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Das Schweigen der Schwaene

Das Schweigen der Schwaene

Titel: Das Schweigen der Schwaene
Autoren: Iris Johansen
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Taneks Miene war reglos, aber Conner kannte ihn lange genug, um seine Körpersprache zu verstehen. Tanek wirkte immer kraftvoll und selbstbewußt, aber die Ungeduld, die er im Augenblick ausstrahlte, war untypisch für ihn.
    Ich hoffe nur, es ist gut, hatte Tanek zu ihm gesagt.
    Es war nicht gut, aber es war alles, was Conner besaß.
    Er schlenderte los und setzte ein angestrengtes Lächeln auf.
    »Angenehmen Flug gehabt? «
    »Nein.« Tanek wandte sich dem Ausgang zu. »Ist Reardon im Wagen? «
    »Ja, er kam gestern abend aus Dublin an.« Er machte eine Pause. »Aber er kann Sie nicht auf die Party begleiten. Mehr als eine Einladung war einfach nicht drin.«
    »Ich habe gesagt, daß ich zwei Einladungen will.«
    »Sie wissen nicht, wie schwer es war, überhaupt an eine ranzukommen.«
    »Ich weiß, daß ich, falls es ein Treffer ist, ohne Rückendeckung bin. Und ich weiß, daß ich Sie dafür bezahle, daß Sie tun, was Ihnen von mir aufgetragen wird.«
    »Die Party wird zu Ehren von Anton Kavinski gegeben, und die Einladungen wurden schon vor drei Monaten verschickt. Um Gottes willen, er ist der Präsident eines russischen Staates.
    Es hat mich bereits ein Vermögen gekostet, auch nur eine
    Einladung zu kriegen.« Und als sei das noch nicht genug, fügte er eilig hinzu: »Außerdem brauchen Sie Reardon wahrscheinlich gar nicht. Wie ich Ihnen bereits sagte, sind die Informationen vielleicht nicht zutreffend. Unser Mann hat schließlich bloß eine Computermessage im Hauptquartier des Rauschgiftdezernats gefunden, in der nichts weiter stand, als daß diese Party auf der Insel Medas vielleicht ein Treffer ist.«
    »Außer irgendwelchen Spekulationen der DEA haben Sie nichts? «
    »Eine Namenliste.«
    »Was für eine Liste?«
    »Eine Art Abschußliste, auf der sechs Gäste stehen. Niemand, der sich als Beteiligter identifizieren läßt, außer einem von Kavinskis Leibwächtern und Martin Brenden, dem Mann, der die Party gibt. Ein Name war besonders markiert. Der Name einer Frau.«
    »Weshalb denken Sie, daß es eine Abschußliste ist? «
    »Blaue Tinte. Unser Mann hat eine Theorie, derzufolge die Farben, in denen Gardeaux seine Befehle zu Papier bringen läßt, bestimmen, was passiert.«
    »Eine Theorie?« Taneks Stimme war gefährlich sanft. »Ich bin den ganzen weiten Weg gekommen wegen einer Theorie? «
    Conner fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. »Sie haben gesagt, ich soll Ihnen alles mitteilen, was sich im Zusammenhang mit Gardeaux rausfinden läßt.«
    Erleichtert stellte Conner fest, daß die Erwähnung von Philippe Gardeaux Tanek wie erhofft besänftigte. Er hatte gelernt, daß keine Anstrengung zu groß war und keine Aktion zu gering, wenn sie Gardeaux betraf.
    »Okay, Sie haben recht«, sagte Tanek. »Wer hat die Computermessage geschickt? «
    Joe Kabler, der Leiter der DEA, hat einen bezahlten Informanten
    im Lager von Gardeaux.«
    »Haben wir den Namen dieses Informanten? «
    Conner schüttelte den Kopf. »Ich habe es versucht, aber bisher hatte ich mit meinen Bemühungen keinen Erfolg.«
    »Und was macht Kabler mit dieser Liste? «
    »Nichts.«
    Tanek starrte ihn an. »Nichts? «
    »Kabler denkt, daß es eine Liste von Leuten ist, die bestochen werden sollen.«
    »Er glaubt also nicht an die Theorie von der tödlichen blauen Tinte? « fragte Tanek mit einem sarkastischen Unterton.
    Als sie den Mercedes erreichten, atmete Conner erleichtert auf.
    Sollte doch Reardon mit ihm rumstreiten. Die beiden waren aus demselben Holz geschnitzt. »Reardon hat die Liste bei sich im Wagen.« Eilig öffnete er die Tür des Fonds. »Sie können mit ihm reden, während ich Sie zum Hotel fahre.«
    »Wie geht's, Cowboy? « Jamie Reardons irischer Akzent stand in offenkundigem Widerspruch zu der gedehnten Sprechweise, die er sich angewöhnt hatte, seit er zum ersten Mal im Westen der USA gewesen war. »Wie ich sehe, hast du deine Stiefel zu Hause gelassen.«
    Nicholas spürte, wie sich ein Teil seiner Ungeduld legte, als er in den Wagen kletterte. »Ich hätte sie besser mitgebracht. Es geht doch nichts über ein Paar anständiger Stiefel, wenn man jemandem in den Hintern treten will.«
    »Mir oder Conner? « fragte Jamie. »Wohl eher Conner. Es käme wohl niemandem jemals in den Sinn, mein ehrwürdiges Hinterteil zu beschädigen.«
    Mit einem nervösen Lachen lenkte Conner den Wagen aus der Parklücke heraus.
    Jamies Blick fiel auf Conners Hinterkopf, und in seinem langen Gesicht blitzte es boshaft auf. »Aber
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