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Das Schmetterlingsmädchen - Roman

Das Schmetterlingsmädchen - Roman

Titel: Das Schmetterlingsmädchen - Roman
Autoren: Laura Moriarty
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Brooks’ Coq au Vin für die Nachwelt zu erhalten! Sie ist zwar ein bisschen schräg, aber ich muss sagen, dass sie erstklassig schreibt. Im Objectif und Sight and Sound sind Artikel von ihr erschienen, und beide waren wirklich gut. Aber berühmt ist sie vor allem dafür, wer sie einmal war. Wie auch immer, ich dachte, es würde dich sicherlich interessieren. Wenn ich heimkomme, besuche ich dich vielleicht in Wichita, und du kannst mir ein bisschen über sie erzählen. Wenn ich Leuten erzähle, dass meine Großmutter in Kansas Louise Brooks’ Anstandsdame war, glaubt mir keiner. Ich hoffe, dir und Onkel Joseph geht es gut.
    Alles Liebe,
    Walt
    Cora war froh und erleichtert. Während sie sich ausgemalt hatte, dass Louise von Barhockern fallen würde, bis sie allein und vergessen starb, wurde Louise in Wirklichkeit in Paris gefeiert. Das Leben konnte tatsächlich sehr lang sein. Offensichtlich trank Louise immer noch und warf mittlerweile Hühnchen aus Fenstern, aber was hatte es mit diesen Artikeln in Filmmagazinen auf sich? Entweder war sie gelegentlich nüchtern, oder sie konnte in betrunkenem Zustand hervorragend schreiben.
    Auch nach ihrem fünfundsiebzigsten Geburtstag fühlte sich Cora weder alt noch gebrechlich. Sie engagierte sich immer noch tatkräftig für das Haus der Güte . Dass Joseph nach wie vor bei guter Gesundheit war, schien nicht weiter überraschend, da er abgesehen von dem schlimmen Sturz auf dem Eis kaum jemals auch nur eine Erkältung hatte. Aber Cora hatte sich nie für einen besonders robusten Menschen gehalten, und als ihr auffiel, dass die Leute, die in den Todesanzeigen standen, zum Teil jünger als sie waren, wurde ihr klar, dass auch ihr Ende sich allmählich nähern könnte. Aber Jahr für Jahr blieb sie wohlauf und hatte einen gesunden Appetit, und obwohl sie Angst hatte, zu stürzen und sich den Hüftknochen zu brechen, was praktisch jeder alten Frau, die sie kannte, passierte, blieb sie davon verschont. Trotz ihrer Sorgen und Resignation stand sie jeden Morgen auf und fühlte sich mehr oder weniger wie immer.
    Ihr Arzt, der aussah, als wäre er auf die Welt gekommen, als sie fünfzig wurde, fragte sie, ob ihre Familie besonders langlebig war. »Sind Ihr Vater oder Ihre Mutter sehr alt geworden? Sie sind immer noch bei sehr guter Gesundheit.«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Cora. »Ich wurde adoptiert.«
    »Hm.« Er kritzelte etwas auf ihr Krankenblatt. »Nun, wer sie auch waren, sie haben Ihnen gute Gene mitgegeben. Sie laufen wie ein Uhrwerk.«
    Sie war neunundsiebzig, als Senator Frank Hodge im Senat von Kansas eine Gesetzesvorlage einbrachte, die den Gesundheitsbehörden vorschrieb, jedem Bürger von Kansas auf Anfrage Informationen über Empfängnisverhütung zu geben. Hodge war nicht unbedingt einer von Coras Lieblingen, weil er klargemacht hatte, dass er an diesem Gesetz eher interessiert war, um die Sozialausgaben für Kinder aus einkommensschwachen Familien zu kürzen, als die Gesundheit und Würde von Frauen zu gewährleisten. Aber welche Beweggründe es auch sein mochten, sie hielt das Gesetz für eine gute Sache und unterstützte es, nicht nur finanziell, sondern auch mit persönlichem Einsatz. Sie bot an, über das Ausmaß des Elendes, das sie im Haus der Güte erlebt hatte, und die verheerenden Auswirkungen von Lysol als Prophylaxe auszusagen. Aber ihre Aussage wurde nie erbeten. Zuerst glaubte sie, dass sie, eine weißhaarige Witwe mit Vermögen, vielleicht nicht das beste Gesicht für die Kampagne war. Wie sich herausstellte, sagte während der Anhörungen nicht eine einzige Frau aus.
    Sie tat, was sie konnte. Sie traf sich mit Abgeordneten, die Alan gekannt hatten, sie schrieb Briefe, und sie bat alte Freunde, dasselbe zu tun. Viele lehnten glatt ab, darunter Frauen, die jünger als sie selbst waren. Inzwischen war es 1965, und Geburtenkontrolle war immer noch ein heißes Eisen. Ein Sprecher des katholischen Bischofs von Kansas sagte in einem Zeitungsinterview, dass das Gesetz im Grunde »staatlich geförderten Ehebruch, staatlich geförderte Promiskuität und staatlich geförderte Geschlechtskrankheiten« darstelle. Raymond warnte Cora, dass ihre Bemühungen vergeblich wären, da das Gesetz kaum angenommen würde. Der Wichita Eagle unterstützte den Antrag, aber das Advance Register drohte, jeden Senator, der für das Gesetz stimmte, namentlich zu nennen, und warnte vor dem Ende von Karrieren. Letzten Endes ging das Gesetz durch, wenn auch ohne die Stimme des
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