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Das Schwebebahn-Komplott

Das Schwebebahn-Komplott

Titel: Das Schwebebahn-Komplott
Autoren: Andreas Schmidt
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verdammte Erpressung«,
stellte Ulbricht nüchtern fest und bemühte sich,
freundlich zu
bleiben.          
    Heike winkte
gleichgültig ab. »Ich nenne so etwas die Aufbereitung
von vorhandenen Informationen - nicht mehr und nicht weniger. Also
werde ich das Volk fragen, und ich bin sicher, man kann mir eine
Menge erzählen.«
    Aber...«
Verdammt brach ab. Sein Kopf verfärbte sich
dunkelrot.
    »Es liegt also
in Ihrer Hand, den Bürgern dieser Stadt und den Hörern
unseres Senders das Grundrecht auf Information zu
gewähren.«
    »Das ist
verdammte Erpressung«, wiederholte er gefährlich leise
und maß sie mit Blicken. Seine Zornesader pochte an der
Schläfe, und Heike kannte ihn lange genug, um zu wissen, dass
sie mit dem Feuer spielte. Wenn er morgen bei Eckardt, dem
Chefredakteur, anrief, um sich über sie zu beschweren, dann
sah sie alt aus.
    Äußerlich
blieb Heike gelassen. »Sie dramatisieren«, erwiderte
sie. »Also: Was ist nun?«
    Der hoch gewachsene
Kripomann legte einen Arm um ihre zierliche Schulter und zog sie
durch das eiserne Tor, das in diesem Moment von einem uniformierten
Polizisten geöffnet wurde. Nun befanden sie sich in der
Vohwinkler Wagenhalle, die sich über drei Stockwerke
erstreckte. Dumpf schlug das massive Tor hinter ihnen zu, und der
Polizist verriegelte sofort wieder.
    »Kommen Sie
schon, Frau Göbel«, forderte Ulbricht sie auf.
»Ich werde sehen, was ich für Sie tun
kann.«
    Heike blickte erfreut
zu ihm auf und strahlte.
    »Mehr wollte ich
doch gar nicht...«
    *
    »Das war Summer ln The
City von
Altmeister Joe Cocker - passend zum Wetter im Tal. Es ist
einundzwanzig Uhr fünfzig. Ich räume jetzt das Studio
für den netten Kollegen von der Nachrichtenredaktion. Bleiben
Sie dran - mein Name ist Stefan Seiler.« Er startete das
Werbejingle und zog den Regler für das Mikrofon zurück.
Mit einem Seufzer auf den Lippen nahm Stefan den Kopfhörer ab
und fuhr sich durch das kurze Haar. Wehmütig blickte er aus
dem Studiofenster hinaus in die Nacht. Draußen in der Stadt
brodelte an diesem Sommerabend das Leben und er hockte hier im
Sender und moderierte die Spätsendung. Drei Stunden Sendung an
einem Stück - erst gegen Mitternacht würde er an
Feierabend denken können.
    Während die
Hörer an den Radios mit dem Werbeblock vor den Nachrichten
berieselt wurden, betrat Roland Kracht, ein untersetzter
Nachrichtenredakteur, das Studio und machte es sich an den Reglern
bequem. Den Zettel mit den Nachrichten, die er vor wenigen Minuten
zusammengestellt und am Computer formuliert hatte, warf er auf das
Pult, während er nach dem Kopfhörer angelte, den Stefan
gerade noch warm gehalten hatte.
    »Toller Abend
und wir hängen in diesem Aquarium hier fest, was?«,
fragte Roland mit einem gewinnenden Lächeln und überflog
den Text, den er gleich verlesen würde.
    Stefan winkte ab und
freute sich auf die zehnminütige Pause zwischen Werbung,
Musiktitel und Nachrichtenblock. »Was soll's. Bedank dich bei
Lutz - er hat den Dienstplan erstellt. Ich hatte heute sowieso
nichts Wichtiges vor.«
    »Ist Heike noch
mit diesem Gembowsky unterwegs?« Kracht blickte mit
gerunzelter Stirn zu ihm auf. Stefan nickte.
    »Wohl ist mir
nicht bei dem Gedanken, dass sie in den Fängen dieses
Zuhälters ist. Aber sie hat es abgelehnt, sich begleiten zu
lassen.«
    »Ja ja, unsere
Heike. Kann sich zwar nicht zwischen Nachrichtenredaktion und
Kultur entscheiden, aber wenn es darum geht, Skandale aufzudecken,
ist sie unschlagbar.« Roland Kracht räusperte sich.
Eilig ordnete er die Blätter und rückte sich das Mikrofon
zurecht.
    »Sie wollte sich
melden, wenn sie fertig ist«, erwiderte Stefan und
verließ das kleine Studio. Der Glaskasten war jetzt Rolands
Arbeitsplatz. Stefan verschwand in der winzigen Küche der
Redaktion und schüttete sich einen Kaffee in die
bereitstehende Tasse ein. Die Zeit lief.
    »He«,
ertönte hinter ihm eine Stimme. Erschrocken fuhr Stefan herum.
Um diese Zeit hielten sich nur noch wenige Mitarbeiter im Sender
auf.
    »Ist noch ein
Kaffee da?« Karin Dahl steckte ihren braunen Wuschelkopf
durch die Tür.
    Etwas verdattert
nickte Seiler und hielt ihr die Warmhaltekanne hin. »Was
treibst du noch hier?«, fragte er. »Hast du nicht
morgen früh Sendung?«
    »Ja, ich mache
den Wupperwecker.«
    »Und?«
    »Was -
und?« Karin schenkte sich Kaffee ein und nippte an dem nur
noch lauwarmen Getränk. »Ich musste noch einen Beitrag vorbereiten.
Aber jetzt werde ich Zusehen, dass ich noch auf
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