  wir dann die Ergebnisse.«
    »Ich brauche sie aber jetzt.«
    »Unmöglich. Ich kann nicht...«
    Nell trat vor, bis sie nur noch wenige Zentimeter vor dem Doktor stand. »Sie werden es tun.« Ihre Augen blitzten ihn zornig an. »Und zwar nicht morgen, sondern jetzt.«
    Der junge Arzt trat unwillkürlich einen Schritt zurück, doch dann sah er sie mit einem gezwungenen Lächeln an. »Aber natürlich, einer so wunderbaren Frau wie ihnen schlägt wohl kaum jemand jemals eine Bitte ab.«
    »Wie lange wird es dauern? «
    »Fünf Minuten. Länger nicht.« Er zog sich eilig zurück, und Nicholas sah sie mit einem müden Lächeln an. »Was hättest du mit ihm gemacht, wenn er sich nicht bereit erklärt hätte, sich die Blutprobe anzusehen? «
    »Das, was erforderlich gewesen wäre. Vielleicht hätte ich mit ihm geschlafen, vielleicht hätte ich ihn aber auch umgebracht.«
    Sie setzte sich auf die Kante seines Betts. »Wie fühlst du dich? «
    »Beschützt.«
    »Auf Bellevigne habe ich dich nicht besonders gut beschützt.«
    »So etwas kann passieren. Schließlich hattest du nicht mit Kabler gerechnet. Ebenso wenig wie ich. Wo ist Jamie? «
    »Sitzt immer noch im Wartezimmer herum. Sie haben nur einem von uns erlaubt, mit dir zu gehen. Wird Minot sagen können, wie schlimm es ist? «
    Er nickte. »Die Mikroben sehen ziemlich eigenartig aus. Unter einem Mikroskop entdeckt man sie auf jeden Fall.«
    »Und was machen wir dann? «
    Er wich ihrer Frage aus. »Wir sollten die Mikroben erst zählen, wenn es soweit ist...«
    »Halt den Mund.« Ihre Stimme zitterte. »Wag es ja nicht,  darüber Witze zu machen.«
    »In Ordnung.« Er lächelte. »Warten wir es einfach ab.«
    Statt nach fünf Minuten kam der Arzt natürlich erst nach einer Viertelstunde zurück, und als er den Raum betrat, runzelte er bedenklich die Stirn. »Na also. Alles vollkommen normal. Die Blutuntersuchung war die reinste Zeitverschwendung. Ich hoffe, dass Sie jetzt zufrieden sind.«
    Nell starrte ihn verwundert an.
    »Vollkommen normal? « fragte Nicholas.
    »Allerdings.«
    Mit einem »Gott sei Dank« sank Nicholas in die Kissen zurück.
    »Und jetzt verschreibe ich Ihnen ein paar Antibiotika und ein leichtes Beruhigungsmittel wegen möglicher...«
    »Ich brauche ein Telefon«, sagte Nicholas und setzte sich wieder auf. »Hier gibt es keins.«
    »Sie können eins benutzen, nachdem ich...« Nach einem Blick auf Nell sagte der Arzt: »Ich sage der Schwester, dass sie eins bringen soll«, und verließ fluchtartig den Raum.
    »Wie ist das möglich? « flüsterte Nell. »Ein Wunder? «
    »Kein Wunder«, widersprach Nicholas, schnappte sich den Hörer des Telefons, das ihm gebracht worden war, und wählte die Nummer von Gardeaux. »Viel simpler als das.«
    Als Nicholas mit Gardeaux verbunden wurde, war dieser nach wie vor im Auditorium. Die Party war immer noch in vollem Schwung.
    »Würden Sie mich bitte entschuldigen? « fragte Gardeaux, als sich einer seiner Angestellten mit dem tragbaren Telefon näherte. »Jemand, der so spät noch anruft, braucht vielleicht Hilfe.«
    »Oder einen weiteren Drink«, lachte der Premierminister  vergnügt. »Sagen Sie ihm einfach, dass er auf die Party kommen soll. Sie haben den besten Wein, den es in ganz Frankreich gibt.«
    Gardeaux lächelte und zog sich in eine ruhige Ecke zurück. Er hätte den Anruf ignorieren können, aber das Vergnügen, mit Tanek zu sprechen, nähme er sich nicht. »Was gibt's? « fragte er. »Kommt allmählich Panik in Ihnen auf? Aber alles Flehen der Welt nützt Ihnen nichts. Sie wissen, dass es kein Gegenmittel gibt.«
    »Ich wollte Ihnen nur sagen, dass das Schwert von Karl dem Großen eine
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