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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)
Autoren: Tibor Rode
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rief sie ihm begeistert zu und deutete auf seine große Erfindung.
    Mit schnellen Schritten eilte er auf sie zu und schloss sie glücklich in seine Arme.

135
    Als ich aus dem Badezimmer im Empire Riverside Hotel trat, in dem ich mich erfrischt hatte, warteten Antonows Anwälte bereits auf mich.
    Sechsundachtzig Seiten dick war der Vertrag, den sie mir in zweifacher Ausfertigung vorlegten. Er war in russischer Sprache aufgesetzt, und ihm lag eine komplette deutsche Übersetzung bei. In den wenigen Monaten als Patentanwalt hatte ich gelernt, wie man einen solchen Vertrag verhandelte.
    Niemals den ersten Entwurf akzeptieren. Einen Gegenentwurf erstellen. Klausel für Klausel durchgehen.
    Doch als Antonows Anwalt mir den Vertrag überreichte, verzichtete ich auf all das. Ich suchte nur die Regelung zur Vergütung. Dort stand es schwarz auf weiß: Globalgaz International würde für die Übertragung des Patents mit dem Anmelde-Aktenzeichen 102012005658.2 einen Betrag in Höhe von dreißig Milliarden Euro entrichten. Die Zahlung war sofort mit der Unterschrift fällig. Ich nahm einen Stift und korrigierte die Summe. Einer der Anwälte schaute mich erschrocken an.
    »Es waren dreißig Milliarden und eine Million Euro vereinbart«, erklärte ich kühl.
    Der Anwalt überlegte kurz und nickte dann zum Zeichen seines Einverständnisses. Dann blätterte ich durch bis zur letzten Seite und setzte meine Unterschrift unter den Vertrag.
    »Sie müssen bitte noch die Bankleitzahl und die Kontonummer eintragen, auf die die Überweisung erfolgen soll«, erinnerte mich der Anwalt. »Auf Seite dreiundvierzig.«
    Ich schlug die genannte Seite auf. Dann griff ich zu meinem Handy und wählte eine Nummer. Am anderen Ende meldete sich mein Studienkollege Stefan Sprüngli in Zürich. Er hatte für mich die Bankangelegenheiten geregelt und mir auch ein Konto in der Schweiz eingerichtet. Er diktierte mir die genauen Daten, und ich übertrug sie in den Vertrag.
    »Das Geld der Elements Society ist bereits eingetroffen«, berichtete er anschließend.
    »Wie viel?«, fragte ich.
    »Fünf Millionen Euro«, antwortete er. Ich lachte mit gespielter Überheblichkeit. »Für die Kontogebühren wird das reichen!«
    Stefan lachte ebenfalls. »Melde dich, wenn du in Zürich bist. Einen der reichsten Männer der Welt heißen wir hier immer gern willkommen.«
    Ich legte auf. Nachdem ich auch die zweite Ausfertigung des Vertrages korrigiert und unterzeichnet hatte, verstaute einer der Rechtsanwälte das für Globalgaz International bestimmte Exemplar in seinem Koffer. Die Männer verabschiedeten sich rasch, und ich begleitete sie zur Tür der Suite.
    Dann kehrte ich zurück in das Wohnzimmer. Julia stand an einem der Fenster und schaute hinaus auf den Hamburger Hafen, dessen historische Lagerhäuser sich vor uns im Rot der untergehenden Sonne präsentierten. Ich ging zu ihr, schlang von hinten meine Arme um sie und legte mein Kinn auf ihre Schulter.
    »Pacta sunt servanda« , sagte ich nachdenklich.
    »Das bedeutet ›Verträge sind zu erfüllen‹«, übersetzte Julia und wandte ihren Kopf fragend zu mir.
    »Das lernt jeder, der Recht studiert, im ersten Semester«, erläuterte ich.
    »Und?«
    »In den vergangenen Wochen habe ich gleich drei Mal Verträge geschlossen in dem Wissen, dass ich sie nicht erfüllen werde.«
    Julia hob ihre Hand und legte sie auf meinen Arm. »Hast du mit der Staatsanwaltschaft wegen deines Verstoßes gegen die Meldeauflagen gesprochen?«
    Ich nickte. »Wir haben uns auf die Zahlung einer großzügigen Spende an eine wohltätige Organisation geeinigt. Im Gegenzug wurden mir in Absprache mit dem Gericht meine restlichen Sozialstunden sowie alle Meldeauflagen erlassen. Günstige Sozialprognose.« Ich grinste. »Nur meine Bewährung läuft noch weiter.«
    Wir drehten uns beide zum Fenster und starrten auf den Horizont. Von unserer Suite aus konnten wir auf die Containerabfertigung schauen. Dies erinnerte mich an den Ausblick in meinem alten Büro. Ich deutete kurz auf die Kästen, die auf der gegenüberliegenden Uferseite gestapelt waren – aus der Entfernung sahen sie wie bunte kleine Bauklötze aus.
    »Hättest du gern einen Container?«, fragte ich und umarmte Julia erneut von hinten; diesmal drückte ich meine Hände fest gegen ihren Bauch.
    »Einen Container?«, erwiderte sie erstaunt.
    »Oder auch mehrere. Vermutlich könnte ich sie sogar alle kaufen.«
    Julia gluckste. Ich spürte mit meinen Händen, wie sich unter ihrem
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