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Das Schwebebahn-Komplott

Das Schwebebahn-Komplott

Titel: Das Schwebebahn-Komplott
Autoren: Andreas Schmidt
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wahrlich nicht
erfundenen.‹
    Er legte einen
Kavalierstart hin. Die Passanten auf den Bürgersteigen der
Kaiserstraße quittierten das Quietschen der Pneus mit einem
missbilligenden Kopfschütteln, und ein junges Mädchen
tippte sich bezeichnend gegen die Stirn.
    »Was spricht
denn dagegen, wenn ich dir nach einem gelungenen Abend in meiner
Bar nun mein bescheidenes Heim zeige?« Erneut beugte er sich
weit zu ihr hinüber und grinste anzüglich.
    Die junge Frau auf dem
Beifahrersitz rollte entnervt mit den Augen. Den Job hatte sie sich
etwas leichter vorgestellt. »Ist das denn so schwer,
Klaus?«, rief sie gegen die laute Musik an. »Ich habe
schon vorhin gesagt, dass ein anstrengender Tag in der Redaktion
hinter mir liegt und ich endlich die Füße hochlegen
will.«
    »Aber Heike,
Baby, komm - das kannst du doch auch bei mir.« Er winkte ab
und fasste sich an die Stirn. »Ich vergaß«,
spottete er. »Dieser Stefan wartet ja auf
dich.«
    Heike nickte.
»Ja, das tut er.«
    Er umklammerte das
Lenkrad fester. Weiß traten die Knöchel unter der Haut
hervor.
    »Stefan ist
übrigens sehr eifersüchtig«, fügte Heike mit
einem feinen Lächeln hinzu und goss damit Benzin in ein
loderndes Feuer.
    Gembowskys Kopf ruckte
zu ihr herum. Er zog eine spöttische Grimasse, dann lachte er
höhnisch auf. »Wenn er so eifersüchtig ist«,
rief er, »dann weiß er doch sicherlich auch, dass du dir den Abend
mit dem König der Nacht vertreibst, oder?«
    Heike nickte.
»Sicher. Aber erstens weiß er, dass unser Treffen rein
beruflicher Natur ist, und zweitens habe ich ihm einfach
erzählt, dass du schwul bist.«
    Die Kinnlade des
verkappten Rennfahrers fiel herunter.
    Seine blonde
Beifahrerin genoss es, wie seine Gesichtszüge sekundenlang
entgleisten. Dann hatte er die Fassung zurückerlangt und warf
Heike einen weinerlichen Blick zu. »Er denkt also ernsthaft,
ich sei... schwul?«
    »Was spricht
dagegen?«, fragte Heike kokett. Es gefiel ihr, mit dem
großen Klaus Gembowsky zu pokern. Er war Besitzer von drei
Nachtbars im Bergischen Land und stand im Ruf, Drahtzieher der
örtlichen Prostitution zu sein. Da man ihm in der
Vergangenheit Beziehungen zum Milieu und sogar Mädchenhandel
vorgeworfen hatte, hatte Heike Göbel ein Treffen mit ihm
vereinbart, um die Wahrheit herauszufinden. Sie war Reporterin beim
örtlichen Radiosender Wupperwelle und hatte sich freiwillig
dazu bereit erklärt, Licht in das Dunkel zu bringen. Er aber
hatte von Geschäftsschädigung und Rufmord geredet und
immer wieder beteuert, dass seine Animierdamen, wie er sie nannte,
freiwillig und sogar gern bei ihm arbeiteten. Jetzt starrte der
große Klaus Gembowsky seine Beifahrerin sichtlich
erschüttert an. »Ich bin aber nicht schwul, verdammt
noch mal!«
    Heike schenkte ihm ein
bezauberndes Lächeln. »Mach dir nichts daraus. Mein
Bruder Peter ist auch schwul. Er ist ein Mensch wie du und ich -
nur, dass er mit Frauen nichts anzufangen weiß. Du arbeitest
täglich mit schönen Frauen zusammen, und keiner wird es
dir verübeln, wenn du dich nach Feierabend ... nun, anders
orientierst...«
    Betroffen schwieg er.
Erst als die Ampel wieder auf Grün schaltete, schüttelte
er den Kopf und fuhr an, diesmal etwas moderater. »Das ist
unglaublich«, stammelte
er.          
    »Eine
hübsche, intelligente Frau und dann ein solches
Gerücht...«
    Heike winkte
gelangweilt ab. »Hmm. Ehrlich gesagt: Das Interview wäre
wohl besser gelaufen, wenn du tatsächlich auf Männer
stehen würdest.«
    »Das ist ja wohl
das Letzte!«, schimpfte Gembowsky nun. Sein Kopf war puterrot
geworden. »Erst machst du mich den ganzen Abend lang an,
reizt mich mit deinen langen Beinen, und nun wirst du zickig! Du
hast ja dein Interview - das ist es doch, oder?«
    »Pah«,
flötete Heike und blickte betont gelangweilt aus dem
Seitenfenster. Die schmucken Häuser der Kaiserstraße
flogen an ihnen vorüber. Ein lauer Wind wehte in den offenen
Wagen.
    Als sie die
große Kreuzung erreicht hatten, an der es links nach
Solingen-Gräfrath geht, deutete Heike durch die
Windschutzscheibe nach vorn. An der Endstation der Schwebebahn
standen zwei Taxis am Taxistand. »Ich denke, es ist besser,
wenn du mich dort aussteigen lässt. Dann kann ich mir einen
Wagen nehmen und mich heimfahren lassen.«
    Klaus Gembowsky, der
sich bereits auf der Linksabbiegerspur eingeordnet hatte, riss das
Sportlenkrad energisch nach rechts.
    »Wie du
willst«, zischte er mit verbissener Miene. In einem Affenzahn
schoss
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