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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)
Autoren: Götz Justus
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furchtsam das umliegende Gelände zu beobachten. Der Überfall hatte Spuren hinterlassen.
    Der Oberleutnant verließ die Zufahrt zum Fort und ließ den Bus unter ausladenden Bäumen ausrollen. Sander, Igor und Cannon streckten stöhnend die schmerzenden Rücken. Ihre vor Kälte erstarrten Finger wollten sich kaum von den Kalaschnikows lösen. Igor meldete sich als erster zu Wort: „Ich muß mal!“
    Der Oberleutnant hatte für derart menschliches Anliegen in diesem Moment keinerlei Verständnis. Ohne sich umzudrehen raunzte er von vorn, alles hätte im Bus zu bleiben, bis er das Zeichen zum Verlassen gäbe. Sie sahen, wie der Feldwebel mit dem GPS hantierte und dem Oberleutnant die Koordinaten, Zahl für Zahl, durchgab, die dieser wiederum per Satellitentelefon an irgendeine Stelle weiterleitete. Nachdem die Durchsage beendet war, schaute er auf die Uhr. „Ich bitte unsere Gäste, einen Moment zuzuhören!“ Er horchte in die Dunkelheit des Hecks, wartete vergeblich auf eine Bestätigung. Die Männer waren zu sehr mit sich beschäftigt.
    „Doktor Sander! Igor! Mister Cannon! Hallo da hinten!“
    „Ja bitte?“ Das war Sander.
    „Hört einen Moment zu! Wir haben zwanzig nach zwei Pakistan Standard Time. Ich glaubte, wir seien spät, aber offensichtlich ist euer Empfangskomitee noch später dran. Jedenfalls sehe ich hier niemanden. Wir bleiben vorläufig im Bus, sichern vom Bus aus. Wir sind hier mitten im Stammesgebiet, da ist es ratsam, beweglich zu bleiben, sich jederzeit absetzen zu können. Igor, du kannst pinkeln gehen. Bleib aber in der Nähe. Heinz, du gehst mit und sicherst. Muß noch jemand?“ Nur der Feldwebel schloß sich den beiden an. „Bernd, mach flott! Ich brauch dich …“
    Offensichtlich meldete sich jemand über den Äther, denn abrupt unterbrach der Oberleutnant seinen Spruch, lauschte statt dessen mit erkennbarer Konzentration dem Funkspruch und kommentierte ihn militärisch knapp: „Panthersprung … jawohl, sind am Zielort … ein Verletzter, Oberschenkeldurchschuß, transportfähig … Koordinatenabgleich! … Positiv. Zeit? … ich wiederhole: 02:50 PST. … verstanden. Ende.“
    Wolf spähte in das Dunkel des rückwärtigen Fahrgastraums. „Ihr da hinten, ihr sichert Richtung Zufahrt, Bernd und Heinz, ihr nach vorn. Dirk, schau nach, was unser Patient macht!“
    Der Unteroffizier kam mit dem Erste Hilfe-Koffer nach hinten. „Na, Gerd, wie schaut‘s aus? Schmerzen?“
    Der Hauptgefreite antwortete matt: „Nicht der Rede wert.“ Der Mann log, daß sich die Balken bogen. Auf seiner Stirn glänzte trotz der Kälte ein Anflug kalten Schweißes. Die ungedämpften Schläge des Fahrwerks müssen für ihn eine Tortur gewesen sein. Dennoch gab er sich kämpferisch. Er wollte keine Sonderbehandlung. „Habt ihr mein Gewehr?“
    Der Unteroffizier nickte. „Es ist vorne.“
    „Dann bringt es mir, ich will es hier haben!“
    „Paß auf, erst bekommst du einen neuen Verband, dann deine ‚Braut‘. Hältst du das so lange aus?“
    Der Hauptgefreite grinste gequält. „Klar. Mach zu!“
    Der Unteroffizier öffnete den Koffer und machte sich an die Arbeit. Sander schaute ihm zu, bis die Ausflügler – um ihre Last erleichtert – den Bus erklommen. Der Oberleutnant wies den Feldwebel an, die Führung zu übernehmen. Er kam nach hinten, schob Igor, die Hände auf dessen Schultern, vor sich her. Das war keine negative Geste, vielmehr Ausdruck der Anerkennung, als wolle er sagen: ‚Gut gemacht, Jungs!‘ Er beugte sich über den Gefreiten, fühlte dessen Stirn. „Alter, das wird wieder. Wir setzen dich in Kabul ab, dort hast du die beste Versorgung. Kommende Woche will ich dich wieder bei uns sehen!“
    Es war beeindruckend zu erfahren, daß der Oberleutnant mindestens so vollkommen lügen konnte, wie der Hauptgefreite. Er tätschelte Gerds Wange, dann wendete er sich den Schutzbefohlenen zu. „Männer, ich hab‘ mich bei euch noch nicht bedankt. Eigentlich müßte ich euch zusammenscheißen, denn ihr habt euch nicht an meine Anweisung gehalten! Die lautete ‚Waffengebrauch nur zur Selbstverteidigung‘. Nun gut, dafür habt ihr mir das Leben gerettet. Deshalb will ich ein Auge zudrücken. Ausnahmsweise!“ Sie konnten in der Dunkelheit das Weiß seiner Zähne erkennen. Der Oberleutnant lächelte. Es war ein Lächeln voller Dankbarkeit, wie sich sogleich herausstellte. „Scherz beiseite – das war große Klasse! Zwei Schuß gleichzeitig, bei diesen Lichtverhältnissen voll ins jeweilige
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