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Das Schmetterlingsmädchen - Roman

Das Schmetterlingsmädchen - Roman

Titel: Das Schmetterlingsmädchen - Roman
Autoren: Laura Moriarty
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trotzdem nicht bei guter Gesundheit war. Lungenemphysem. Aber ihr Buch war fantastisch. Es waren nicht nur Memoiren, sondern eine Sammlung von Essays, einige über ihr eigenes Leben, andere über die Filmindustrie und die Berühmtheiten, die sie gekannt hatte. Sie hatte im Esquire und in der New York Times begeisterte Kritiken bekommen. Alle waren tief beeindruckt von ihrem Stil, ihrer scharfen Beobachtungsgabe und ihrem Witz.
    »Ich besorge dir eine Ausgabe«, versprach er. »Es wird dir bestimmt gefallen.«
    Cora bedankte sich bei ihm. Sie konnte nicht mehr lesen, aber Greta las ihr (manchmal) vor, wenn sie zu Besuch kam, und machte wie Walts erstaunlicher kleiner Videorekorder eine Pause, wenn Cora eindöste. Und sie freute sich wirklich, dass es dieses Buch gab, dass Louise, kaum dass sie am Boden lag, erneut aufblühte. Und das mit sechsundsiebzig! Vielleicht hatte sie so lange gebraucht, um festzustellen, dass mehr an ihr war als Jugend und Schönheit, der Ehrgeiz ihrer Mutter, die äußeren Umstände. Vielleicht hatte ihr geliebter Schopenhauer recht: Im Alter ließ man die Masken fallen.
    Greta kam nicht mehr dazu, ihr Louises Buch vorzulesen. Nicht lange nach dem Besuch ihres Enkels erlitt Cora einen Schlaganfall, und sie verbrachte ihre letzten Tage im Bett, im Halbdämmer ihrer Erinnerungen, zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Sie konnte außer grauen Schatten nichts sehen, aber sie wusste, dass Greta und Earle bei ihr waren, ihre Kinder, eines auf jeder Seite des Bettes.
    »Tante Cora?«, sagte Greta. »Kannst du mich hören? Cora?«
    Sie konnte nicht sprechen, konnte die Worte nicht formen, aber sie konnte hören – sie konnte ihren Namen hören. Und das leise Rumpeln eines Zuges. Sie lag nicht in ihrem Zimmer, sondern im Krankenhaus, auf einem Bett mit kratzigen Decken, und es waren piepsende Geräusche und fremde Stimmen zu hören. Und immer lauter hörte sie den Zug. Vielleicht waren in der Nähe des Krankenhauses Bahngleise, und jedes Mal, wenn ein Zug vorbeiratterte, fühlte sie leichte Vibrationen, nicht so stark, dass die Fensterscheiben klirrten, aber stark genug, dass sie sich an das Gefühl erinnerte, im Zug zu sitzen, sanft, aber unaufhaltsam davongetragen zu werden.
    »Ja«, sagte sie. »Ich höre dich.«
    Die Stimme einer Frau, unbekannt, aber freundlich. »Wie heißt du?« Eine Hand auf ihrer Schulter. »Kannst du mir deinen Namen sagen?«
    Das konnte sie. Sie war Cora, wer sonst. Sie war jede Cora, die sie jemals gewesen war: Cora X, Cora Kaufmann, Cora Carlisle. Sie war ein Waisenkind auf einem Dach, ein Mädchen, das Glück gehabt hatte, in einem Zug, eine innig geliebte Tochter. Sie war eine schüchterne Braut mit siebzehn, eine traurige, resignierte Ehefrau, eine liebende Mutter, eine verbitterte Anstandsdame, eine verstoßene Tochter. Sie war eine Liebende und eine Frau, die Unzucht beging, eine Lügnerin und geschätzte Freundin, eine Tante und liebevolle Großmutter, eine Kämpferin für die Schwachen und eine Frau, die sich spät im Leben dafür eingesetzt hatte, Vernunft über Angst siegen zu lassen. Selbst in diesen letzten ruhigen Stunden im Schwebezustand zwischen Ankunft und Abschied wusste sie, wer sie war.

Danksagung
    Ich danke den Menschen, die mir bei den Recherchen für dieses Buch geholfen haben. Al Jenkins war so nett, meine Fragen über Autos im Jahr 1922 zu beantworten. Tracy Floreani half mir bei dem Italienisch der Frau im Drugstore. Eric Cale und Jami Frazier Tracy vom Wichita-Sedgwick County Historical Museum vermittelten mir ein Bild vom Inneren der Union Station in Wichita. Kathryn Olden, alteingesessene Bewohnerin von Wichita und eine wundervolle Gesprächspartnerin, traf sich mit mir, um über ihre Erinnerungen zu sprechen. Alice Lieberman stellte den Kontakt zu Ann Kuckelman Cobb her, die meine Fragen über die Risiken bei Geburten Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts beantwortete.
    Einige der Bücher und Dokumente, die ich während der Arbeit an meinem Buch gelesen habe:
    Lulu in Hollywood von Louise Brooks
    Louise Brooks: Eine Biographie von Barry Paris
    Louise Brooks: Lulu Forever von Peter Cowie
    Wichita: The Magic City von Craig Miner
    The Damned and the Beautiful von Paula S. Fass
    Only Yesterday: An Informal History of the 1920’s von Frederick Lewis Allen
    1920’s Fashions von B. Altman and Company (Dover Publications)
    The Historical Atlas of New York City von Eric Homberger
    We Rode the Orphan Trains von Andrea Warren
    Tears on Paper: The
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