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Das sag ich dir

Das sag ich dir

Titel: Das sag ich dir
Autoren: Hanif Kureishi
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er kurz die Ohrstöpsel heraus und sagte: »Mustaq - dieser Sänger. Er hat mir ein paar Akkorde gezeigt und mir erzählt, was er spielen will, Zeug über Pakis, Paranoia und Selbstmörder. So ähnlich wie das, was Bruce Springsteen in den USA macht. Wenn er aufnimmt, will er mich ins Studio einladen, um mir zu zeigen, wie alles funktioniert. Du fährst mich doch hin, oder?«
    Der Tag hatte mich geschafft. Ich setzte erst Karen und dann Rafi ab. Als Rafi geklingelt hatte und Josephine öffnete, lächelte und mir winkte, fuhr ich davon. Doch anstatt sofort nach Hause zurückzukehren, parkte ich das Auto irgendwo, um Ajita anzurufen und zu erfahren, was sie über diesen Tag dachte.
    Sie kicherte. »Es war lustig«, sagte sie. »Ich bin mit Rafi in den Garten gegangen. Er hat mich die ganze Zeit angestarrt und gesagt: >Sie haben schöne Augen. Sie sehen echt hübsch aus.< Er hat dieses Funkeln im Blick. Er wird genauso scharf sein wie du.«
    Ich war belustigt und stolz, aber auch etwas verärgert, ja sogar neidisch. Ich ließ das Auto stehen und kehrte zum Haus zurück. Nachdem Rafi mir geöffnet hatte, kam Josephine aus dem Bad und wand sich ein Handtuch um den Unterleib. Sie gestattete mir einen kurzen Blick auf ihren Körper - immer noch straff und gut in Form -, bevor sie sich ganz bedeckte.
    »Da bist du ja wieder«, sagte sie gut gelaunt.
    Ich folgte ihr nach unten. Sie holte mir ein Bier und schnitt mir ein Stück ihres selbstgebackenen Schokoladenkuchens ab. Rafi musterte uns eindringlich und ging dann in sein Zimmer, um ein Spiel zu spielen.
    Wir sprachen über ihre Schlaflosigkeit, den schmerzenden Nacken, kaputte Knie, pickelige Haut und andere spannende Themen, als es an der Haustür klingelte.
    »Hat er keinen Schlüssel?«, fragte ich.
    »Noch nicht.«
    Ich zog sie auf mein Knie. »Ich lasse dich niemals gehen«, sagte ich und schob meine Hand zwischen ihre Schenkel. »Aber genau das hast du getan.«
    »Ich war ein Idiot.« Ich küsste sie auf den Mund. Ihre Finger lagen auf meinem Rücken. Wenn Josephine einen berührte, ließ sie nicht so schnell wieder los. »Können wir uns morgen zum Lunch treffen?«
    Eliot klingelte wieder. Rafi rührte sich natürlich nur vom Fleck, wenn dies seinem unmittelbarem Interesse diente. Sie sagte rasch: »Das wäre ein bisschen überstürzt.«
    »Was sollen wir tun?«
    »Kannst du mich zum Dinner einladen?«
    »Ja«, sagte ich. »Ich wollte dich sowieso fragen, ob du mit zu Hussein Nassar kommst.«
    In meinem indischen Stammrestaurant würde ein indischer Elvis-Imitator, Hussein Nassar - auch bekannt als Jukebox des King - bei Dal und Reis das komplette Programm des NBC-Comebacks von 1968 aufführen.
    »Das dürfen wir auf keinen Fall verpassen«, sagte ich. »Glaub ja nicht, dass die Muslime hier keinen wichtigen Beitrag zum Kulturleben leisten würden. Außerdem habe ich dir so einiges zu erzählen.«
    »Bist du klargekommen?«
    »Irgendwie schon.«
    »Danke, dass du mir deine Texte gemailt hast«, sagte sie. »Ich will ein Buch damit zusammenstellen.« »Höchste Zeit, dass du wieder eines veröffentlichst.« »Können wir sie gemeinsam durchgehen?«, fragte ich. »Sehr gern«, erwiderte sie. »Ich werde versuchen, schick für dich zu sein.«
    »Also morgen«, sagte ich, und wir verabredeten, dass ich sie um halb acht Uhr abholen würde. Ich küsste sie noch einmal, ich konnte mich nicht bremsen, und als es noch einmal an der Tür klingelte und sie mich wegstieß, murmelte ich: »Zu einem Tango braucht es drei!«
    Rafis Tür oben stand offen, und er beobachtete uns, nicht nur erstaunt darüber, dass seine Eltern wieder redeten, sondern auch, dass sie heimlich zusammen ausgehen wollten. Als ich an ihm vorbeiging, reckte er schüchtern einen Daumen.
    Eliot wartete vor der Tür, und sein Silberblick schoss an mir vorbei. »Hi«, sagte er.
    »Hallo, Eliot, wie geht's?« »Bestens, bestens.« »Guten Urlaub gehabt?« »War großartig.«
    »Einigermaßen annehmbares Wetter?« »Warm, aber nicht zu heiß.«
    Als er an mir vorbeiging und ich mich noch einmal umdrehte, sah ich Rafis Gesicht am Fenster. Wir zwinkerten einander zu.
    Später wollte ich noch zu Miriam, aber davor ging ich ein letztes Mal zum Cross Keys. Ich fragte mich, ob es vielleicht das letzte Mal wäre.
    Noch ein paar Wochen, und dann wäre die Wuchtbrumme verschwunden - ohne Zweifel ans Meer. Obwohl die zwielichtige Strip-Nummer immer brechend voll war, würde der Pub geschlossen und als Diner neu eröffnet
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