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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib
Autoren: Julius Wolff
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Leibeigenschaft der Würzburgerin betrieben haben ohne damit durchgedrungen zu sein. Aber vielleicht läßt er sich bewegen, seinen Vater noch einmal an die ihm obliegende Ausübung des Wildfangrechtes zu erinnern. Ich werd's mir überlegen, wie er wohl zur Erfüllung dieses Anliegens zu gewinnen wäre.«
    Steinecker brauchte sich das gar nicht erst zu überlegen, denn er wußte, daß dazu niemand geeigneter war als seine Tochter Jakobine, deren ihn gefahrlos dünkende Liebelei mit Ulrich ihm nicht verborgen geblieben war. Er hatte ihr bisher aus Mitleid mit der von Franz sitzen Gelassenen und nun bei dem Junker Trost und Ersatz Suchenden duldsam durch die Finger gesehen, jetzt aber kam ihm der listig gepflegte Stelldicheinverkehr der beiden sehr zupaß.
    Als er ihr nun seinen Wunsch, die Mitwirkung des Junkers zum Inkrafttreten des Wildfangrechtes zu veranlassen, unverblümt zu verstehen gab, heuchelte sie dreist: »Aber Vater, wie soll ich denn das anfangen? ja, wenn Hammichel noch lebte! Der war mir immer ein dienstwilliger Bote, wenn ich –« sie brach erschrocken ab, denn sie hätte sich beinahe verraten, zu was für Botschaften und Hilfsleistungen sie den Zwischenträger benutzt hatte. »Ich meine nur,« fuhr sie fort, verwirrt »ich habe doch gar keine Gelegenheit –«
    »Na, tu nur nicht so furchtbar unschuldig,« spöttelte er, »wirst' s wohl auch ohne Hammichel zuwege bringen.«
    »Sollte mich der Zufall einmal mit dem Junker zusammenführen, will ich ihn gern darauf anreden,« erwiderte sie, züchtig die Augen niederschlagend.
    »Schön! kannst auch dem Zufall ein paar Schritt entgegenkommen, mein kluges Töchterlein,« sagte er mit einem pfiffigen Gesichtsausdruck.
    Als ihr der Alte den Rücken gekehrt hatte, faßte sie mit den Händen rechts und links einen Saum ihrer Schürze, machte einen tiefen Knix hinter ihm her und sprach schalkhaft: »Wenn der gestrenge Herr Vater befehlen, wird die gehorsame Tochter nicht ermangeln, sich mit dem liebenswürdigen Junker über das Wildfangrecht aufs traulichste zu unterhalten.« –
    Auch Lutz Hebenstreit zögerte nicht, seinen und des Bürgermeisters Freund Florian Gersbacher von dem Vorfall in der Krone genau zu unterrichten.
    Bei seinem Besuche dort fragte er Florian und seine Frau vorerst nach dem Befinden Franzens. Sie konnten ihm die erfreuliche Auskunft geben, daß Franzens Wunde vollständig geheilt und er wieder arbeitsfähig sei, sich nur noch ein wenig schonen müsse.
    Agnete blickte ihn forschend an und sprach: »Lutz, um Euch nach Franzens Befinden zu erkundigen seid Ihr nicht hergekommen, Ihr wollt mit meinem Mann allein reden, nicht wahr? ich werde das Feld räumen.«
    »Nein, Agnete, bleibt hier!« erwiderte Lutz. »Was ich Florian zu sagen habe, könnt Ihr alles mit anhören, und Euer guter Rat kann uns in der kitzlichen Sache, die ich ihm vorzutragen habe, von großem Nutzen sein.« Und nun erzählte er ihnen, was er in der Elfuhrmesse erlebt hatte.
    Beide waren außer sich über die Rachgier und Bosheit derer, die mit Hammichel Stütze und Halt in ihrem ehrlosen Geschäftsbetriebe verloren hatten. Gersbacher schüttelte, hastig auf und ab schreitend, die geballten Fäuste und knirschte: »Wenn ich doch dem ganzen gottvergessenen Gesindel mit einem Knacks den Hals umdrehen könnte! Weiß Chrischtoph schon davon?«
    »Nein, er darf es auch nicht erfahren,« erwiderte Lutz.
    »Ja, wie soll er sich denn vor den Banditen schützen, wenn er nicht weiß, von welcher Seite sie ihn angreifen wollen?«
    »Lutz hat recht, Mann,« nahm Agnete das Wort. »Chrischtoph darf es noch nicht erfahren; er steht seinen Feinden desto unbefangener und unabhängiger gegenüber, je weniger er von ihrem Vorhaben weiß; schützen müßt ihr ihn, seine Freunde.«
    »Aber wie denn? womit denn?« fragte Lutz, sprang auf und stapfte nun auch erregt hin und her, sich dabei jedesmal in der Mitte des Zimmers mit Florian begegnend, daß von ihren wuchtigen Tritten der Fußboden dröhnte. Der eine hielt die Hände auf dem Rücken gefaltet, der andere fuchtelte mit den Armen in der Luft herum, und beide machten abwechselnd ganz haarsträubende Vorschläge zur Verteidigung Christophs. Aber was der eine riet, dem widersprach der andere, was dem einen gefiel, das behagte dem andern nicht, so daß sie zu keinem Entschlusse kommen konnten.
    Agnete blieb am Tische sitzen und hörte und sah besorgt den Wüterichen zu, die gleich zwei grimmigen Löwen in einem Käfig rastlos und
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