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Das Programm

Titel: Das Programm
Autoren: Michael Ridpath
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gewesen war.
    Megan erriet offenbar, was er dachte. »Es war nichts zwischen uns. Schon seit Jahren nicht.« Sie berührte seinen Arm. »Du musst mir glauben, Chris.«
    »Muss ich?«, gab er aggressiv zurück.
    »Es wäre mir lieb.«
    Chris war drauf und ran, mit ihr zu streiten, biss sich aber auf die Zunge. Er wusste, dass Megan bemüht war, keine Affäre daraus zu machen, und ihm ging es nicht anders. »Okay«, sagte er so versöhnlich wie möglich. »Aber darf ich dir ein paar Fragen über Eric stellen?«
    »Sicher.«
    »Wir wissen, dass Alex und Ian hin und wieder Drogen genommen haben, als wir alle in New York waren. Eric auch?«
    Megan druckste etwas herum und räumte schließlich ein: »Ja, manchmal. Kokain. Aber er hat damit aufgehört, als Alex erwischt wurde.«
    Chris starrte sie an. »Warum hast du mir das nicht schon früher erzählt?«
    »Es schien mir nicht so wichtig zu sein. Damals hat jeder Drogen genommen.«
    »Du auch?«
    »Nein«, gab Megan zu. »Auf dem College habe ich es natürlich probiert. Aber ich hab nie wirklich Gefallen daran gefunden.«
    »Aber Eric schon?«
    »Ja. Auf dem College habe ich mir ein bisschen Sorgen um ihn gemacht. Und dann wieder in New York. Aber wie gesagt, nachdem Alex erwischt worden war, hat er es aufgegeben. Es hätte ihm seine hochfliegenden politischen Pläne kaputt machen können.«
    »Das hätte wohl der Fall sein können«, sagte Chris. »Und wer hatte die Drogen?«
    »Wie meinst du das?«
    »Du weißt genau, was ich meine. Vermutlich hat doch entweder Eric oder Alex das Zeug von jemandem gekauft. Wer von ihnen war es?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Megan. »Ich hab auch nicht gefragt. Ich wollte es gar nicht wissen.«
    »Na gut, wer hat sie aufbewahrt?«
    »Eric«, sagte Megan widerstrebend.
    »Und wenn Alex was wollte, hat er sich an Eric gewandt?«
    »Vermutlich.«
    »Dann hätte Alex Bloomfield Weiss also sagen können, dass Eric sein Dealer war?«
    »Nein«, protestierte Megan und hob zum ersten Mal die Stimme. »Sie waren Freunde. Was willst du damit sagen? Eric war der böse Drogendealer und Alex sein unschuldiges Opfer?«
    »Nein. Ich will damit nur sagen, dass Alex Eric bei George Calhoun anschwärzen wollte. Das hat Eric gewusst. Und als er dann die Chance bekam, Alex ein für allemal zum Schweigen zu bringen, hat er sie genutzt.«
    Megan lachte spöttisch auf.
    »Hör zu, Megan«, sagte Chris ruhig. »Duncan und ich halten es für das Beste, zur Polizei zu gehen.«
    »Wegen Eric?«
    Chris nickte.
    »Findest du nicht, dass du das erst mit mir hättest besprechen müssen?«
    »Genau das wollte ich heute Abend tun.«
    »Ach, wolltest du das? Nun, ich glaube, du machst einen großen Fehler. Du bist einfach eifersüchtig auf Eric, weil wir vor Jahren zusammen waren, und du möchtest deinen blöden Freund vor den Konsequenzen seiner Fehler bewahren. Ich mach da nicht mit.«
    Chris hatte versucht, sich zu beherrschen, die drohende Auseinandersetzung zu vermeiden, aber jetzt schaffte er es nicht mehr.
    »Vielleicht bin ich eifersüchtig. Vielleicht hab ich ja auch Grund dazu«, sagte er. »Du hast mir ‘ne Menge verschwiegen in Bezug auf Eric. Von den Drogen war nie die Rede. Du hast mir nicht erzählt, dass er dich am Sonntag besucht hat. Wahrscheinlich gibt es noch viele andere Dinge, die du mir nicht erzählt hast. Du bist diejenige, die den Überblick verliert. Der Mann ist ein Killer, Megan! Verstehst du? Er ist ungeheuer gefährlich. Höchstwahrscheinlich wird er versuchen, auch dich oder mich oder uns beide umzubringen. Wir sollten uns das klar machen und etwas unternehmen, bevor es zu spät ist.«
    Megan starrte Chris an. Unter ihrem Blick fror er und war sich seiner Nacktheit plötzlich unangenehm bewusst. »Es ist wohl besser, wenn du jetzt gehst«, stieß sie erbost hervor.
    »Aber Megan …«
    »Zieh dich an und geh!«
    Chris blieb nicht anderes übrig.
     
    Megan stand am Fenster und sah Chris mit hochgezogenen Schultern über den Hof gehen. Einen Augenblick lang fühlte sie den Drang, das Fenster zu öffnen und ihm zuzurufen, er möge zurückkommen. Aber sie konnte es nicht. Nicht, ohne zuzugeben, dass er Recht hatte, was Eric anging. Und das konnte sie nicht.
    Sie hatte sich ehrlich bemüht, Eric abzuhaken. Das heiße Willkommen, das sie Chris bereitet hatte, hatte er diesem Umstand zu verdanken. Sie hatte sich beweisen wollen, dass Eric der Vergangenheit angehörte, dass es Chris war, um den es ihr jetzt ging.
    Aber es hatte nicht geklappt.
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