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Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)

Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)

Titel: Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)
Autoren: Jörg Benne
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konnte ihn aber nirgends entdecken. Der Vanamir bemerkte das. »Mein Del-Sari ist auf dem Weg in unsere Stadt, um von Eurer Ankunft zu berichten.«
    »Ist das hier so eine Art Wachturm?«, fragte Tristan.
    »Richtig. Normalerweise sind immer zwei von uns hier, doch viele meines Volkes sind in der großen Schlacht gefallen, daher muss ich allein hier Wache halten. Gegen Morgen wird jemand kommen, um mich abzulösen, dann kann ich Euch in die Stadt führen. Einstweilen bitte ich Euch um Geduld. Ich muss wieder hinauf und die Gegend beobachten.« Der Vanamir zeigte auf den Edelstein vor seinen Augen. Offenbar war das so eine Art Nachtsichtgerät. »Auf der anderen Seite der Plattform findet Ihr ein Strohlager und etwas zu essen. Esst und schlaft.« Damit nickte er Tristan noch einmal zu und kletterte dann die Leiter hinauf, zurück auf seinen Posten.
    Tristans Augen hatten sich mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt und im durch das Blätterdach sickernden Licht der Monde konnte er genug erkennen, um auf der Plattform den Stamm zu umrunden. Dort fand er ein Häufchen Stroh vor, das ein wenig an ein Vogelnest erinnerte. Daneben lag eine Schale mit Früchten, die Tristan aus seiner Zeit im Haus der Paladine zu kennen glaubte. Er nahm sich zwei davon und setzte sich mit dem Rücken an den Baum. Große Erleichterung machte sich in ihm breit. Nun hatte er die Vanamiri gefunden, morgen würde er in ihre Stadt gehen und dort würde sich sicher eine Lösung für seine Probleme finden lassen. Womöglich konnte er das Amulett sogar in ihrer Obhut lassen und zur Erde zurückkehren. Und falls nicht, konnten die Vanamiri sicherlich mit ihren Del-Sari herausfinden, wo sich Meister Johann aufhielt.
    Das Obst war köstlich und Tristan ließ es sich schmecken. Obwohl er sich dank des Amuletts körperlich immer noch fit fühlte, überkam ihn eine geistige Müdigkeit und so schlief er, kurz nachdem er sich satt gegessen hatte, an den Baum gelehnt ein.

    Norwur weckte ihn, als die Sonne sich gerade über den Horizont schob. Ohne sein skurriles Nachtsichtgerät sah der Vanamir nun aus wie alle anderen Mitglieder seiner Spezies, die Tristan bislang kennengelernt hatte. Zumindest auf den ersten Blick. Bei genauerem Hinsehen fielen Tristan aber einige weiße Federn zwischen den bräunlichen auf, die Norwurs Gesicht bedeckten und statt der Hosen, die die anderen Vanamiri angehabt hatten, wurden Norwurs Beine von einer Art Rock verhüllt.
    Der Vanamir hielt ihm eine Schale mit Wasser hin und Tristan nahm sie dankend und trank gierig.
    »Die Ablösung muss bald kommen«, erklärte Norwur.
    »Wie weit ist es denn bis zu eurer Stadt?«, fragte Tristan.
    »Genau ein halber Tagesmarsch. Dies ist einer von zwölf Wachbäumen, die wir rund um die Stadt gepflanzt haben. Alle genau im selben Abstand vom Stadtzentrum.«
    »Wie heißt die Stadt denn?«
    Norwur legte den Kopf schief und sah Tristan eine Weile schweigend an. Womöglich ein Ausdruck von Verwunderung, doch die Mimik des Vanamirs blieb unverändert. »Sie hat keinen Namen«, erwiderte Norwur schließlich. »Es ist die Stadt von Selrons Volk.«
    Tristan runzelte die Stirn. »Aber wenn Hochlord Selron stirbt – ich meine, wenn jemand anderer Hochlord eures Volkes wird, dann heißt die Stadt anders?«
    Wieder sah Norwur ihn lange an. Der starre Blick seiner nur selten blinzelnden Augen war Tristan unangenehm und er bereute es schon, die Frage überhaupt gestellt zu haben. »Ihr Menschen seid seltsam«, sagte Norwur nachdenklich. »So kurzlebig und doch strebt ihr nach Konstanten in eurem Leben. Wir Vanamiri sind ein Volk des Waldes, unsere Umgebung verändert sich ständig, nichts bleibt, wie es ist. Warum sollte die Stadt, die in hundert Jahren ganz anders aussieht als heute, immer noch genauso heißen? Sie ist die Stadt unseres Volkes, das ist das Einzige, was bleibt. Und was Hochlord ...«
    Ein trillerndes Geräusch von unten unterbrach ihn. Norwur antwortete mit demselben Geräusch, öffnete die Luke und warf die Strickleiter hinab. Kurz darauf kletterte ein zweiter Vanamir auf die Plattform und nahm sich ein ähnliches Nachtsichtgerät vom Gesicht, wie es Norwur getragen hatte. Die beiden begrüßten sich, indem sie einander jeweils die rechte Hand auf die linke Schulter legten und den Kopf neigten. Norwur stellte Tristan den Neuankömmling als Valmar vor.
    Valmar nickte Tristan nur kurz zu und stieg ohne ein weiteres Wort die Leiter nach ganz oben. Norwur nahm einige Dinge an sich und
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