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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib
Autoren: Julius Wolff
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und dankte ihm warm für seine großmütige Hilfe, ohne welche die Befreiung Trudis nie und nimmer erreicht worden wäre und sie jetzt nicht so fröhlich hier beieinander säßen. Er schloß unter der begeisterten Zustimmung aller Anwesenden mit dem Wunsche, daß der Reichsfreiherr noch lange Jahre der unter seiner gerechten und milden Verwaltung blühenden Pfalz als Obervogt vorstehen möge, sich selber zur Ehre und dem Lande zum Segen.
    Die Unterhaltung der Gäste floß langsam dahin und schwirrte immer lustiger von einem zum andern.
    Zu Agnete sprach Madlen: »Wenn ich dem Gefühl des Neides zugänglich wäre, so würde ich dich darum beneiden, daß du den klugen Gedanken gehabt hast und nicht ich, die Gemeinde für Trudis Befreiung aufzurütteln.«
    »Er ist mir wie von oben herab eingegeben worden, Madlen,« erwiderte Agnete. »Aber als Verdienst will ich's mir nicht anrechnen; es wäre wohl auch ein anderer noch darauf gekommen.«
    Das hatte Florian Gersbacher gehört und bemerkte dazu: »Jedenfalls ist's mir eine besondere Freude, daß der gute Gedanke gerade in dem Hause geboren ist, in das Trudi nun bald mit dem Brautkranz im Haar als unsere liebe Tochter einziehen wird.«
    Da hob Christoph Armbruster sein Glas und trank seinem Freunde Dietrich von Remchingen lächelnd zu, als wollte er sagen: wir beide wissen am besten, wer diesen Gedanken zuerst gehabt hat.
    Zu dem ihm gegenübersitzenden Lutz sprach Franz: »Na, Lutz Hebenstreit, wo ist nun das Unheil, das Ihr Trudi nach dem Weinverschütten hier einst prophezeitet?«
    »Ist's etwa nicht eingetroffen?« fragte Lutz zurück. »Zweimal hast du Trudi davor bewahrt. Erst hast du sie aus Flammen und Rauch und dann aus den Klauen ihres nichtswürdigen Entführers retten müssen.«
    »Ja, das hat er getan, aber ich schenke Euch keinen Wein wieder ein, Meister Hebenstreit,« mischte sich Trudi in das Gespräch.
    »So stoße wenigstens mit mir an zum Zeichen, daß du mir nicht mehr böse bist,« erwiderte Lutz.
    Trudi tat es und reichte ihm über den Tisch hin die Hand mit den Worten: »Das bin ich nie gewesen.«
    »Ich stoße mit an, Lutz,« sprach Franz, »aber jetzt auf einen guten Herbst. Am nächsten Montag beginnt die Lese, und bei der vorjährigen in unserem Wingert war's, daß ich mit Trudi Freundschaft machte, –«
    »Die mit der nicht zustande gekommenen Wein- und Kußprobe anfing,« flocht Ammerie lachend ein.
    »Und dann in den Spinnstuben bald zur brennenden Liebe wurde,« schloß den Satz neckisch Gustel Breitinger.
    Bis zu später Stunde blieb man traulich beisammen, doch gab es hie und da schon Lücken an den Tischen. Einige der Gäste hatten sich erhoben und standen plaudernd umher, so daß es unbemerkt blieb, wer etwa fehlte und sich schon wegbegeben hatte.
    Trudi trat auf den Freiherrn zu und begann mit feucht schimmernden Augen: »Ich konnte Euer Gnaden noch mit keinem Worte danken für das, was Sie für mich getan haben. Heut' vormittag war ich dazu nicht imstande, aber jetzt muß es mir endlich aus dem Herzen heraus: ich verdank' Euer Gnaden das größte Glück meines Lebens.«
    Remchingen nahm ihre Hand und sprach: »Liebe Trudi, glücklich machen ist wohl ebenso schön wie glücklich sein , das fühl' ich heute. Dort steht dein Liebster,« fuhr er fort, Franz heranwinkend, »ihr habt in Leid und Not zusammengehalten; tut es auch im Glücke!«
    »Das werden sie, Dieter!« sagte hinter ihm Christoph Armbruster, »ich bürge für beide.«
    »Und nun und nimmer werden wir Euer Gnaden Beistand und Güte vergessen; das gelob' ich für mich und meinen lieben Wildfang hier,« fügte Franz hinzu, den Arm um Trudi schlingend.
    Nun sprach der Freiherr leise zum Freunde: »Ich will fort, Chrischtoph, aber ganz heimlich, – gute Nacht!« Und nachdem er Schneckenkaschper den Auftrag gegeben hatte, ihm sein Pferd satteln und vorführen zu lassen, stahl er sich aus der Gesellschaft weg.
    Während er nun wartend auf dem dunklen Hofe stand, im Herzen froh über das Vollbrachte, hörte er jemand hinter dem großen Nußbaum sagen: »Du wolltest ja zählen; wieviel sind's denn bis jetzt geworden?«
    Darauf antwortete eine weibliche Stimme: »Ach, Steffen, viel zu viele, als daß ich sie hätte zählen können.«
    Dietrich von Remchingen lächelte still und brauchte sich den Kopf nicht zu zerbrechen, wem wohl diese zweite Stimme angehören mochte.
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