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Das Programm

Titel: Das Programm
Autoren: Michael Ridpath
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versöhnlicher. »Ich weiß, dass du es ehrlich meinst, Chris, und ich weiß, dass ich während der letzten Tage unfair dir gegenüber war. Und das tut mir Leid, wirklich. Du hast völlig Recht. Es hat mit Eric zu tun. Ich weiß einfach nicht, wie ich zu ihm stehe, und das muss ich herausfinden. Deshalb muss ich mit ihm reden, und deshalb werde ich heute Abend hingehen.«
    »Megan …«
    »Tut mir Leid, Chris«, hörte er noch, dann hatte sie aufgelegt.
    Ungläubig starrte Chris den Hörer an. Er sah auf die Uhr. Zwanzig nach fünf. Er konnte es gerade noch vor sieben zum Fort St. George schaffen. Die Zeit reichte nicht, um in die Wohnung zurückzukehren und sein Auto zu holen, aber wenn er einen Zug von King’s Cross nahm, müsste es klappen. Er musste bei ihr sein, bevor sie Eric traf.
    Er wählte Duncans Nummer.
    »Honshu.«
    »Hör zu, Duncan, schlechte Nachrichten. Megan trifft Eric heute Abend in einem Pub in Cambridge. Sie will ihm alles erzählen. Ich mache mir Sorgen um sie. Ich fahr da jetzt hin. Kommst du mit?«
    »Klar. Wie fährst du?«
    »Zug von King’s Cross. Du könntest einen in der Liverpool Street nehmen. Wir treffen uns auf dem Bahnhof in Cambridge und gehen dann in den Pub. Wenn wir uns beeilen, müssten wir vor Megan da sein.«
    »Okay. Ich ruf dich vom Handy an, wenn ich weiß, wann mein Zug in Cambridge ankommt.«
    Chris legte auf, verabschiedete sich von dem verblüfften Ollie und verließ das Büro.
     
    Leise fraß der Jaguar die M11 mit knapp hundertdreißig Stundenkilometern. Terry saß am Steuer, Eric auf dem Rücksitz, gelassen, elegant mit dunklem Anzug, weißem Hemd und Ferragamo-Krawatte. Er fühlte sich gut.
    »Ich glaube, wir kriegen die Sache hin, Terry.«
    »Hoffentlich, Sir.«
    »Ich muss Megan nur davon überzeugen, dass sie sich ruhig verhält und es der Polizei überlässt herauszufinden, wer Lenka umgebracht hat. Ich glaube, ich hab sie schon soweit.«
    »Und Sie sind sich sicher, dass ich mich nicht um die beiden anderen kümmern soll? Wir möchten doch nicht, dass sie zur Polizei gehen, oder?«
    »Ich glaube, wir können sie getrost unserem Freund Marcus überlassen. Er ist in Marsch gesetzt, entschlossen und gefährlich. Und ohne sie kommt die Polizei nicht weiter.«
    »Glauben Sie nicht, dass er Sie reinreißt, wenn er geschnappt wird?«
    »Nein«, sagte Eric. »Das hätte keinen Sinn für ihn. Er wird denken, er hätte den Mann umgelegt, der seinen Bruder ermordet hat. Und die Polizei wird ihm vermutlich glauben, denn es gibt ja niemanden mehr, der ihm widersprechen könnte. Er hat absolut keinen Grund, mich ins Spiel zu bringen. Und wenn, dann würde ich eben alles abstreiten. Ein guter Rechtsanwalt paukt mich da raus, kein Problem.«
    »Also bleibt nur Megan?«
    »Exakt. Wartest du auf dem Parkplatz?«
    »Geht nicht. Ich habe mir die Karte angesehen. Der Pub liegt gar nicht an einer Straße. Wir müssen auf der anderen Seite des Flusses parken und dann über die Fußgängerbrücke gehen.«
    »Egal. Ich bin mir noch nicht einmal sicher, dass ich heute Abend mit dir zurückfahre«, sagte Eric.
    »Nein?«
    Eric versuchte, die Neugier in Terrys Stimme zu überhören. »Wir müssen halt abwarten, wie sich die Dinge entwickeln.«
    »Ja, Sir«, erwiderte Terry, während er den Jaguar von der Schnellstraße auf die Straße nach Cambridge lenkte.
     
    Von Oxford Circus fuhr Chris mit der U-Bahn nach King’s Cross; das ging während der Hauptverkehrszeit schneller als mit dem Taxi. Er traf gerade noch rechtzeitig auf dem Bahnhof ein, um den Zug um fünf Uhr fünfundvierzig zu erwischen, der um sechs Uhr sechsunddreißig in Cambridge eintreffen sollte. Das würde reichen, um bis sieben Uhr mit dem Taxi ins Fort St. George zu gelangen.
    Der Zug setzte sich gerade in Bewegung als sich Chris’ Handy meldete. Duncan. Er hatte an der Liverpool Street einen Zug nach Cambridge bekommen, der um sechs Uhr fünfundvierzig eintreffen würde. Chris sagte, er werde ihn auf dem Bahnsteig erwarten.
    Der Zug raste durch das platte Land von Hertfordshire, vorbei an Stevenage und Royston, hinein in die noch flacheren Niederungen von Cambridgeshire. Sie waren nur noch zehn Minuten von Cambridge entfernt, als der Zug auf freier Strecke hielt. Ungeduldig trommelte Chris mit den Fingern. Dieser Verzögerung war er psychologisch nicht gewachsen. Draußen wurde es dunkel. Der klare Himmel, noch von hellem Blaugrau, verfinsterte sich zusehends, überlagert von tintenschwarzen Wolken, die aus den
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