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Das Paradies liegt in Afrika

Das Paradies liegt in Afrika

Titel: Das Paradies liegt in Afrika
Autoren: Elfie Ligensa
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hatte dann ebenfalls versucht, in Afrika sein Glück zu machen. Es war ihm gelungen! Hopeland war inzwischen ein weitläufiger, sehr ertragreicher Besitz, der vielen Menschen eine Heimat und Arbeit gab.
    Schon Ben Ruhland, der Erbauer des Gutes, hatte es abgelehnt, Sklaven zu kaufen. Er entlohnte seine schwarzen Arbeiter gerecht, behandelte sie fair und wurde geachtet und geliebt. So hielten es auch sein Sohn und sein Enkel; wer auf Hopeland arbeitete, hatte hier eine Heimat gefunden.
    Christopher war stolz auf das Weingut, das zu den vier besten Weinerzeugern der Region gehörte. Mit leuchtenden Augen sah er sich um, während er den Heimweg antrat. Weinberge erstreckten sich über alle Hügel der Umgebung. So weit das Auge reichte, sah man exakt gezogene Reihen von Rebstöcken. Der kleine Bachlauf, der im Norden entsprang und von dem ihm sein Vater oft erzählt hatte, dass es wegen dieses kostbaren Nasses viel Ärger mit den Nachbarn, den Lammersburgs, gegeben hatte, war inzwischen in viele kleine Kanäle geleitet worden. Das Bewässerungssystem hatte Karl vor mehr als zwanzig Jahren perfekt ausbauen lassen. Ebenso waren damals die Häuser für die Gutsarbeiter errichtet worden. Ein kleines Dorf war am südwestlichen Rand des Besitzes entstanden. Es war sauber dort, überall gab es Abwässerrinnen und sogar separat angebrachte Aborte. Karl Ruhland legte Wert auf Hygiene, und so waren seine Arbeiter gesund und die Weinkeller penibel sauber. Die großen Eichenfässer, in denen der kostbare Rebensaft lagerte, kontrollierte er am liebsten persönlich, er wusste, was es für Konsequenzen nach sich zog, wenn die Fässer schmutzig waren. Die Arbeit von Monaten konnte dann zunichtegemacht werden.
    Als Christopher in den gepflasterten Gutshof einritt, fiel ihm gleich die ungewohnte Stille auf. Niemand war im Stall, als er Wotan in seine Box stellte. Und auch von den Küchenmädchen war keine zu sehen. Um diese Zeit saßen sie gern auf der Bank, die Kimani vor Jahren unter drei großen Eichen, die am nördlichen Rand des Gutshofes standen, gezimmert hatte.
    Â»Was ist nur los?«, murmelte der Mann, als er den Stall verließ. Mit langen Schritten ging er aufs Wohngebäude zu, aus dem – es war höchst ungewöhnlich – kein Laut drang. Das weitläufige Haus im kapholländischen Stil war weiß getüncht und strahlte in der Sonne, der geschwungene Giebel über der Haustür war mit stilisierten Weinranken geschmückt. Auf den beiden Terrassen, der östlich gelegenen und der südlichen, standen in hohen Tonkübeln Rosenstöcke und Jasminbüsche, die süßen Duft verströmten. Alles wirkte so friedlich … und doch spürte Christopher fast körperlich das Unheil, das geschehen sein musste.
    Er ging ums Hauseck, hinüber zu den ersten Häusern der schwarzen Arbeiter. In einer der ältesten Hütten lebten Josy und Kimani. Gleich nebenan, in einem schmalen, schlichten Haus, vor dem nur drei alte Weinstöcke als Schmuck standen, wohnte Will, der altgediente Kellermeister.
    Er saß, wie Christopher erleichtert feststellte, vor dem Haus in einem Schaukelstuhl. Das helle Korbgeflecht knarrte normalerweise im Wiegerhythmus, wenn Will darin saß und sich ausruhte. Es war dann so, als gäbe der Stuhl so den Vögeln, die in den alten Eichen sangen, den Takt vor.
    Heute aber war es still …

    Die Sonne brannte und tat seinen Augen weh. Leichter Wind wehte vom Atlantik herüber, kühlte die erhitzte Stirn und drohte die Zettel, die auf dem kleinen Tisch aus Zedernholz lagen, zur Erde zu wehen.
    Will beugte sich im Schaukelstuhl vor, stellte rasch eine Weinkaraffe auf die Blätter. Dann nahm er einen Schluck aus dem Glas, das griffbereit stand, ließ den Wein im Mund kreisen. Ja, das war ein exzellenter Jahrgang! Der beste seit langem!
    Will seufzte. Er spürte ein heftiges Stechen im Kopf, hin und wieder verschwamm die Landschaft, die er so gut kannte wie die Taschen seiner alten Leinenjacke, vor seinen Augen. Der große Schwarze, dessen krauses Haar mit den Jahren weiß geworden war, wischte sich übers Gesicht. Dann nahm er noch einen Schluck Wein, schloss die Augen und lauschte wieder dem Gesang der Vögel, die ein neues Lied zu üben schienen und sich auch durch die Hitze nicht stören ließen. Es kam Will so vor, als hätten sie nie zuvor so laut, so intensiv gesungen wie
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