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Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine

Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine

Titel: Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine
Autoren: Rolf Randall
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Kreise, daß jedes Wort zu vernehmen war, obwohl der alte Mann sehr leise sprach.  
     Er erzählte die traurige Geschichte, die er bereits Pete mitgeteilt hatte, die Geschichte von dem Jagdausflug in die Rocky Mountains, von dem Brand der Blockhütte . . .  
     „Ich bin der eigentliche Besitzer der Colorado-Mining-Company. Mein Sohn sollte einmal die Gesellschaft übernehmen. Zwei Kinder hatte ich — deinen Vater, Nora, und eine Tochter, die sich mit ^Applewood verheiratete, aber bald darauf starb. Applewood ist also mein Schwiegersohn, ich machte ihn zum Direktor einer meiner Silberminen in Colorado — aber er verdiente es nicht. Applewood hat einen bösen Charakter.  
     Damals unternahmen wir den Jagdausflug, es war im Winter — und ich hatte wohl etwas zuviel getrunken. Applewood war auf einer Bärenfährte. Ja, und dann geschah es — ich legte zuviel Holz im Ofen nach, während deine Eltern, Nora, ahnungslos schliefen. Betrunkene besitzen keine Einsicht, besitzen nicht den Blick für mögliche Gefahren. Ich — ich muß dann wohl auf die Suche nach Applewood gegangen sein. Als wir zurückkehrten, Applewood und ich--als wir zurückkehrten, war die Blockhütte niedergebrannt — und deine Eltern, Nora — mein armer Sohn und seine Frau--waren tot."  
     Ein langes Schweigen entstand. Langsam stieg das bleiche Gesicht des Mondes über dem Turm empor. Nora Paddington saß mit gesenktem Kopf da, die Hände vor das Gesicht geschlagen. Der alte Paddington atmete schwer.  
     „Diese Schuld", sagte er nach einer langen Pause mit brüchiger Stimme, „habe ich in diese Einsamkeit — hierher in den Somerset-Distrikt und auf die Ghost-Ranch — mitgenommen. Ich habe damals Applewood die Leitung der Company übertragen. Hier, in diese Einsamkeit habe ich mich vergraben — und habe Vergessen gesucht. Aber Applewood, der Schurke, sorgte dafür, daß ich immer wieder an jene unselige Nacht erinnert wurde, daran, daß ich in meinem Rauschzustand fahrlässig den Tod zweier Menschen verschuldet hatte. Er verlangte Geld — er drohte, mich anzuzeigen und klarzustellen, daß es sich  
       
     damals nicht um einen Unglücksfall, sondern um fahrlässige Tötung gehandelt habe. Ja, dieser gewissenlose Schurke scheute sich nicht, mir zu drohen, er wolle sogar Mordanklage erheben — er wolle behaupten, ich hätte meinen eigenen Sohn nach voraufgegangenem Streit umbringen wollen . . .  
     Versetzt euch in meine Lage. Ich bin ein alter Mann. Nicht die Anklage dieses Schurken fürchte ich. Auch nicht die Strafe, die das Gesetz bei fahrlässiger Tötung vorsieht — und die nichts bedeutet im Vergleich mit den Gewissensqualen, die ich zu erdulden hatte. Ich mußte den Erpressungen Applewoods nachgeben; denn ich besaß nicht mehr die Kraft, einem Prozeß standzuhalten und so ungeheuerliche Beschuldigungen zu entkräften, bei denen ich unter der Last meiner Erinnerungen zusammenbrechen würde.  
     Ich flüchtete in die Einsamkeit, und Applewood kam und verlangte das Geld. Er kam immer wieder. — Bis dann eines Tages ein grausiges Ereignis mich auf den Gedanken brachte, den Erpresser für alle Zeiten auszuschalten: Ein Mann wurde vom Zug überfahren! Ein alter Landstreicher namens Brandy — ein schlimmer Säufer — bettelte mich an, ich schenkte ihm einen meiner Anzüge, gab ihm noch etwas Geld . . . und der undankbare Mensch bestahl mich. Er stahl meine Brieftasche mit allen Ausweispapieren und mit dem Gelde und ergriff die Flucht. Natürlich setzte ich ihm sofort nach — aber ich sollte ihn nur als Leichnam wiedersehen, gräßlich verstümmelt. In seinem trunkenen Zustand, als er die Bahnlinie entlangging, hatte er wohl das Herannahen des Tucsonexpreß nicht bemerkt und war überfahren worden . . .  
     Der Mann war also tot, er trug meinen Anzug und besaß meine Brieftasche mit den Ausweispapieren. Er war bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt — und er hatte einen grauen Bart, wie ich ihn trage.  
     Dieser grausige Vorfall brachte mich auf den Gedanken, den ich dann ausgeführt habe: Ich, John Paddington, wollte tot sein — und die Rolle des Landstreichers weiterspielen.  
     Noch ehe man den Unglücklichen gefunden hatte, eilte ich nach Somerset zum Notar und setzte ein Testament auf, worin ich meine Enkelin Nora zur Alleinerbin bestimmte und worin ich auch festlegte, daß mein Schwiegersohn Applewood keinen Cent erhalten und sofort aus den Diensten der Company entlassen werden sollte. Dieses Testament
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