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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib
Autoren: Julius Wolff
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knurrend aneinander vorbeistrichen. Mehr und mehr aber klärte sich ihr Antlitz auf; sie blickte, wie einer Eingebung, einem Traumgespinst nachsinnend, zum Fenster hin und sprach endlich leise zu sich selber: »Ja, ja, so geht's, so muß es gehen.«
    Dann begann sie laut: »Jetzt laßt einmal euer unvernünftiges Herumrennen, setzt euch her zu mir und vernehmt, was ich euch zu sagen habe.«
    Die Männer taten nach ihrem Geheiß, und Agnete hub an: »In dem ganzen, erbitterten Streit handelt es sich doch zuvörderst um Trudi, und erst durch ihr Hörigwerden soll Chrischtoph in Mitleidenschaft gezogen werden, weil eigentlich nur ihm der Haß der um Hammichel Trauernden gilt. Nun bedenkt einmal, wie musterhaft sich Trudi von Anfang an hier benommen und durch ihr sittsames Wesen die Achtung und Zuneigung aller anständigen Menschen erworben hat. Denkt auch an ihre mutige Tat bei dem Brande, für die sie das höchste Lob verdient. Dann wurde die aus ihrer Heimat Vertriebene vom Wildfangrecht beunruhigt und bedroht, aus ihrem friedlichen, wohligen Dasein hier wieder herausgerissen um hörig und leibeigen zu werden. Und dann, dann erschien ihr nichtswürdiger Verfolger, der Klostermeier von Bronnbach, um sie gewaltsam zu entführen und zur Sklavin seiner sündhaften Begierde zu machen, aus welcher Gefahr sie Gott sei Dank! unsere wackeren Jungen gerettet haben. Das alles ist ihr hier in unserer Stadt widerfahren, die ihr, statt sie dem Wildfangrecht preiszugeben, nach altem, geheiligtem Brauch Gastrecht zu gewähren hat. Ich frage euch, ob wir dem armen Mädchen für das in unseren Ringmauern erlittene Ungemach nicht eine Genugtuung, ich möchte sagen eine Ehrenerklärung schuldig sind. Wie wäre es nun, wenn ihr euch alle zusammentätet und in einer öffentlichen Versammlung der ganzen Bürgerschaft einmütig beschlösset: die Trudi soll nicht hörig werden, sondern frei soll sie werden, und unser Obervogt, Reichsfreiherr von Remchingen, soll sie vom Wildfangrecht für alle Zeiten los- und ledigsprechen? Das ist meine Meinung; was sagt ihr dazu?«
    Sie hatten ihr ohne Unterbrechung zugehört und saßen, als sie geendet, vor Überraschung und Staunen sprachlos ihr gegenüber.
    Lutz fand zuerst Worte. Er donnerte seine schwere Böttcherfaust auf den Tisch und schrie: »Hol mich der Deibel, Agnete! das ist ein Vorschlag, der Hand und Fuß hat. So geht's, so machen wir's.«
    »Ja!« rief auch Florian, »du hast den Nagel auf den Kopf getroffen, Frau! Ich bin mit allem, was du gesagt hast, vollkommen einverstanden, nur eine einzige Abänderung ist nötig. Nicht in einer öffentlichen Versammlung, wo jeder Aufsässige und jeder Hansnarr uns dreinreden und den Plan verderben kann, sondern von Amts wegen muß das geschehen, muß im Gemeinderat beantragt, von ihm genehmigt und zur Ausführung gebracht werden, und ich selber werde den Antrag in der Sitzung stellen.«
    »Und ich,« schloß sich ihm Lutz an, »ich setze Himmel und Hölle in Bewegung, laufe bei den hochwohlweisen Vätern der Stadt herum und knete sie so windelweich, daß sie mir auf Seel' und Seligkeit geloben müssen, dem Antrag bedingungslos zuzustimmen.«
    »Ich bin auch bereit,« fuhr Gersbacher fort, »mit noch einem andern, am liebsten mit dir, Lutz, dem Reichsfreiherrn das Gesuch vorzutragen, und hoffe, daß er uns damit nicht abweisen wird, obwohl wir seiner Willfährigkeit keineswegs sicher sein dürfen.«
    »Gewiß dürfen wir das,« sagte Lutz, »und nun gehen wir doch zu Chrischtoph, heute noch, und teilen ihm mit, was Agnete zu seinem Heil ersonnen hat.«
    »Ja, das wollen wir, und wie wird er sich freuen, wenn wir mit der Botschaft kommen!« sprach Florian.
    »Und wie werden sich die Hammichel'schen fuchsen, wenn sie sehen, daß ihre niederträchtigen Machenschaften elend zu schanden werden!« fügte Lutz, sich vor Vergnügen die Hände reibend, hinzu.
    »O wenn es glückte!« flüsterte Agnete. »Denkt nur an Franz und Trudi!«
    »Ja, Franz und Trudi!« wiederholte Lutz. »Und Eure Erfindung, Euer Werk ist es, Agnete! Welch eine köstliche Morgengabe bringt Ihr damit Eurer künftigen Schwiegertochter dar, ihre Freiheit!« –
    Im Abtshofe ward allerdings eitel Glück und Freude über die Nachricht. Christoph dankte den Freunden mit bewegten Worten für das, was sie ihm und Trudi zuliebe tun wollten und womit just das erzielt wurde, was ihm der Reichsfreiherr im Vertrauen geraten hatte, ein entschlossenes Eintreten für Trudi seitens der sich ihrer Macht
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