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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)
Autoren: Tibor Rode
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mich einige Stunden vor dem Leichenbegängnis meiner Ehefrau von diesen Soldaten abholen zu lassen, als wäre ich ein Strauchdieb?«, ereiferte Orffyreus sich. »Alle Gäste waren geladen. Die Bestattung wird nun ohne mich stattgefunden haben! Es wird mir schwerfallen, Euch dies jemals zu verzeihen!« Wütend starrte er den Polizeidirektor an, der trotz seiner Schimpftirade ganz ruhig geblieben war.
    »Mit dem Verzeihen ist es so eine Sache«, erwiderte Schwander. »Viele sind dessen selbst unfähig, fordern es aber von anderen ein. Vielleicht werdet Ihr selbst heute noch um Verzeihung bitten!«
    Er sprach im scharfen Ton, der Orffyreus verunsicherte.
    »Zwölf Jahre sind eine lange Zeit, in der viel geschehen ist«, fuhr Schwander fort. »Solltet Ihr Euch wirklich nicht mehr an mich erinnern können?«
    Orffyreus kniff die Augen zusammen und musterte den Mann vor sich erneut.
    »Ich helfe Eurer Erinnerung ein wenig auf die Sprünge«, sagte Schwander. Er drehte den Kopf zur Seite und lüftete seine Perücke. Darunter kam der Rest einer Ohrmuschel zum Vorschein, der entfernt an ein Stück Blumenkohl erinnerte.
    Orffyreus sprang auf; der Stuhl, auf dem er gesessen hatte, stürzte um. »Ihr?«, schrie er panisch und wich zurück.
    Schwander richtete derweil seine Perücke wieder und schaute amüsiert. »Blass seid Ihr geworden«, stellte er entzückt fest.
    Orffyreus war zur Wand geflüchtet und presste seine Arme dagegen, als wollte er sich an ihr festhalten. Die Tür öffnete, sich und einer der beiden Soldaten schaute herein. »Ist alles in Ordnung?«
    »Alles ist bestens. Wartet draußen!«, wies Schwander ihn an, woraufhin der Soldat die Tür wieder verschloss. Schwander blickte wieder Orffyreus an und zeigte auf den am Boden liegenden Stuhl. »Seid so nett und hebt ihn wieder auf. Dann setzt Euch zu mir.«
    Mit vorsichtigen Schritten kam Orffyreus zurück zum Tisch, bückte sich und stellte den Stuhl auf. Er setzte sich in einiger Entfernung zum Tisch. »Jetzt wird mir alles klar«, sagte er mit düsterer Stimme. »Ihr wollt Rache an mir nehmen – für das, was damals vorgefallen ist. Beenden, was Ihr in Merseburg angefangen habt. Vergeltung für Euer Ohr üben.« Niedergeschmettert blickte er auf Schwander. Dieser wirkte weiterhin erstaunlich entspannt.
    »Keineswegs«, antwortete er fast vergnügt. »Wäre dies meine Absicht, so hätte ich dazu seit langer Zeit Gelegenheit gehabt. Nein, Rache möchte ich nicht. Im Gegenteil: Ich bin Euch sogar ein Stück weit dankbar. Ich denke, es war Gottes Wille, dass wir uns in Merseburg trafen. Über allerlei Umwege habe ich deshalb zu mir und zu Gott gefunden. Seid unbesorgt, ich habe Euch verziehen!« Schwander lächelte.
    Orffyreus schüttelte verständnislos den Kopf. »Warum verwehrt Ihr mir dann das Begräbnis meiner Frau und bringt mich hier in die Polizeistation?«
    »Es hat nichts mit uns zu tun. Es ist, weil Ihr eines Verbrechens beschuldigt werdet – eines ernsten Verbrechens!« Schwander schaute sein Gegenüber nun finster an.
    Orffyreus stutzte. »Was für Anschuldigungen sollen das sein?«
    »Ihr werdet des Betruges beschuldigt«, antwortete Schwander. »Es geht um die Wette mit diesem …« – Schwander schaute auf die Papiere vor sich – »… Herrn Christian Gärtner. Auch ein Sachse. Ihr hattet seinerzeit gewettet, dass Euer Perpetuum mobile länger als dreißig Tage ohne Unterbrechung laufen würde. Ihr hattet die Wette gewonnen und eine Summe in Höhe von …« – abermals blickte Schwander auf die Papiere vor sich – »… zweitausend Taler erhalten.«
    »Letztlich habe ich nur tausend Taler erhalten!«, rief Orffyreus.
    »Egal«, wischte Schwander seinen Einwand hinweg.
    »Und das Rad bewegte sich sogar vierundfünfzig Tage, denn wir ließen es weiterlaufen«, hob Orffyreus hervor. »Der Landgraf ist mein Zeuge!«
    Schwander lächelte. »Glaubt Ihr, der Landgraf erinnert sich in seinem Zustand an dieses Ereignis, wenn er noch nicht einmal die Prinzen zu erkennen vermag?«, fragte er.
    Orffyreus atmete schwer. Dann rief er laut: »Das ist infam! Alles ging mit rechten Dingen zu!«
    Schwander beugte sich erneut vor und studierte die Dokumente auf dem Tisch. »Ich habe hier die protokollierte Aussage von einer Frau namens Anne Rosine Mauersberger.« Er schaute auf. »Ihr bestreitet nicht, dieses Frauenzimmer zu kennen?«
    »Sie ist meine Magd!«, antwortete Orffyreus und korrigierte sich sogleich: »Sie war es bis gestern. Ich habe sie
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