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Das Paradies liegt in Afrika

Das Paradies liegt in Afrika

Titel: Das Paradies liegt in Afrika
Autoren: Elfie Ligensa
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besonders großes Stück des knusprigen Frühstücksspecks auf die Gabel zu spießen. Als es nicht gelang, nahm er einfach die Finger. Sophie wollte ihn ermahnen, doch dann ließ sie es, sie wollte Victor die Freude an dem außergewöhnlichen Frühstück nicht nehmen. Stattdessen nestelte sie ihre goldene Taschenuhr, die an der Rückseite mit einer Rose aus kleinen Flussperlen geschmückt war, hervor und warf einen Blick darauf.
    Â»Wir müssen gleich aufbrechen«, sagte sie mahnend.
    Â»Ich bin fertig.« Karl schob seinen Stuhl zurück. »Dir noch einen guten Appetit, mein Kleiner. Gleich kommt deine Mama und leistet dir Gesellschaft.«
    Er hatte noch nicht ausgesprochen, da kam Karoline Ruhland herein, das Baby auf dem Arm, das satt und zufrieden den Kopf an die Schulter der Mutter gelegt hatte. An diesem Morgen trug Karoline ihr blondes Haar offen, nur an den Seiten hatte sie es mit Perlenkämmen locker festgesteckt. Im Nacken rieselten die weichen Locken bis fast zur Taille.
    Â»Ihr wollt gleich losfahren, nicht wahr?« Sie ging zu Sophie und küsste sie auf die Wange. »Ich würde euch so gern begleiten! Prinz Alfred aus der Nähe sehen zu können, stelle ich mir aufregend vor!«
    Â»Er legt nur den Grundstein für ein Hafenbecken«, warf Karl Ruhland ein. »Ich glaube nicht, dass sich Seine Hoheit lange an der Table Bay aufhalten wird.«
    Â»Trotzdem … wann sieht man mal ein Mitglied des englischen Königshauses?« Karoline nahm ihrer kleinen Tochter eine Locke aus der Hand. »Du, das tut mir weh«, lachte sie dabei. Dann wandte sie sich wieder an die Schwiegereltern. »Mutter, du musst mir hinterher genau erzählen, wie er ausgesehen hat – und was die Damen in seiner Begleitung anhatten. – Ach, ich beneide euch! Aber solange ich stille, bin ich hier angebunden.« Sie lachte ihre kleine Tochter an. »Das hört bald auf, mein Schatz! Du bekommst schon Zähnchen, kannst Brei essen und brauchst mich dann nicht mehr.«
    Â»Dann kannst du mit deinem Mann eine Fahrt nach Kapstadt machen und dich entspannen.« Karl Ruhland ging zur Tür. »Wenn wir zurück sind, soll sich Christopher ein paar Tage freinehmen.«
    Karoline trat dicht vor ihn und gab ihm einen Kuss. »Danke, ihr seid so lieb zu mir – zu uns«, korrigierte sie sich rasch.
    Â»Und du bist die beste Schwiegertochter, die wir bekommen konnten«, gab Sophie zurück. Sie hatte Karoline von Stetten vom ersten Augenblick an sehr gemocht. Die Tochter eines deutschen Winzers war nicht nur hübsch und charmant, sie war auch sehr klug und verstand viel von der Arbeit auf einem Weingut. Die Familie stammte aus dem Badischen, hatte dort über vierzig Jahre lang drei große Weinberge bearbeitet. Ein Erbschaftsstreit mit seinem Bruder hatte den jungen Witwer Hanno von Stetten schließlich bewogen, vor elf Jahren nach Südafrika auszuwandern und dort neu zu beginnen. Ein Weingut in der Nähe von Groot Constantia stand zum Verkauf, er erwarb den heruntergekommenen Besitz und machte ihn bald zu einem der bedeutendsten Güter des Landes. Karoline war seine einzige Tochter, er liebte sie sehr und war zunächst nicht erfreut gewesen, als Christopher Ruhland um sie warb. Inzwischen schätzte er seinen Schwiegersohn, war mit Sophie und Karl befreundet und ein gerngesehener Gast auf Hopeland .
    Â»Viel Vergnügen – und kommt gesund zurück.« Karoline ging mit Sophie und Karl hinunter in den weitläufigen, mit grauen Granitsteinen gepflasterten Hof und sah zu, wie sie die Kutsche bestiegen, die schon mit drei großen Koffern beladen war.
    Â»Auf Wiedersehen, ihr beiden.« Sophie küsste erst ihre kleine Enkelin, dann die Schwiegertochter. »Wir sind in zwei Wochen zurück.«
    Â»Wenn nicht schon früher«, sagte Karl.
    Â»Du willst nicht lange von Hopeland fernbleiben, ich kenne dich«, meinte Sophie schmunzelnd. »Aber ich möchte mal wieder ins Theater gehen, ein paar Freunde in der Stadt treffen und, wie gesagt, mit der Eisenbahn bis Wellington fahren. Der kleine Ort soll sich sehr schnell entwickeln und ganz bezaubernd sein.«
    Â»Die gesamte Kapprovinz entwickelt sich rasant«, sinnierte Karl. »Was sich in den letzten Jahrzehnten verändert hat, ist gewaltig. Aus einer kleinen Garnison, einem Vorposten der Europäer auf dem Weg nach Indien, ist eine der wichtigsten Kolonien
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