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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib
Autoren: Julius Wolff
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bewußten Gemeinde. Aber daß Remchingen ihm schon vor Wochen einen darauf hinausgehenden Wink gegeben hatte, verschwieg er.
    Gleich am nächsten Tage machte sich Lutz auf die Beine zu den einzelnen Mitgliedern der städtischen Körperschaft, um sie von der zu erwartenden Vorlage in Kenntnis zu setzen und für deren Bewilligung zu werben.
    Nun brannte es in Wachenheim an allen Ecken und Enden. Die Feinde des Bürgermeisters gebärdeten sich wie Tobsüchtige und arbeiteten mit besten Kräften, den beabsichtigten Antrag schon vor seiner Beratung zu Falle zu bringen.
    Bald darauf fand die entscheidende Sitzung statt, und es entspann sich in ihr ein heißer Kampf für und wider die Maßnahme, zum Zwecke der »durchaus ungerechtfertigten Begünstigung einer Fremden«, wie sich die Gegner gehässig ausdrückten, die Hilfe des Reichsfreiherrn anzurufen. Allein die trotzig ablehnende Partei wurde von den Gutgesinnten und von dem nun auch in das Wortgefecht scharf eingreifenden Bürgermeister selber Schlag auf Schlag geworfen und endlich von einer mehr als doppelt so starken Mehrheit überstimmt, so daß der Antrag zum Beschluß erhoben wurde.
    Florian Gersbacher und Lutz Hebenstreit wurden abgeordnet, dem Reichsfreiherrn im Namen der Stadt zu bitten, daß er Trudi zur Belohnung für ihre Rettungstat und zur Entschädigung für die ausgestandene Angst bei dem Entführungsversuche kraft seines obrigkeitlichen Amtes vom Wildfangrecht auf alle Zeit lösen möchte.
    So begaben sie sich denn in ihrem besten Sonntagsstaat, in Schnallenschuhen und mit dem dreispitzigen Nebelspalter auf dem dicken Bauernschädel zur Wachtenburg hinauf. Dietrich von Remchingen empfing sie in seinem wohnlichen Gemach, hieß sie Platz nehmen und schenkte ihren Auseinandersetzungen ein williges Gehör.
    Wie sehr er sich in der Seele seines Freundes Armbruster über diese Wendung der lange schwebenden Angelegenheit freute, ließ er sie nicht merken, fragte jedoch, wer auf den schlauen Einfall gekommen wäre, ihn um seine Vermittlung anzugehen, weil er wissen wollte, ob Christoph infolge seines vertraulichen Winkes die Bürger dazu veranlaßt hätte.
    Aber Gersbacher erwiderte: »Den glücklichen Gedanken hat meine Frau gehabt und zuerst uns beiden gegenüber ausgesprochen. Im Gemeinderat den Antrag gestellt hab' ich, Eure Herrlichkeit.«
    »Was der Tausend!« lächelte Remchingen, »ich kenne ja Eure tugendsame Hausfrau, doch einen so anschlägigen Kopf hätt' ich ihr – nehmt's nicht übel! – kaum zugetraut. Macht Frau Agnete mein Kompliment dafür, Florian Gersbacher.«
    Florian verneigte sich geschmeichelt. »Leider aber,« fuhr der Freiherr fort, »bin ich nicht imstande, euer Begehren zu erfüllen, denn das übersteigt meine Befugnis und hängt einzig und allein von der Gnade eures und meines Herrn, des Pfalzgrafen, ab, der als Reichsvikarius die Ausübung des Wildfangrechtes gleich einem erblichen kaiserlichen Lehen in seiner unbeschränkten Gewalt hat. Ihr braucht deshalb nicht zu verzagen,« fügte er schnell hinzu, als er nun die langen Gesichter seiner Besucher sah. »Ich will euch gern raten und helfen. Schickt an unsern durchlauchtigten Pfalzgrafen eine Deputation von zwei oder drei Bürgern, die dem hohen Herrn den Fall vortragen; ich werde ihnen zur Befürwortung des Gesuches einen Brief mitgeben. Nimmt der Pfalzgraf eure Abgesandten und mein Handschreiben gnädig auf, so ist es möglich, daß er mir den Befehl erteilt, zu tun, was ihr wünschet und was ich selber wünsche. Morgen sollt ihr den Brief haben, also kann übermorgen eure Deputation gen Heidelberg ausrücken.«
    Er erhob sich und mit ihm auch die beiden hocherfreuten Wachenheimer, die ihm ihren tiefgefühlten Dank so kräftig ausdrückten, wie sie konnten.
    »Wird das ein Gaudi werden, wenn wir's unten in der Stadt verkündigen!« sagte Lutz. »Da wird mancher heut abend seinem gesunden Pfälzerdorscht ganz gehörig unter die Arme greifen, ich auch.«
    »Hol mich der Deibel! nicht wahr?« fiel der Freiherr lachend ein. »Das Wort hab' ich lange nicht aus Eurem Munde gehört, Lutz Hebenstreit.«
    »Weil Ihr lange nicht in der Elfuhrmesse gewesen seid, Herr Reichsfreiherr,« erwiderte Lutz. »Schade, daß Ihr vorigen Sonntag nicht dawaret! Da ist's scharf hergegangen.«
    »Habt ihr euch in den Haaren gelegen?«
    »Jawohl, tüchtig! und alles um den seligen Hammichel und die verfluchte Panscherei.«
    »Also Gottbefohlen! und grüßt mir meinen alten Freund Chrischtoph.« –
    In
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