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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib
Autoren: Julius Wolff
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Willen mit ein paar Worten kundtun können,« meinte Madlen.
    »Was du dir denkst!« versetzte Christoph. »Fürsten pflegen sehr vorsichtig und zurückhaltend mit ihren Äußerungen zu sein. Das muß alles seine gewiesenen Wege gehen, und der Freiherr ist nun mal das Sprachrohr Seiner Durchlaucht für hochdero geliebte pfälzische Kinder. Das ist von alters her so Brauch.«
    »Soviel Umstände, wo ein kurzes Ja oder Nein genügt hätte!«
    Jetzt erschollen draußen auf dem Flur harte, männliche Schritte. Die in der Stube horchten auf, aber statt des erwarteten Peter trat Lutz Hebenstreit ein, gefolgt von Ammerie.
    »Na, was sagt ihr dazu?« rief er, ihnen die Hände entgegenstreckend.
    »Was sollen wir denn sagen?« erwiderte Christoph. »Wir wissen ja nichts.«
    »Ja, wir wissen auch nichts,« sprach Lutz und lachte. »Aber gut steht die Sache, hol' mich – nein, ich will nicht Hecht! schreien, eh' ich ihn beim Schwanze habe. Hört zu!«
    Er setzte sich und erzählte: »Erst am zweiten Tage nach unserer Ankunft in Heidelberg hat uns der Pfalzgraf vor sich gelassen, nahm aber, nachdem er das Schreiben des Freiherrn gelesen hatte, unsern Bericht und unser untertänigstes Gesuch huldvoll entgegen, fragte nach diesen und jenen Einzelheiten des hier Vorgefallenen und befahl uns dann auf zwei Tage später zu sich ins Schloß, weil er die Angelegenheit erst mit seinen geheimen Hofkammerräten des näheren erörtern müßte. Wir zogen also alle drei demütig und betrübt wie begossene Pudel ab und schimpften weidlich auf die alten, schnüffligen Perrücken, die zu der einfachsten Sache von der Welt immer auch noch ihren Senf geben wollen. Gestern endlich wurden wir vom Pfalzgrafen wieder empfangen. Er sprach nur wenig, behändigte uns den Brief, mit dem Peter jetzt zur Wachtenburg hinauf ist, und sagte zum Abschied: Ich denke, daß meine allzeit getreue Stadt Wachenheim mit dem Inhalt dieses Schreibens zufrieden sein wird. Damit wurden wir fürstlich entlassen. Wir verbeugten uns mit dem krummsten Rücken, den ich je in meinem Leben gemacht habe, und sahen uns draußen im Vorzimmer mit Gesichtern an, die just nicht die klügsten gewesen sein mögen. Nun sind wir wieder da, und ich wanke und weiche hier nicht von der Stelle, als bis Peter kommt und uns ein Licht ansteckt, daß wir nicht mehr im Dunkeln herumstolpern.«
    »Wenn der Pfalzgraf gesagt hat, wir könnten mit seiner Entscheidung zufrieden sein –«
    »Könnten! das heißt soviel wie müßten,« unterbrach Christoph seine Frau. »Da können noch mancherlei Klauseln und Konditionen hinten dranhängen.«
    »Nein Chrischtoph,« sprach Lutz, »der Pfalzgraf sagte das in einem so gnädigen Tone und mit einer so freundlichen Miene, daß auch ein nur halb abschlägiger Bescheid kaum denkbar ist.«
    »Ich wollte, Ihr behieltet recht, Lutz, mit Eurer vorgefaßten, günstigen Meinung,« sagte Madlen, trotz alledem noch nicht ohne Sorge. »Allein ich finde, Peter bleibt fast zu lange aus für eine freudige Nachricht.«
    »Da kommen sie, Peter, Franz und Steffen,« rief Ammerie vom Fenster her.
    Peter hatte seine beiden Schwäger auf dem Rückwege von der Burg aus dem Gersbacherhofe abgeholt, und nun kamen sie zusammen wie mit Siebenmeilenstiefeln angetrottet, Franz voran. Im Zimmer schritt er mit ausgebreiteten Armen auf Trudi zu und jubelte: »Du wirst frei, Trudi, wirst frei!«
    Mit einem Freudenschrei warf sie sich ihm an die Brust und lachte und weinte vor Glück in einem Atem.
    »Es ist so,« bestätigte Peter in seiner ruhigen Armbruster'schen Art. »Der Pfalzgraf hat den Freiherrn beauftragt, Trudi vom Wildfangrecht loszusprechen.«
    »Ohne Bedingung?« fragte Christoph.
    »Ohne jede Bedingung,« erwiderte Peter. »Frei soll sie werden wie der Vogel in der Luft und der Fisch im Wasser. Herr von Remchingen hat mir den bündigen, pfalzgräflichen Befehl vorgelesen.«
    »Gott sei gelobt und gedankt!« rief Madlen bewegt aus. »Welch' ein Stein fällt mir damit von der Seele! Jetzt segne ich den Tag, Trudi, an dem du vor einem Jahre bei uns hier eingewandert bist.«
    »Der Freiherr wird morgen zu dir kommen, Vater, um alles mit dir zu verabreden, denn er will die Freiheitserklärung Trudis öffentlich vor versammelter Bürgerschaft vornehmen,« fügte Peter hinzu.
    »Das soll mir recht sein,« sagte der Bürgermeister.
    »Und dazu geben wir ein Festessen, gelt Mütterle?« sprach Ammerie.
    »Ja, Mädel, das tun wir,« erwiderte Madlen.
    »Mit Dank angenommen, wenn Ihr
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