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Das Programm

Titel: Das Programm
Autoren: Michael Ridpath
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wahrscheinlich auch nicht gedurft hatte. Alles war nach Plan gelaufen, nur dass weder Lenka noch Ian es noch erleben konnten.
    Ian hatte guten Grund gehabt, Chris gegenüber so zurückhaltend zu sein. Chris hatte sich das damit erklärt, dass Ian Lenka reingelegt hätte und nun befürchte, Chris könne ihm auf die Schliche kommen. Tatsächlich hatte Ian ihr die Wahrheit gesagt, wollte das Chris gegenüber aber nicht zugeben. Wahrscheinlich war seine Vorsicht angebracht gewesen. Ian hätte zwar behaupten können, bei der Ankündigung der Übernahme habe es sich nur um eine Vermutung gehandelt, trotzdem sah das Ganze verdächtig nach einem Insidergeschäft aus. Je weniger davon wussten, umso besser.
    Zum ersten Mal fragte Chris sich, ob er die Beziehung zwischen Ian und Lenka nicht zu zynisch beurteilt hatte. Vielleicht hatte sie Ian mehr bedeutet, als Chris glauben wollte. Angesichts dessen, was den beiden zugestoßen war, hoffte er es sehr.
    Das waren gute Nachrichten für RBK. Der Kurs, zu dem sie die Position von Amalgamated Veterans am Vortag erworben hatten, war um mindestens fünfzehn Prozent geklettert. Chris lächelte. Khalids Gewinn war Rudy Moss’ Verlust. Carpathian hatte jetzt ganz bestimmt eine Zukunft.
    Chris wählte Duncans Nummer.
    »Hast du die Nachricht über Eureka Telecom gesehen?«
    »Ja«, sagte Duncan. »Ihr habt ein paar von denen, nicht?«
    »Wir haben eine Menge von ihnen.«
    »Khalid wird begeistert sein.«
    »Er hat Riesenschwein gehabt.«
    »Nicht nur«, sagte Duncan. »Er hat den richtigen Zeitpunkt und den richtigen Fondsmanager. Er verdient das Geld.«
    »Und Rudy Moss verdient seine Verluste.«
    Duncan lachte.
    »Ganz im Ernst, Duncan. RBK hat uns gerettet.«
    »Keine Ursache. Mein Kunde ist glücklich. Ich steh gut da. Eigentlich steh ich sogar irre phantastisch da.« Duncan lachte in sich hinein. Dann wurde sein Ton wieder ernst. »Hast du mit Megan gesprochen?«
    »Ja.«
    »Und was hat sie gesagt?«
    »Sie glaubt, wir liegen völlig falsch. Sie glaubt, Eric kann es unmöglich getan haben.«
    »Das ist doch verrückt. Sie ist mit ihm aus gewesen, stimmt’s? Die ist voreingenommen. Wahrscheinlich ist sie noch immer in ihn verknallt. Ist sie das?«
    »Ich glaub schon«, sagte Chris, und seine Stimme klang etwas gepresst.
    Duncan bemerkte es. »Scheint ein wunder Punkt zu sein. Wart mal. Wenn sie Eric für unschuldig hält, wer hat dann ihrer Meinung nach die ganzen Morde begangen? Ich?«
    Chris sagte nichts.
    »Dacht ich mir doch«, sagte Duncan. »Hör zu, ich versteh ja, dass du erst mit ihr reden wolltest, aber wir müssen jetzt etwas unternehmen. Wenn sie nicht begreifen will, dass Eric ein schlimmer Finger ist, dann ist das ihr Problem. Du hast ihr jedenfalls alles gesagt, was du weißt.«
    Chris seufzte. »Du hast Recht. Wir müssen etwas unternehmen. Aber wie gesagt, das ist nicht so ganz einfach. An wen wenden wir uns? Die Polizei von Long Island? Oder in Prag? Oder Paris? Der einzige Name, den ich habe, ist ein gewisser Karasek in Prag, aber er dürfte ziemlich Mühe haben, die ganze Geschichte aufzudröseln.«
    »Verdammt noch mal, Chris, wir müssen irgendwas tun!«
    »Ich weiß.« Chris dachte nach. »Was hältst du von einem Anwalt?«
    »Einem Anwalt?«
    »Ja. Wenn wir einen guten haben, könnte er uns helfen, ohne preiszugeben, welche Rolle wir gespielt haben. Er müsste sich ein bisschen im internationalen Recht auskennen. Ich glaube, das wäre das Sicherste.«
    »In Ordnung«, sagte Duncan. »Such einen. Und lass mich wissen, wie es weitergeht.«
    »Klar.«
    Chris starrte den Hörer an, als er ihn auflegte. Duncan hatte Recht, es war keine Zeit zu verlieren. Sie waren alle in Gefahr, solange sich Eric frei bewegen konnte. Er nahm den Hörer wieder auf und rief die Anwältin des Fonds an. Sie empfahl jemanden, der jemanden anders empfahl, und nach einer Stunde hatte Chris einen Termin bei einem Mr. Geoffrey Morris-Jones in seiner Kanzlei in Holborn um neun Uhr am nächsten Morgen.
     
    Duncan hatte große Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Um fünf nach zwölf verließ er das Büro. Er ging in einen Pub um die Ecke und bestellte sich ein Bier. Das tat gut.
    Schon lange hatte Duncan sich nicht mehr so gut gefühlt. Er war voller Energie und hatte ein Ziel. Es wusste, was zu tun war: Eric musste gestoppt werden. Wenn sich das im Rahmen des Gesetzes machen ließ, umso besser, aber er glaubte nicht recht an Chris’ Plan. Die polizeiliche Untersuchung würde langsam
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