Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rachespiel: Psychothriller (German Edition)

Das Rachespiel: Psychothriller (German Edition)

Titel: Das Rachespiel: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Arno Strobel
Vom Netzwerk:
er auf dem Weg nach unten an ihr vorbeikam. Oder auch wichtige Termine, die er einzuhalten hatte und die ihm Stress bereiteten. All das waren Dinge, auf die er liebend gern verzichtet hätte. Genau wie auf das Klingeln des Telefons vor Sonnenauf- oder nach Sonnenuntergang. Er empfand solche Anrufe als nicht akzeptable Eingriffe in seine Privatsphäre und bestrafte die Anrufer mit offen zur Schau gestellter schlechter Laune.
    Noch bevor sein Bewusstsein sich vollkommen aus der Umarmung des traumlosen Schlafes befreit hatte, setzte ein dumpfer Kopfschmerz ein, der Bastian vermuten ließ, dass es noch mitten in der Nacht war. Unwillig öffnete er ein Auge und wälzte sich zur Seite. Das penetrante Klingeln versuchte er dabei zu ignorieren.
    Das Display des Radioweckers auf dem Nachttisch zeigte ihm mit rot leuchtenden Zahlen 10  Uhr  23 an. Es war also bereits später Vormittag, und die Dunkelheit des Zimmers rührte nicht etwa von der Abwesenheit der Sonne, sondern vom geschlossenen Rollladen vor dem kleinen Schlafzimmerfenster.
    Schnaubend drehte Bastian sich wieder auf den Rücken. Sein langsam schärfer werdender Blick machte einen verwaschenen Fleck auf dem Dunkelgrau der Zimmerdecke aus. Es war die nackte Glühbirne, die seit seinem Einzug vier Monate zuvor die Deckenlampe des Schlafzimmers darstellte.
    Nebenan im Wohnzimmer bimmelte das Telefon stoisch weiter. Fast im gleichen Rhythmus schien etwas in seinem Kopf zu pulsieren. Er würde eine Aspirin nehmen müssen, vielleicht besser gleich zwei.
    Bastian überlegte, wann er eingeschlafen war, und kam zu dem Schluss, dass es wohl fast fünf Uhr gewesen sein musste, als er den Computer ausgeschaltet hatte. Kein Wunder, dass er vollkommen gerädert war. Vorsichtig richtete er sich auf und schob die Beine aus dem Bett. Das Telefon läutete noch immer. Er wusste nicht, wie oft es schon geklingelt hatte, seit er aufgewacht war, aber es war bestimmt schon über eine Minute vergangen. Der Anrufer hatte entweder eine geradezu unglaubliche Ausdauer, oder er war einfach stur. Mit einem Seufzer stand Bastian auf und ging ins Wohnzimmer, wo das Telefon auf einem kleinen Beistelltisch neben der billigen Couch aus dem Lagerverkauf stand. Genau in dem Moment, als er sich auf dem orangefarbenen Stoff niederließ, verstummte das Gerät. Einige Sekunden ruhte sein Blick auf dem schwarzen Telefongehäuse, dann schüttelte er den Kopf und sagte: »Typisch.«
    Als wäre das der Befehl zu einem weiteren Versuch, begann das Klingeln von neuem. Nach dem zweiten Mal hatte Bastian den Hörer am Ohr. »Torben«, meldete er sich und ließ dabei ungeachtet der Tatsache, dass es schon später Vormittag war, keinen Zweifel daran, dass er sich gestört fühlte.
    »Bastian«, flüsterte eine Stimme ihm gehetzt ins Ohr. Augenblicklich war er hellwach, sprang auf und war mit einem Mal so fahrig, dass ihm fast der Hörer aus der Hand gefallen wäre.
    »Anna! Bist du das, Anna? Sag doch was.«
    Es vergingen einige Sekunden, bis die Stimme endlich wieder etwas sagte, quälend langsame Sekunden für Bastian.
    »Hilf mir, bitte. Ich …« Ein schabendes Geräusch überlagerte die Stimme, es folgte ein Knall, als ob das Telefon heruntergefallen wäre, dann wieder Rascheln, Knistern und schließlich: »… mich hier fest. Ich … sie werden mich töten … hilf mir.«
    Es hörte sich so an, als sei es sehr windig dort, wo Anna gerade war. Bastian konnte fast nichts verstehen. Er hätte schreien können vor Verzweiflung.
    »Was? Anna, ich habe dich nicht verstanden, bitte, wo bist du? Anna!«
    »Frundorf … Müritz. Bitte hilf … Bastian. Ich … solche Angst.« Ihre Stimme klang jetzt panisch, und er konnte trotz der immer lauter werdenden Hintergrundgeräusche ihre Angst förmlich spüren.
    »Du bist … wo? In … wie heißt das? Frundorf? An der Müritz? Anna?«
    »Beeil dich. Diese Bestien. O Gott … sie …« Mit einem klackenden Geräusch wurde die Verbindung unterbrochen, und obwohl Bastian wusste, dass es sinnlos war, schrie er noch einige Male Annas Namen und drückte dann wie ein Besessener auf der grünen Taste des Telefons herum. Sein Atem ging stoßweise, so als hätte er soeben einen Sprint beendet.
    Nach einem letzten verzweifelten Versuch ließ Bastian sich schließlich auf die Couch fallen. Seine Hand mit dem Telefon sank herab und öffnete sich kraftlos. Das schmale Telefon glitt mit einer Drehung um die eigene Achse auf den Stoff und blieb dort liegen. Stumm starrte er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher