Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)

Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)

Titel: Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)
Autoren: Jörg Benne
Vom Netzwerk:
Schneise in den Wald gerissen und einige Bäume umgeworfen. Der Anblick des Drachen ließ Tristan Schlimmes befürchten, die Beine hatte die Echse von sich gestreckt, die Flügel waren verknickt. Tristan eilte zu ihm.
    Aus der Nähe sah es noch schlimmer aus. Der linke Flügel war zweifellos mehrfach gebrochen, die lederne Haut zerrissen. Auch eines der linken Beine stand in unnatürlichem Winkel ab. Tristan lief um den Drachenleib herum und hielt den Atem an, als er vorn ankam. Offensichtlich war auch der Linke der beiden Hälse mehrfach gebrochen, aus den Nüstern des Schädels tropfte Blut und die Augen starrten blicklos ins Leere. Eilig führte Tristan den erstbesten Heilzauber aus, der ihm einfiel, doch er bewirkte augenscheinlich nichts.
    Der rechte Schädel war unter einem Baum begraben, der zwar den Absturz gebremst hatte, aber dabei umgeknickt und auf den Drachen gestürzt war. Tristan wuchtete den mächtigen Stamm dank der Paladinenkräfte spielend hoch und schob ihn zur Seite. Erleichtert hörte er, wie aus den Nüstern des Drachenkopfes schnaubend Luft entwich. Noch einmal wählte Tristan einen Heilzauber, tippte diesmal sogar mehrfach auf das größte Stärkemal und schoss den Heilstrahl auf den rechten Schädel ab. Für einen winzigen Moment spürte Tristan, wie viel Energie ihn dieser Zauber kostete, dann war da wieder die vertraute, unerschöpfliche Kraft des Amuletts. Aber hatte der Zauber auch gewirkt?
    Smurks rechter Schädel schlug die Augen auf. »Seid Ihr wohlauf, Meister Tristan?« Seine Stimme war nur ein schwaches Flüstern.
    »Ja, mein Schutzzauber hat mich gerettet. Wie schlimm ist es bei euch? Ich habe versucht, euch zu heilen.«
    »Wir werden sterben«, sagte Smurk matt. »Paladinenzauber wirken nicht auf Drachen, deshalb hat Euer Schild uns nicht schützen können und auch Eure Heilzauber werden uns nicht retten.« Mühsam drehte er den Kopf, um den anderen Schädel sehen zu können. »Er ist schon tot«, seufzte er traurig. »Wenn diese Pfeile nicht gewesen wären ...«
    »Aber kann ich denn nichts für euch tun?«, fragte Tristan verzweifelt und seine Kräfte kamen ihm plötzlich unglaublich nutzlos vor.
    »Geht, Meister Tristan. Geht zu den Vanamiri, bevor die Nekromanten kommen.«
    »Ich soll euch zurücklassen? Nein, es gibt noch viele Heilzauber, einer hilft bestimmt, ich probiere ...«
    »Geht!«, donnerte Smurk so laut, dass Tristan zusammenzuckte. Als der Drache weitersprach, war seine Stimme jedoch noch kraftloser als zuvor. »Ihr dürft das Amulett nicht gefährden. Seit Jahrhunderten haben wir es bewacht, auf keinen Fall dürft Ihr nun wegen uns hier warten und den Vorsprung riskieren, den Ihr vor den Nekromanten habt. Geht!«
    »Aber wohin? Ich sollte das Amulett zu Meister Johann bringen und dann in meine Welt zurückkehren. Jetzt brennt Nephara, wer weiß, ob Johann noch dort ist. Wohin soll ich also gehen? Wo sind die Vanamiri? Smurk? Smurk, hört ihr mich?«
    Der Drache hatte die Augen geschlossen. Die Atemzüge aus seinen Nüstern kamen nur noch rasselnd und unregelmäßig. Tristan war so, als hörte er noch einmal ein zischendes »Geht!«, dann blähten sich die Nüstern ein letztes Mal auf und erschlafften endgültig.

    Tristan stand eine Weile da wie betäubt. Vor einer halben Stunde hatte er noch gedacht, sein Abenteuer sei bald beendet und nun war er nicht nur immer noch hier, er war auch zum ersten Mal, seitdem er Martin getroffen hatte, wieder ganz allein, und vor allem hatte er zum ersten Mal kein Ziel. Was sollte er tun, wohin sich wenden?
    Er spürte, wie ihm die Tränen kamen, und versuchte sich zusammenzureißen. Er war sechzehn und ein Paladin, da heulte man nicht mehr wie ein kleiner Junge. Doch je mehr er sich gegen die Tränen sträubte, desto größer wurde die Verzweiflung und schließlich brachen sie aus ihm heraus und er weinte hemmungslos.
    Es dauerte ein paar Minuten, bis er seine Gefühle wieder unter Kontrolle hatte. Er atmete einige Male tief durch, wischte sich die Augen und zwang sich zu überlegen. Was sollte er nun tun?
    Das Portal aktivieren, hindurchgehen und seinen Vater suchen? Aber der war sicher schon auf dem Weg ins Krankenhaus, und selbst wenn er noch im Büro war, wollte Tristan ihn bestimmt nicht aufhalten. Svenja zu heilen war jetzt das Wichtigste. Und dort im Büro auf seinen Vater warten konnte er auch nicht. Wenn in der Zeit die Nekromanten kamen und das Amulett hier fanden, gab es keinen Weg mehr zurück. Zu Fuß würden sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher