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Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Titel: Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)
Autoren: Susanna Kearsley
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Danke, dass Sie sich herbemüht haben. Ich bin Carrie McClelland.«
    »Erfreut.« Er erwiderte meinen Händedruck. »Aber ich bin nicht Mr. Keith, das war mein Vater. Der ist seit zwanzig Jahren tot. Nennen Sie mich Jimmy.«
    »Tja, dann Jimmy.«
    Nun stellte sich auch Jane vor und zog sofort das Gespräch an sich. Ich ließ sie und Jimmy Keith vorangehen, nachdem er die nach innen schwingende Tür aufgeschlossen hatte.
    Zuerst wirkte es im Innern sehr düster, doch als Jimmy die klappernden Rollläden hoch- und die Vorhänge zurückzog, sah ich, dass der Raum zwar klein, aber gemütlich war: abgetretene Perserteppiche auf dem Boden, zwei Sessel und ein Sofa sowie ein langer Holztisch mit Stühlen. Die Küche, die ein wenig an eine Schiffskombüse erinnerte, befand sich am einen Ende des Cottage. Es gab nicht viele Schränke darin und auch keine große Arbeitsfläche, aber alles war an seinem Platz und zweckmäßig eingerichtet, vom Spülbecken mit der Abtropffläche aus Edelstahl bis zu dem kleinen Elektroherd, der offenbar den alten, kohlenbefeuerten Aga in der Kaminnische an der hinteren Wand ergänzen sollte.
    Dieser Aga-Herd funktioniere immer noch, versicherte mir Jimmy. »Manchmal ziert er sich ein bisschen, aber den Raum heizt er ordentlich, und er spart Strom.«
    Jane, die an der Eingangstür stand, meinte, das sei praktisch. »So ein Ding hatte ich damals, in meiner ersten Wohnung, auch«, fügte sie hinzu.
    Nun entdeckte ich den kleinen schwarzen Stromzähler über der Tür. Solche Geräte kannte ich nur aus Erzählungen.
    Auch Jimmy Keith hob den Blick. »Aye«, sagte er zustimmend, »so was sieht man heutzutage nicht mehr oft.«
    Man brauche Fünfzig-Pence-Münzen dafür, erklärte er, die man hineinwerfe wie in eine Parkuhr – wenn man keine mehr habe, schalte sich der Strom ab. »Aber keine Sorge«, sagte er, er könne mir eine Rolle Münzen verkaufen, und wenn die aufgebraucht seien, komme er vorbei, um das Gerät zu öffnen, sie herauszuholen und mir aufs Neue zu verkaufen.
    Jane wandte sich dem Rest des Cottage zu. Viel gab es nicht zu sehen, lediglich ein eher kleines Schlafzimmer am hinteren Ende und ein erstaunlich großes Bad mit frei stehender Wanne und gelbem Boiler, um den herum offene Fächer für die Aufbewahrung und das Trocknen von Handtüchern angebracht waren.
    Jane trat neben mich. »Und, wie findest du’s?«
    »Mir gefällt’s.«
    »Ein bisschen spartanisch, meinst du nicht?«
    »Beim Arbeiten brauch ich nicht viel.«
    Jane wandte sich Jimmy Keith zu. »Und wie viel Miete wollen Sie dafür?«
    Die Verhandlungen überließ ich gern ihr, die mir mehr als einmal gesagt hatte, wie ungeschickt ich mich bei so etwas anstelle. Was die Dinge kosteten, interessierte mich nicht sonderlich. Ich ließ mir den Preis nennen, und wenn ich das Geld hatte, zahlte ich ihn. Mir war anderes wichtiger.
    Während sich Jane mit Jimmy unterhielt, ging ich zurück ins Wohnzimmer und schaute durchs Fenster hinaus auf die Landspitze, das Meer und die Ruine von Slains.
    Wieder nahmen die Figuren meiner Geschichte vor meinem geistigen Auge Gestalt an – plötzlich erahnte ich ihre Stimmen und Bewegungen, als befänden sie sich im selben Raum wie ich.
    Eigentlich hatte ich erwartet, dass Nathaniel Hooke mir am meisten zu sagen hätte, doch am Ende kamen die Worte, die ich vernahm, nicht von ihm, sondern von einer Frau.
    »Dieser Ort hält mein Herz in seinem Bann«, sagte sie. »Ich kann hier nicht weg.«
    Ich kann hier nicht weg.
    Dann verstummte sie. Doch dieser eine Satz blieb mir, wiederholte sich wie eine Litanei, so eindringlich, dass ich, als Jane und Jimmy Keith sich geeinigt hatten und sich erkundigten, wann ich einziehen wolle, fragte: »Könnte ich gleich heute Abend herkommen?«
    Die beiden sahen mich an, als hätte ich den Verstand verloren.
    »Heute Abend?«, wiederholte Jane. »Aber deine Sachen sind doch noch bei uns, und du fliegst morgen zurück nach Frankreich, oder?«
    »Geputzt ist auch nicht«, gab Jimmy Keith zu bedenken.
    Natürlich hatten sie recht, und ein oder zwei Tage machten kaum einen Unterschied, das wusste ich. Also verabredeten wir uns für den Mittwoch. Doch als wir die Tür des Cottage hinter uns schlossen, meinte ich, einen Verrat zu begehen.
    Dieses Gefühl wurde ich während der ganzen Fahrt nach Peterhead und auch in meiner letzten Nacht bei Jane, Alan und dem kleinen Jack nicht los. Am nächsten Morgen wählte ich bewusst die Straße an der Küste entlang und durch
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