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Das Programm

Titel: Das Programm
Autoren: Michael Ridpath
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Hinsicht. Alle meine Freunde fanden das. Und sie hatten auch Recht, was die ersten Jahre anging.«
    Megans Herz machte einen Sprung. »Die ersten Jahre?«
    »Ja«, sagte Eric und schwieg wieder.
    »Warum? Was geschah dann?«
    »Ich weiß nicht. Nichts Greifbares. Sie blieb die perfekte Ehefrau. Aber mir wurde klar, dass ich noch etwas anderes von dem Menschen erwartete, den ich den Rest meines Lebens lieben sollte. Etwas, was Cassie mir aus irgendeinem Grund nicht geben konnte.«
    »Etwas anderes? Was meinst du?«
    »Ich weiß nicht. Es ist schwer zu beschreiben.« Dann blickte er Megan in die Augen. »Genau genommen, weiß ich es schon. Und du auch.«
    Megan bemühte sich nach Kräften, die Welle der Erregung zurückzudrängen, die sie zu überschwemmen drohte. Genau dasselbe empfand sie! Es gab irgendein besonderes Band zwischen ihnen. Eric wusste es also auch! »Ist das nicht ein bisschen ungerecht Cassie gegenüber?«, meinte sie behutsam.
    Eric nickte. »Ist es. Und ich habe ein sehr schlechtes Gewissen, dass ich es denke. Sehr undankbar, wenn man bedenkt, was sie alles für mich tut. Aber ich kann es nicht ändern. Das ist eine dieser fixen Ideen, die du nicht wieder loswirst, wenn sie sich erst einmal festgesetzt haben.«
    »Und was gedenkst du zu tun?«, fragte Megan. Einen Augenblick dachte sie, sie sei zu weit gegangen, aber sie musste es wissen. Sie musste es einfach wissen.
    Eric sah verwirrt aus. »Ich weiß nicht. Die Wahrheit ist, meistens denke ich an die Arbeit. Und ich liebe Wilson. Aber ich glaube, wir werden uns noch weiter voneinander entfernen, so traurig das ist.«
    Megan schluckte. »Ja, das ist es.«
    Am liebsten hätte sie sich ihm an Ort und Stelle an den Hals geworfen. Aber sie wusste, er war noch verheiratet, und wenn er auch unglücklich war, so hörte sich seine Erzählung doch nicht nach einer unmittelbar bevorstehenden Trennung an. Er hatte mit keinem Wort angedeutet, dass er jemals fremd gegangen war. Im Gegenteil, er vermittelte den Eindruck eines pflichtbewussten, wenn auch gelegentlich abwesenden Ehemanns. Hatte sie das Recht, eine Familie kaputtzumachen? Und was war mit Chris? Es wäre sehr grausam ihm gegenüber, wenn sie etwas mit Eric anfinge. Sie wollte Chris nicht wehtun.
    Eric warf einen Blick auf ihre leeren Gläser. »Ich glaube, es hat zu regnen aufgehört. Wollen wir irgendwo zu Abend essen?«
    »Ja«, sagte sie, ohne zu zögern. Etwas anderes konnte sie nicht sagen: Sie hatte keine Wahl.
     
    Endlich setzte sich Chris’ Zug wieder in Bewegung, und zehn Minuten später fuhr er auf dem Cambridger Bahnhof ein. Chris wartete ein paar Minuten, dann fuhr Duncans Zug ein, und nach Austausch von ein paar Flüchen sprangen sie in ein Taxi. Der Regen hatte den Verkehr fast zum Erliegen gebracht, so brauchte ihr Taxi zwanzig Minuten, bis es sie in einer kleinen Wohnstraße am Fluss absetzte.
    Chris und Duncan liefen über die Fußgängerbrücke zum Fort St. George. Sie blickten sich um, kein Anzeichen von Eric und Megan. Chris wandte sich an den Barmann, einen schlaksigen Typen mit Sommersprossen und Ohrring. »Haben Sie zwei Amerikaner gesehen? Ein großer Mann und ein Mädchen mit langem dunklem Haar und Locken?«
    »Sicher«, sagte er. »Sind vor ein paar Minuten gegangen.«
    »Danke.« Chris wandte sich an Duncan. »Wahrscheinlich sind sie durch den Park zurück in die Stadt. Gehen wir.«
    Im Laufschritt verließen sie den Pub und blickten sich in den ausgedehnten Grünflächen um, die sie umgaben. Es war sehr dunkel, und obwohl die Straßenlaternen eine Straße erleuchteten, die durch den Park führte, konnten sie die beiden nicht sehen.
    »Komm weiter«, sagte Chris und schlug einen Weg ein, der zu den Lichtern des Jesus College und in die Stadtmitte führte. Er lief so rasch es seine Lungen erlaubten, und betete, dass Megan nichts passiert war, dass Eric ihr nichts getan hatte und nichts tun würde.
     
    Terry blickte von dem Reiseschachbrett auf, das auf dem Vordersitz neben ihm stand, und sah die beiden Gestalten aus dem Taxi springen und über die Brücke laufen. Er erkannte sie sofort. Das Taxi fuhr wieder davon, und Terry war im Begriff, sein Auto zu verlassen, als er ein zweites Taxi kommen sah. Dieses Mal sah er einen großen Mann in einem langen Mantel aussteigen, auf die Brücke blicken, wo die beiden anderen verschwunden waren, und ihnen folgen.
    In gebührendem Abstand schloss sich Terry ihnen an, alle Sinne angespannt. Sah so aus, als würde der Chef seine
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