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Das Schwebebahn-Komplott

Das Schwebebahn-Komplott

Titel: Das Schwebebahn-Komplott
Autoren: Andreas Schmidt
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du gleich reden
wolltest?«
    »He, mein
Schatz«, rief Stefan gut gelaunt und drückte sie an
sich. »Ist es etwa kein gutes Zeichen, dass unsere alte
Schwebebahn wieder fährt?«
    »Jetzt hat die
Bahn mal einen einzigen Tag gestanden, und schon hat ein echter
Wuppertaler Entzugserscheinungen ...« Heike schüttelte
den Kopf. Sie war kurz nach Stefan schon morgens um vier Uhr ins
Studio gekommen; und das, obwohl heute eigentlich ihr freier Tag
war. Schuld daran war ihre Neugierde: Als sie aus dem Schlaf
aufschreckte, weil Stefan auf dem Weg zur Arbeit die Tür eine
Spur zu unsanft ins Schloss fallen gelassen hatte, musste sie
unbedingt hinterher, um zu erfahren, was sich gestern noch ereignet
hatte. Es hatte nach der Festnahme von Käfer-Klaus noch eine
Pressekonferenz im Polizeipräsidium gegeben. Kommissar
Verdammt hatte mit einer bemerkenswerten Mischung aus Stolz und
Verlegenheit berichtet, wie Radioreporter die Kripo auf die
richtige Fährte gebracht hatten. Heike war einfach zu
müde gewesen, die Strapazen der Entführung hatten ihr zu
tief in den Knochen gesteckt. Sie musste unbedingt schlafen, sodass
Stefan alleine zur PK gegangen war. An diesem frühen Morgen
hielt sie nichts mehr in den Federn - sie wollte jetzt von ihm
wissen, was sich im Einzelnen abgespielt hatte.
    »Sei lieber
froh, dass alles so reibungslos geklappt hat«, erwiderte
Stefan lachend. »Es war gut, dass Ulbricht die Leute von der
Spurensicherung mitgebracht hatte. Sogar an den matschverschmierten
Stiefeln in Klaus Langes Laube haben sie Spuren sichern
können. Nämlich die vom aufgeweichten Waldboden an der
Konradswüste.«
    »Dann hat er
selbst das Motorrad gefahren?«, fragte Heike.
    »Sicher.«
Stefan nickte. »Obwohl er im Polizeipräsidium steif und
fest behauptet hat, dass seine Kumpanen sich jetzt
fürchterlich für seine Festnahme rächen
würden.«
    »Was ist, wenn
er diesmal nicht lügt?«
    »Er lügt.
Sogar das als gestohlen gemeldete Motorrad gehörte ihm bis vor
einem halben Jahr selbst. Damals war der Feuerofen für ihn
uninteressant geworden. Außerdem benötigte er dringend
Geld, also ließ er die Geländemaschine verschwinden und
kassierte die Versicherungssumme. Jetzt, als er sich seinen Plan
zurechtgelegt hatte, erinnerte er sich an das Motorrad, das noch
immer bei einem Bekannten in der Scheune schlummerte. So konnte ihm
die Maschine ein letztes Mal wertvolle Dienste
leisten.«
    »Und das
Schütz? Hat er es manipuliert?«
    »Wie ein
Techniker der Stadtwerke sagte, müssen schon viele
unglückliche Zufälle ineinander spielen, bis es zu einem
derartigen Unfall kommen kann.« Stefan schnalzte mit der
Zunge. »Entweder ist unser Klaus ein gewiefter Elektriker,
oder der Zufall hat es gut mit ihm gemeint, als er das Schütz
austauschte. Dumm nur, dass die Kripo das intakte Teil in der
Gartenlaube fand.«
    Heike hatte sich
erhoben und war durch das Studio gewandert. Im Osten ging die Sonne
auf und tauchte die technische Einrichtung in ein warmes,
gleißendes Licht. Es würde wieder ein sonniger, ein
heißer Sommertag werden, und nichts deutete mehr auf die
Schrecken der vergangenen Tage hin.
    Hans Zoch hatte sich
rasch erholt und würde in wenigen Tagen wieder einen
Schwebebahnzug steuern können. Sie gönnte ihm das
Vergnügen von ganzem Herzen. Die Fahrgäste, die bei den
Zwischenfällen verletzt worden waren, hatten die
Krankenhäuser rasch wieder verlassen können und befanden
sich allesamt wieder daheim. Dennoch: Den Schrecken, einen Unfall
oder ein Attentat im sichersten Verkehrsmittel der Welt miterlebt
zu haben, würden sie so schnell nicht
überwinden.
    Vielleicht sogar
niemals.
    Die Bewegung 12. April
war jedenfalls aufgeflogen. Ganz nebenbei hatten sie noch einen
zwielichtigen Barbesitzer, der die Wuppertaler Prostitution im
Würgegriff gehalten hatte, in den Knast gebracht, mehr
zufällig, und nur, weil er sich an Heike vergriffen hatte.
Aber die Gefahr war endlich gebannt, und nun konnte man wieder
beruhigt in die Schwebebahn einsteigen.
    So, wie man es in der
Stadt schon seit über hundert Jahren tat.
    Wie auf ein stilles
Kommando ratterte unten an der Wupper die erste Schwebebahn des
Tages vorüber. Noch nie hatte sich Heike so über das
Quietschen der Eisernen Lady gefreut. Es war ein vertrautes
Geräusch, es war der Sound der
Stadt...          

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