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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)
Autoren: Tibor Rode
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Schwander.
    »Ich bereue, dass ich jemals versucht habe, ein Perpetuum mobile zu entwerfen!«, sagte er schließlich mit stockender Stimme. Schwander machte eine Handbewegung, die Orffyreus bedeuten sollte, fortzufahren. »Und ich bereue, dass mir dieses Rad wichtiger war als alles andere«, fügte Orffyreus an.
    Schwander nickte ihm abermals aufmunternd zu. »Auch bereue ich, dass ich Menschen verletzt habe, die für mich die Welt bedeuteten.« Bei diesen Worten entfuhr Orffyreus ein lang gezogener Schluchzer.
    Schwander verzog keine Miene, sondern wartete ab.
    »Und ich bereue, dass ich Euch Euer Ohr abgebissen habe«, sagte Orffyreus und verschränkte die Arme als Zeichen dafür, dass seine Beichte zu Ende war.
    Schwander sah ihn enttäuscht an. »Mehr nicht?«
    Orffyreus schüttelte den Kopf. »Dies sind die Dinge, die ich bereue, und zwar nicht nur vor mir und Euch, sondern vor allem vor unserem Herrn.«
    »Was ist mit dem Betrug?«
    »Einen solchen hat es nicht gegeben. Diejenigen, die an mein Rad glaubten, wurden nicht betrogen, und diejenigen, die ohnehin nicht daran glaubten, konnten nicht betrogen werden.«
    Schwander fixierte Orffyreus und schwieg lange Zeit. Schließlich erhob er sich und schob mit bedächtigen Bewegungen seinen Stuhl nach hinten.
    »Was ist nun mit meiner Strafe?«, fragte Orffyreus, nicht ohne Trotz.
    »Ich habe über sie entschieden!«, antwortete Schwander.
    Er rief zwei Namen, und kurz darauf öffnete sich die Tür. Die beiden Soldaten kamen herein. Schwander ging zu ihnen hinüber und sprach leise mit ihnen. Einer der beiden Männer schaute ihn ungläubig an und fragte etwas.
    Schwander sprach erneut zu ihnen; dann drehte er sich zu Orffyreus um. »Ich denke nicht, dass wir uns in diesem Leben noch einmal wiedersehen. Ich möchte Euch aber zum Abschied mitgeben, dass ich überzeugt bin: Es war Gottes Wille, dass sich unsere Wege kreuzten. Und zwar zweimal. Das erste Mal war es an Euch, mich zur Vernunft zu bringen. Dieses Mal ist es an mir, mich dafür zu revanchieren.«
    Er machte eine leichte Verbeugung und drängte sich durch die beiden Soldaten aus dem Raum. Diese schritten auf Orffyreus zu. Ehe dieser sich versah, stülpte einer der Männer ihm einen Leinenbeutel über den Kopf. Bevor er sich wehren konnte, band der andere ihm die Hände auf den Rücken.
    »Was habt Ihr vor?« Orffyreus’ Stimme klang dumpf unter dem Leinenbeutel.
    »Wartet ab«, antwortete einer der beiden Soldaten spöttisch.
    Dann zerrten sie ihn hinaus aus dem Raum, auf dessen Fußboden immer noch die wild durcheinandergeworfenen Papiere lagen.

131
    Ich war eingenickt. Im Halbschlaf merkte ich, wie jemand meine rechte Hand drückte. Erst ganz schwach, dann immer stärker.
    Julia!
    Mein Herz machte einen großen Sprung, und ich öffnete schlagartig die Augen. Doch Julia lag immer noch regungslos neben mir im Bett. Ich drehte mich um – und erblickte Ingrid. Etwas verstört richtete ich mich in meinem Stuhl auf.
    »Was ist nur passiert?«, fragte Ingrid mit brüchiger Stimme.
    Als ich ihr ins Gesicht schaute, sah ich, dass sie geweint hatte. Wir hatten nicht mehr miteinander gesprochen, seitdem wir uns bei ihr versteckt hatten. Bevor ich antworten konnte, schüttelte sie den Kopf und schluchzte.
    Ich erhob mich, fasste sie sanft an der Schulter und schob sie zur Tür. »Komm, wir unterhalten uns draußen«, schlug ich vor. »Schließlich wissen wir nicht, was sie mitbekommt, wenn wir reden.«
    Ingrid nickte und folgte mir dann in einen kleinen Aufenthaltsraum. Aus einer großen Thermoskanne goss ich für jeden von uns einen Becher Tee ein. Ingrid saß zusammengesunken auf ihrem Stuhl und starrte ins Leere. Ich setzte mich ihr gegenüber und musterte sie einen Augenblick.
    »Das ist wirklich sehr nett von dir, dass du gekommen bist«, sagte ich.
    »Gleich nachdem ich die Nachricht erhalten habe, die du bei dem Betriebsleiter hinterlassen hattest, bin ich losgefahren.«
    Ich nickte. »Ich konnte dich schon seit Tagen nicht mehr erreichen und habe angefangen, mir wegen dir Sorgen zu machen. Auch wollte ich dich hier haben.«
    »Was ist nur passiert?«, fragte sie erneut. Wieder füllten sich ihre Augen mit Tränen.
    »Schuld sind ein paar Dutzend Metallplatten, die ein gewisser Orffyreus vor Hunderten von Jahren hergestellt hat. Jemand wollte sie uns unbedingt abjagen, und Julia ist ihm in die Quere gekommen.«
    Ich beobachtete ihre Reaktion genau. Ingrid öffnete ihren Mund, als würde sie schreien wollen,
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