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Das Rachespiel: Psychothriller (German Edition)

Das Rachespiel: Psychothriller (German Edition)

Titel: Das Rachespiel: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Arno Strobel
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Zögern senkte sie den Arm und schoss. Die Kugel fegte Frank von den Beinen, als sie in seinen rechten Oberschenkel eindrang. Er stieß einen Schrei aus und schaffte es gerade, sich so weit zu drehen, dass er nicht in die Grube stürzte. »Bist du komplett wahnsinnig?«, stieß er aus und umschloss mit beiden Händen seinen Oberschenkel. Der Schmerz drohte ihn ohnmächtig werden zu lassen. »Was zum Teufel ist mit dir los? Hast du den Verstand verloren?«
    »Ja, vielleicht. Was macht das für einen Unterschied? Du wirst gleich da unten liegen, so, wie Festus in den Trümmern gelegen hat. Die Ratten dort unten haben übrigens nicht an dem Mahl vor zwei Tagen teilgenommen. Sie sind hungrig.«
    »Manuela, bitte. Bitte, du hast uns doch schon genug bestraft. Möchtest du dir für den Rest deines Lebens auch noch die Schuld an meinem Tod aufbürden?«
    Manuelas Gesicht blieb ausdruckslos. »Das siehst du falsch, Frank, weil du dir nicht vorstellen kannst, dass jemand nicht feige wegläuft. Es wird kein weiteres Leben mit irgendeiner Schuld geben. Ich werde hier sitzen und dabei zusehen, was die Ratten mit dir anstellen. Wenn ich weiß, dass du deine Strafe erhalten hast, werde ich zu dir kommen.«
    Bunte Schleier tanzten vor Franks Augen zwischen den Bäumen und über dem querliegenden Baumstamm. In einem Moment brannte das verletzte Bein höllisch, in der nächsten Sekunde wusste er nicht mehr, ob es sich heiß oder eiskalt anfühlte.
    »Das ist doch Wahnsinn«, presste er heraus. »Wahnsinn!«
    »Es wird Zeit.«
    Frank sah in die Grube hinab, an deren Rand er lag. Irgendwo hatte er gelesen, dass Haie den Geruch von Blut über Kilometer wahrnehmen konnten und in einen regelrechten Rausch verfielen, wenn sie diese Fährte aufgenommen hatten. War das bei Ratten ähnlich? Würden sie wegen der stark blutenden Wunde sofort über ihn herfallen? Er überlegte, dass er sein Bein abbinden musste, und fragte sich im nächsten Moment, wozu.
    »Na los, rein da«, befahl Manuela und unterstrich ihre Forderung, indem sie den Abzug der Waffe spannte.
    »Manuela, bitte …«
    »Du hast fünf Sekunden. Wenn du dann nicht dort unten bist, schieße ich dir in die Kniescheibe des anderen Beins.«
    »Wie … wie tief ist es?«
    »Du wirst es merken. Du hast noch zwei Sekunden.«
    Der Lauf der Waffe wanderte über seinen Körper, bis er auf das Knie seines linken Beins zielte. Hastig robbte er näher an den Rand des Lochs heran und hielt inne.
    »Eine Frage habe ich noch«, sagte er, und während er in Manuelas noch immer regloses Gesicht blickte, überlegte er fieberhaft, welche Frage er ihr stellen konnte. Er wollte nicht sterben. Er musste Zeit gewinnen … irgendwie.
    »Was?«
    Frank war erleichtert, dass sie darauf einging, auch wenn es nur ein kurzer Aufschub war.
    »Als Torsten in den Raum kam, hast du sehr lange gewartet, bis du etwas unternommen hast. Erst als er mir etwas sagen wollte, hast du zugeschlagen. Wusste er etwas über dich, das er hätte verraten können?«
    »Ich habe keine Ahnung«, war die knappe Antwort. »Und jetzt spring da runter. Sofort.«
    Frank sah ein, dass er keine Chance mehr hatte, es hinauszuzögern. Er hievte seine Beine über den Rand des Lochs und konnte nicht anders, als vor Schmerzen aufzuschreien. Einen Moment blieb er so liegen, stützte sich mit den Armen ab, atmete schnell und konzentrierte sich darauf, die Schwärze zu vertreiben, die sich vor seinen Augen ausbreiten wollte. Wenn er in diesem Moment ohnmächtig wurde und in das Loch fiel, wäre er verloren.
    Ein paarmal atmete er tief ein und wieder aus, dann drückte er mit den Händen seinen Oberkörper Zentimeter für Zentimeter über den Rand und ließ die Beine langsam tiefer gleiten. Als der Großteil seines Körpers über dem Grubenrand hing, klammerte er sich an einem Wurzelstück fest, um nicht in einem Rutsch hinunterzufallen. Schließlich hing er komplett in der Grube. Vorsichtig ließ er sich noch ein Stückchen tiefer rutschen und suchte schon nach einer Möglichkeit, sich etwas tiefer festzuhalten, da rutschte das kleine Wurzelstück aus seiner Hand, und er fiel etwa einen Meter nach unten. Der Aufprall auf dem Boden mit dem verletzten Bein war fürchterlich. Frank hatte keine Chance, den Sturz abzufangen und schlug laut schreiend ungebremst mit der Hüfte auf.
    Sofort entstand um ihn herum hektisches Fiepen, einige der Ratten krabbelten über ihn, eine sogar über sein Gesicht, dann spürte er den ersten Biss am Handrücken.
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