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Das Programm

Titel: Das Programm
Autoren: Michael Ridpath
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Einige Wertpapierhändler hatten auf stur geschaltet und pafften noch immer ihre fetten Zigarren im Börsensaal, aber ihre Tage waren gezählt.
    »Wohl wahr«, sagte Ian. »Gibt es hier nicht ein Gesetz, das den Menschen das Mitführen von Zigaretten erlaubt. Oder sind es Maschinenpistolen? Ich krieg das immer durcheinander.«
    »Früher durften wir es«, sagte Alex. »Aber der allmächtige Staat hat es uns verboten. Was wir brauchen, ist ein Raucher als Präsident, meinst du nicht, Eric? Eric ist unser politischer Aktivist. Er hat Bush im Alleingang zum Präsidenten gemacht.«
    »Vielen Dank für die Blumen«, sagte Eric. »Als ich auf dem College war, habe ich mich am Wahlkampf für Bush beteiligt«, erklärte er den anderen. »Umschläge zugeklebt für die gute Sache.«
    »Oh, sei nicht so bescheiden«, sagte Alex. »George hat ihn regelmäßig angerufen und gefragt, was er Gorbatschow sagen sollte.«
    Eric verdrehte die Augen.
    Sie bildeten ein höchst gegensätzliches Paar. Eric war groß, sportlich, mit kräftigem Kinn, kurzem Haarschnitt und einem Lächeln, mit dem er in jeder Zahnpastareklame auftreten konnte. Alex war fünfzehn Zentimeter kleiner, drahtig, mit krausem Haar und Bartstoppeln, die darauf schließen ließen, dass er sich morgens nicht rasiert hatte. Sein Schlips saß schief, und der oberste Hemdknopf stand offen. Seine braunen Augen unter den dunklen buschigen Augenbrauen verrieten Humor und Intelligenz. Chris fand sie beide sympathisch.
    »Mir hat dieser Professor Waldern ganz und gar nicht gefallen«, sagte Duncan, womit er das Gespräch wieder auf das Thema brachte, das ihn bedrückte.
    »Mir auch nicht«, sagte Chris. Waldern war ein unruhiger, nervöser Mann mit ergrauendem Bart und glänzenden Knopfaugen, der großes Vergnügen daran zu finden schien, ihnen zu schildern, wie viel Arbeit auf sie wartete und wie unbarmherzig er mit denen verfahren würde, die nicht fleißig genug waren. Es hieß, er unterrichte an einer noblen Business School, doch Chris hatte den Eindruck, dass er den größten Teil seiner Zeit damit verbrachte, den Trainees von Bloomfield Weiss Anleihenrechnung und Kapitalmärkte nahe zu bringen. Die Bezahlung war vermutlich ausgezeichnet.
    »Er soll ein scharfer Hund sein«, sagte Eric. »Ich habe mir sagen lassen, er bringt erwachsene Männer zum Weinen.«
    »Das will ich gerne glauben«, sagte Duncan. Er wandte sich an Eric und Alex. »Ihr müsst doch besser wissen, wie das Programm läuft. Wird es wirklich so schlimm?«
    »Wahrscheinlich«, sagte Eric. »Vor einem halben Jahr hat Calhoun das Ausbildungsprogramm übernommen. Leider hat er sich in den Kopf gesetzt, das System zu verändern. Es ein bisschen darwinistischer zu machen. Die Loser sollen ausgemerzt werden, bevor man sie an die richtige Arbeit lässt. Offenbar hat ihm das Führungsgremium grünes Licht gegeben. Ich fürchte, wir sind die Versuchskaninchen.«
    »Ich würde mir nicht zu viel Sorgen machen«, sagte Alex. »Wie immer hängt alles davon ab, wen ihr kennt. Wenn euch ein Generaldirektor in seiner Abteilung haben will, kann euch niemand an den Wagen fahren. Nur die Ruhe bewahren.«
    »Und kennst du so jemand?«, fragte Duncan.
    »Während des ersten halben Jahrs habe ich in der Hypothekenabteilung gearbeitet«, sagte Alex. »Die Leute da mögen mich. Ich hab nichts zu befürchten.«
    Das trug nur dazu bei, die Sorgenfalten auf Duncans Stirn zu vertiefen. »Und du?«, fragte er Eric.
    »Oh, ich hab keine Ahnung, wo ich mal lande«, erwiderte der. »Wir müssen es einfach auf uns zukommen lassen.«
    »Du kannst dir die Abteilung doch aussuchen«, sagte Alex. »Sie lieben dich alle.«
    Eric zuckte mit den Achseln. »Erst mal heißt es, die nächsten fünf Monate überstehen.«
    All das trug nicht zu Duncans Seelenfrieden bei. »Ich glaube nicht, dass es irgendjemanden in London einen Dreck schert, was aus mir wird.«
    Chris konnte es ihm nachfühlen. Sie drei waren in der Londoner Filiale herumgereicht worden, während die anderen Londoner Trainees ihr vorgesehenes Programm in New York absolvierten. Sie waren ganz unten, das Allerletzte.
    »Lasst das, Leute«, sagte Ian mit seinem besten Eaton-Akzent. »Hören wir auf, uns verrückt zu machen. Genau das wollen die Mistkerle. Fünf Monate sind wir mit dem Gehalt von Investmentbankern in New York. Amüsieren wir uns.«
    »Darauf trinke ich«, sagte Lenka. Sie hob ihr Glas, das schon fast leer war. »Cheers!«
    Alle hoben ihr die Gläser entgegen.
    »Hör
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