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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)
Autoren: Tibor Rode
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entlassen!«
    »Ihr gebt also zu, dass sie Eure Magd gewesen ist«, stellte Schwander zufrieden fest.
    »Ich gebe überhaupt nichts zu«, entgegnete Orffyreus empört. »Sie war eben meine Magd in den vergangenen zwanzig Jahren!«
    »Ihr gebt also zu, dass dieses Frauenzimmer Eure Magd gewesen ist, und zwar auch während der Wette mit diesem Christian Gärtner.« Schwander warf Orffyreus einen abwartenden Blick zu.
    Orffyreus schlug sich ungeduldig auf die Schenkel. »Worauf wollt Ihr hinaus?«
    Schwander schaute wieder auf die Papiere vor sich. »Eure Magd hat gestern vor mir unter Eid ausgesagt, dass sie es war, die Euer Rad während der Wette angetrieben hat.« Er blickte auf und sah Orffyreus tief in die Augen.
    Orffyreus lachte ungläubig. »Das ist absurd!«, rief er. »Wie soll das geschehen sein? Der Raum war während der gesamten Wette versiegelt. Er wurde vorher und hinterher inspiziert!«
    »Eure Magd sagt aus, sie hätte das Rad über eine lange Welle von einem Nebenraum aus angetrieben.«
    »Solch ein Unsinn!« Orffyreus riss die Augen auf. »Wie sollte das funktionieren? Dies wäre über die lange Entfernung technisch unmöglich. Und wie sollte das der Magd über ganze vierundfünfzig Tage gelungen sein!«
    »Letzteres habe ich Eurer Magd auch entgegengehalten. Sie sagte, sie habe es im Wechsel mit Eurem Bruder getan – und auch nur, wenn die Tür geöffnet wurde.«
    »Ha!«, entfuhr es Orffyreus. »Da seht Ihr es. Ich habe meinen Bruder seit über zehn Jahren nicht mehr gesehen! Alles Lüge!«
    Schwander wog den Kopf. »Ihr kennt einen Mann mit dem Namen Gravesande?«
    »Der Niederländer!«, entgegnete Orffyreus.
    »Ihr gesteht also, dass er Euch bekannt ist«, stellte Schwander fest und schien auf den Dokumenten vor sich etwas zu vermerken.
    »Was ist mit Gravesande? Er wird zweifellos meine Unschuld bestätigen können!«, erklärte Orffyreus mit hoffnungsvoller Stimme.
    Schwanders Gesicht drückte Bedauern aus. »Das haben wir getan. Er ist zufällig gerade in der Stadt. Er bestätigte, dass er seinerzeit bei der Wettauflösung anwesend war, und er glaubte sich zu erinnern, bei dieser Gelegenheit auch Euren Bruder kennengelernt zu haben!«
    Orffyreus sprang erregt auf. »Alles Lügen! Nichts als infame Lügen!«, schrie er und stieß wütend den Stuhl mit dem Fuß um. »Es ist ein Komplott! Und Ihr wollt nur Rache nehmen! Ich will, dass sofort der Landgraf informiert wird!«
    Er sprang nach vorn und wischte die Dokumente von dem Tisch; sie flogen in hohem Bogen zur Seite. Während Orffyreus sich danach keuchend auf den Tisch stützte, beobachtete Schwander, wie die letzten Papiere langsam zu Boden segelten. Dann wandte er sich, ohne eine Miene zu verziehen, wieder Orffyreus zu.
    »Beißt Ihr mir nun mein anderes Ohr ab?«, fragte er spitz.
    Orffyreus starrte ihn mit leerem Blick an. »Wenn Ihr wollt, dann bringt mich an den Galgen«, flüsterte er schließlich resigniert. »Offensichtlich möchte Gott mich für etwas bestrafen.«
    Schwander wog den Kopf hin und her und verzog dabei nachdenklich die Mundwinkel.
    »Vielleicht keine so schlechte Idee. Für einen Betrüger Eures Ausmaßes sicher eine durchaus gerechte Strafe. Solltet Ihr jedoch gestehen, könnte ich mich dazu hinreißen lassen, Eure Strafe umzuwandeln.«
    »Ich soll gestehen?«
    Schwander nickte. »Wichtiger als die Maßregelung des Unrechts durch die Obrigkeit ist die aufrichtige Reue und Buße desjenigen, der gesündigt hat. Wisst Ihr, ich selbst habe mich versündigt, und ich habe bereut und dadurch Gnade erfahren. Ich habe mir geschworen, diese Gelegenheit stets auch anderen zu gewähren. Auch Euch.«
    »Und wenn ich gestehe, wandelt Ihr die Strafe um?«, fragte Orffyreus nach.
    Wieder nickte Schwander.
    »In was wandelt Ihr sie um?«, wollte Orffyreus wissen.
    Schwander hob die Schultern. »Das kommt auf das Ausmaß und die Ehrlichkeit Eurer Reue an. Erst bereut, dann urteile ich!«
    Orffyreus richtete sich auf und ging zu der Wand hinter ihm, dann kehrte er zu Schwander zurück, der noch immer an seinem Tisch saß. »Ich habe meiner Frau auf dem Sterbebett geschworen, dass ich mich um unsere Söhne kümmern werde. Ich habe diesen Eid vor Gottes Antlitz geleistet. Diesen Schwur habe ich einzuhalten.«
    »Bereut, vielleicht erhaltet Ihr dann die Gelegenheit dazu!«, insistierte Schwander.
    Orffyreus schritt abermals zu der Wand und wieder zurück. Er richtete den umgeworfenen Stuhl auf und setzte sich darauf. Dann schaute er zu
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