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Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Titel: Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)
Autoren: Susanna Kearsley
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rumgerannt zu sein heute.«
    »Tja, wenn ich ihn ließe, würde er den ganzen Tag rennen. Er mag keine Sekunde still sitzen.«
    Der Mann, der selbst ziemlich rastlos wirkte, offenbar auch nicht. »Dann lasse ich Sie mal wieder gehen«, sagte ich. »Danke für Ihre Hilfe.«
    »Keine Ursache«, versicherte er mir und entfernte sich mit dem Spaniel.
    Der hart gefrorene Fußpfad erstreckte sich vor ihnen in Richtung See, und dahinter erhob sich die dunkle Ruine vor den dahinjagenden Wolken. Plötzlich verspürte ich den Drang, den Wagen zu lassen, wo er war, und dem Mann mit dem Hund zu folgen, um das Tosen des Meers unter der verfallenen Burg zu hören.
    Doch ich war ja verabredet.
    Also stieg ich widerstrebend wieder in den Wagen, steckte den Schlüssel ins Schloss und machte mich auf den Weg in Richtung Norden.
    »Du bist mit den Gedanken ganz woanders«, rügte mich Jane.
    Wir saßen in ihrem Zimmer im ersten Stock ihres Hauses in Peterhead, umgeben von Tapeten mit kleinen Rosenblütenketten. »Nein, ich …«, begann ich lächelnd.
    »Carolyn McClelland«, erwiderte sie und benutzte meinen vollen Namen, wie sie es immer tat, wenn sie glaubte, mich bei einer Lüge ertappt zu haben, »ich bin jetzt seit sieben Jahren deine Agentin, mir kannst du nichts erzählen. Denkst du über das Buch nach?« Sie sah mich fragend an. »Ich hätte dich nicht hierherbitten sollen, stimmt’s? Nicht jetzt, wo du mitten in der Geschichte steckst.«
    »Ach was. Es gibt Wichtigeres auf der Welt als das Schreiben.« Ich beugte mich über das in Decken gewickelte schlafende Baby auf ihrem Schoß. »Ein wirklich hübsches Kerlchen.«
    »Ja, nicht?« Stolz folgte sie meinem Blick. »Alans Mum sagt, er sieht genauso aus wie Alan in dem Alter.«
    »Ich finde, er ist dir ähnlicher. Schau dir doch bloß mal die Haare an.«
    »Tja, mein Gott, die Haare, der arme kleine Kerl«, seufzte sie und strich über den kupferfarbenen Flaum auf seinem Köpfchen. »Ich hatte gehofft, dass ihm die erspart bleiben würden. Er kriegt später sicher jede Menge Sommersprossen.«
    »Aber die sind einfach süß bei kleinen Jungs.«
    »Sag ihm das, wenn er sechzehn ist und mich verflucht.«
    »Gegen seinen Namen kann er jedenfalls nichts einwenden. Jack klingt stark und männlich.«
    »Das war die reine Verzweiflung. Ich wollte eigentlich einen schottischeren, aber Alan ist stur geblieben. Bei jedem neuen Vorschlag sagte er: ›Nein, wir hatten mal einen Hund, der so hieß.‹ Und das war dann das Ende der Diskussion. Ehrlich, Carrie, eine Weile dachte ich, wir müssten ihn ›Baby Boy Ramsay‹ nennen.«
    Zum Glück einigten sich Jane und Alan am Ende immer, und so hatte heute die Taufe des kleinen Jack Ramsay stattgefunden, zu der ich als Patin gerade noch rechtzeitig eingetroffen war. Dass ich ab Cruden Bay jede Geschwindigkeitsbegrenzung übertreten hatte, schien den Kleinen allerdings ganz und gar nicht zu beeindrucken. Er war bei meinem Anblick eingeschlafen und nicht einmal aufgewacht, als der Geistliche seine Stirn mit Wasser benetzt hatte.
    »Ist er immer so ruhig?«, fragte ich jetzt.
    »Dass ich ein ruhiges Baby haben könnte, hättest du wohl nicht gedacht, was?«, fragte Jane, die um ihr eigenes Temperament wusste, ein wenig spöttisch. Sie war ausgesprochen willensstark und so lebhaft, dass ich mir neben ihr manchmal fast fade vorkam. Mit ihrer Energie konnte ich nicht mithalten.
    Aus genau diesem Grund arbeiteten wir so gut zusammen. Ich selbst hatte kein sonderlich gutes Händchen bei Verhandlungen mit Verlagen, weil ich zu schnell nachgab. Mir waren Auseinandersetzungen zuwider, weshalb Jane meine Kämpfe für mich ausfocht und ich im Alter von einunddreißig Jahren vier Bestseller vorzuweisen hatte, die es mir erlaubten zu leben, wo und wie ich wollte.
    »Was ist mit dem Haus in Frankreich?«, fragte sie. »Du bist immer noch in Saint-Germain-en-Laye?«
    »Alles bestens, danke. Ja, ich bin nach wie vor dort. So kriege ich die Details richtig hin. Der Palast spielt eine zentrale Rolle für die Handlung.« Saint-Germain war das Geschenk des französischen Königs an die schottischen Stuart-Herrscher für die ersten Jahre ihres Exils. Dort hielten der alte und der junge King James mit ihren treuen Anhängern Hof, die drei Mal glücklos mit dem schottischen Adel Jakobitenaufstände anzuzetteln versuchten. Im Mittelpunkt meiner Geschichte sollte Nathaniel Hooke, ein Ire in Saint-Germain, stehen, der mir der perfekte Held für den Roman zu sein
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