Das Pete Buch 01 - Die Lausbuben von Somerset
Bundeskasse!"
„Wir müssen Sondersteuern eintreiben!" Der Vorschlag kommt bezeichnenderweise von Bill Osborne. Die Sache ist höchst einfach. Man geht hin, packt sich in Somerset irgendeinen fremden Bengel und sagt zu ihm: „Gib mir zehn Cent, oder du kriegst eins auf die Nase!" Er gibt die zehn Cent und darf sich fortan frei in Somerset bewegen und genießt, obwohl er bloß ein Fremder
ist, den Schutz und das Wohlwollen des Geheimbundes. — „Einfach, was?"
Das leuchtet den meisten ein. Nur Dorothy verzieht leicht das Gesicht, und Pete schüttelt bedenklich den Kopf.
„Das ist eine Erpressung, die sich höchstens die Staatsorgane erlauben können — die Finanzämter und so", wendet er ein. „Wir sind Gerechte und keine Gangster." Er hustet und fügt rasch hinzu: „Womit ich nicht gesagt haben will, daß die Steuereinnehmer Gangster sind!"
Das sagt er, weil der Sohn des Steuereinnehmers zum Geheimbund gehört. Pete besitzt Takt. Schon deswegen, weil Conny Gray noch achtzehn Dollar fünfzig in der Sparbüchse hat.
„Noch weitere Vorschläge?"
„Man könnte bei Mister Perkins eine Anleihe aufnehmen."
Wutgeschrei und leidenschaftlicher Protest. Sam Dodd, der gewagt hat, einen derart schmachvollen Vorschlag zu machen, wird feierlich skalpiert. Es ist nur eine symbolische, wenn auch entehrende Handlung. Er behält dabei seinen Schopf.
„Man nimmt beim Feinde keine Anleihe auf — sei es auch nur, um ihn zu vernichten!" entscheidet Pete. „Ich schlage vor, daß wir eine Sammlung machen. Jeder holt seine Ersparnisse herbei und gibt diese in die Kasse."
Er blickt Conny Gray herausfordernd an. Dieser interessiert sich plötzlich für einen Käfer, der ihm zwischen den Füßen herumkrabbelt. Er ist ganz versunken in die Betrachtung des Käfers und fühlt sich nicht getroffen.
Es ist immer das alte Lied: wenn Regierende nicht mehr weiter wissen, beschwören sie die Opferbereitschaft. Die Idealisten zahlen, die Finanzämter stecken das Geld ein; dann werden drei neue Schulen, vier Krankenhäuser und siebenundneunzig Luxusvillen für höhere Regierungsbeamte gebaut — aus Repräsentationsgründen! — so behauptet jedenfalls Johnny Wilde, der es wissen muß; denn sein Vater ist höherer Regierungsbeamter.
Pete sieht, daß er so nicht weiterkommt. Conny Gray will die achtzehn Dollar fünfzig nicht herausrücken. Er behauptet, seine alte Großmutter liege im Sterben — und wovon soll er dann einen Kranz kaufen? Das ist immerhin ein Grund. Pietät bleibt Pietät. Da kann man nichts machen. Und es ist fatal. Wenn Conny, der Geizhals, seine Ersparnisse nicht hergibt, sagen sich alle anderen: weshalb soll ich der Dumme sein?! Gerade ich?!
So fangen alle Schwierigkeiten an. Wenn der Anführer ruft: „Freiwillige vor!" und alle sehen den einen an der zuerst vortreten soll — aber der eine tritt nicht vor, dann ist das der Anfang vom Ende. Dann gibt es für den erfahrenen Anführer nur eine letzte Möglichkeit: die Fahne ergreifen, voran stürmen, Vorbild sein und rufen: „Mir nach!" — Aber Pete hat seinen letzten Silberdollar bei der Wette mit Watson verloren. Er könnte natürlich versuchen, den alten Vormann Dodd anzupumpen — aber der sitzt auf dem Geldbeutel wie die Sperlingsmutter auf den Eiern. Obwohl Pete und Dorothy die Besitzer der Salem-Ranch sind, bekommen sie vom alten Dodd, der ja ihr Vormund ist, nur ein spärliches Taschengeld.
„Ich wiederhole", sagt Pete laut, „morgen beginnt das Rodeo — und wir wollen uns zusammen einen Spaß machen, haben aber kein Geld. Unser Todfeind, Mister Perkins, will den Rancher Jones zugrunde richten. Wir müssen gegen Perkins einen zähen, vielleicht verlustreichen Kampf führen — auch dazu gehört Geld!"
Er sieht wieder Conny Gray an. Conny zieht die Jacke über die Ohren. Er hat den Vorhang zugezogen, will nichts hören. Sonst ist Conny ein guter Kamerad. Man kann von ihm jedes Opfer verlangen. Er übernimmt freiwillig jeden Melderitt; bei Sturm und Regen steht er auf Posten, ohne zu klagen. Im Kampf mit Jimmy Watsons „Schreckensbande" — in der sich alle Rüpel von Somerset zusammengefunden haben — steht Conny Cray seinen Mann. Aber man darf mit ihm nicht über seine Ersparnisse reden. So ist er nun einmal.
„Gut — so muß der ,Bund der Gerechten' ernste Maßnahmen ergreifen", seufzt Pete und blickt seine Mitverschworenen tragisch an. „Kameraden, es bleibt uns nichts anderes übrig — wir müssen arbeiten!" Pete seufzt abermals.
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