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Das Programm

Titel: Das Programm
Autoren: Michael Ridpath
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Phantastereien, die er sich aus den Fingern gesogen hat, und dann hat er mich als Täter ausgeguckt. Das enttäuscht mich. Eigentlich konnte ich ihn immer gut leiden: Ich hätte ihn für vernünftiger gehalten.«
    »Was ist mit den psychometrischen Tests?«, fragte Megan.
    »Oh, die«, Eric lächelte. »Ich war der perfekte Proband. Erinner dich. In meinem letzten Collegejahr haben mir zehn Wallstreetfirmen Stellungen angeboten. Mein Geheimnis bestand darin, dass ich ihnen allen gesagt habe, was sie hören wollten. Und Bloomfield Weiss wollte von mir hören, dass ich ein ausgekochtes, gewissenloses Schwein bin, das Babys zum Frühstück frisst. Also habe ich ihnen das erzählt. Wahrscheinlich habe ich ein bisschen übertrieben. Aber wie du weißt, haben sie mir die Stellung gegeben.«
    »Also hast du gelogen?«
    »Nicht richtig. Nur ein bisschen. Ich habe die Wahrheit etwas ausgeschmückt. Vor die Wahl gestellt, einer kleinen alten Dame über die Straße zu helfen oder sie unter den Bus zu stoßen, habe ich sie halt unter den Bus gestoßen. Solche Geschichten. Aber das waren doch alles nur Testfragen. Als ich dann bei Bloomfield Weiss war, hab ich die üblichen Lippenbekenntnisse abgelegt – »da draußen ist der Dschungel« und dieser ganze Mist. Ich war zwar immer das Raubtier, nie die Beute, aber ich glaube, ich hab mich immer ziemlich anständig verhalten. Frag Chris. Er weiß das.«
    Megan war erleichtert. Erics Erklärung war vollkommen glaubhaft. Wenn diese Dr. Horwath auch nur ein bisschen was von ihrem Job verstanden hätte, dann hätte sie erkannt, dass Eric seine Antworten erfand, aber Megan war nicht im Mindesten überrascht, dass er sie getäuscht hatte.
    »Also, wer hat deiner Meinung nach Ian and Lenka umgebracht?«, fragte Eric.
    Megan seufzte. »Ich weiß nicht. Ich bemüh mich nach Kräften, nicht darüber nachzudenken. Es muss wohl Duncan sein. Aber Chris behauptet, Duncan sei unschuldig. Ich weiß nicht, was mit den beiden ist, Chris scheint ihn immer zu decken.«
    »Haben wir das auf dem Boot nicht alle getan?«, fragte Eric. »Vielleicht war das ein Fehler. Ich weiß nicht. Am Ende kommen solche Geschichten doch heraus.«
    »Was glaubst du denn?«, fragte Megan.
    Nachdenklich blickte Eric in sein Bier. »Ich weiß es auch nicht. Wahrscheinlich hast du Recht mit Duncan. Aber ich halte es für das Wichtigste, dass du das Ganze vergisst. Wenn Duncan der Mörder ist, oder jemand anders, den wir noch nicht einmal kennen, dann wirst du beobachtet. Chris kann sich von mir aus in Schwierigkeiten bringen, so viel er will, aber ich könnte es nicht ertragen, dass dir was passiert.«
    Megan wurde rot und blickte zu Eric auf. Der Ausdruck in seinen Augen verriet ein ganz anderes Gefühl als nur die Besorgnis um eine ehemalige Freundin aus einem früheren Leben. »Danke«, sagte Megan und berührte seine Hand.
    Eric lächelte sie an. So saßen sie einen Augenblick, ihre Hand auf der seinen – einen Augenblick, der Megan wie eine Ewigkeit vorkam.
    »Sprechen wir von was anderem«, sagte Eric schließlich. »Wie sind sie nun, die berühmten Cambridge-Dozenten? So verrückt, wie sie aussehen? Und was fangen sie eigentlich an, jetzt, wo sie sich nicht mehr als Spione für den KGB anwerben lassen können?«
    Megan lieferte eine Beschreibung von einigen Exzentrikern, denen sie am College begegnet war. Wenig später tauschten sie Erinnerungen an ihre Professoren in Amherst aus. Dann nahm das Gespräch eine privatere Wendung. Sie sprachen über die einschneidenden Entscheidungen in ihrem Leben und warum sie sie getroffen hatten.
    Eric begann über Cassie zu sprechen. »Hast du sie nicht kennen gelernt?«, fragte er.
    »Ja. Ich habe sie ein paarmal getroffen, als du anfingst, mit ihr auszugehen.«
    »Wie findest du sie?«
    »Nett. Und natürlich sehr hübsch. Ich kann nicht behaupten, dass ich sie mochte, aber ich war damals ein bisschen voreingenommen.«
    »Tut mir Leid«, sagte Eric. »Blöde Frage. Aber du hast Recht. Sie schien die perfekte Ehefrau zu sein. Schön, intelligent, charmant.«
    »Und ihr Vater ist ein großes Tier in der Republikanischen Partei.«
    »Das ist unfair.«
    »Tut mir Leid«, sagte Megan, aber meinte es nicht. Sie hatte keine Lust, sich einen Vortrag über Cassies Vorzüge anzuhören.
    Dann ging ein Schatten über Erics Gesicht. »Ich weiß nicht. Ich habe es zwar bisher noch nie zugegeben, aber wahrscheinlich sprach auch das zu ihren Gunsten. Sie war einfach vollkommen in jeder
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