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Das Paradies liegt in Afrika

Das Paradies liegt in Afrika

Titel: Das Paradies liegt in Afrika
Autoren: Elfie Ligensa
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behoben war. George Davenshire war Bankier. Als er vor Jahren in Kapstadt eine Filiale der Privatbank Davenshire eröffnete, hatten er und Hannah sich zufällig kennengelernt. Es war bei beiden Liebe auf den ersten Blick gewesen, und nur zu gern war Hannah ihrem Mann ins kühle England gefolgt, nachdem er seine Aufgaben am Kap beendet hatte.
    Christopher seufzte leise auf. Wie sehr hatte er seiner Schwester das ganz große Glück gewünscht! Er liebte Hannah, die immer so fröhlich und unkompliziert gewesen war. Wie viele Streiche hatten sie als Kinder ausgeheckt! Das weitläufige Weingut war für sie der ideale Spielplatz gewesen. Die besondere Liebe seiner Schwester hatte stets den Pferden gegolten. Hannah war eine ausgezeichnete Reiterin, sie machte im Damensattel eine sehr gute Figur. Und im Herrensitz, den einige Damen auszuprobieren wagten, seit die österreichische Kaiserin Sisi diesen Reitstil als »schicklich« deklariert hatte, galoppierte sie gern wild durch die Weinberge.
    Auch in London konnte sie reiten, sie schrieb begeistert von einem exklusiven Reitstall ganz in der Nähe des Hydeparks – und von dem Landgut der Davenshires zweihundert Meilen nördlich der Hauptstadt. Dort züchtete Georges Großvater edle Reitpferde, aber auch Galopper, die beim traditionsreichen Rennen in Ascot schon mehrfach gewonnen hatten. Im vergangenen Jahr war Hannah sogar Prinz Albert, dem Thronfolger, vorgestellt worden.
    Es war ein einmaliges Erlebnis, und noch immer zittern meine Knie ein wenig in der Erinnerung an diese Begegnung , hatte sie ihrer Familie geschrieben. Seine Hoheit war jedoch sehr gütig und hat sich eine Weile mit meinem Schwiegervater und George unterhalten. Mir hat der Prinz die Hand geküsst … stellt Euch das vor! Himmel, dieser Moment war die ganze Aufregung, die diesem Tag vorangegangen war, wert. Weißt Du, Mama, ich hatte drei Kleider zur Auswahl, doch das eigentliche Problem waren die Hüte. Nichts ist für die Damen in Ascot wichtiger als der richtige Kopfputz. Ich habe mich letztendlich für eine breitrandige Kreation aus ganz hellem Panama-Stroh entschieden. Die Dekoration bestand aus veilchenfarbenen Seidenbändern, dazu waren Veilchensträuße am rechten Aufschlag drapiert. Die Modistin wollte noch kleine Vögel hinzufügen, aber das war mir zu verrückt. Wobei … wenn Du sehen könntest, mit welch absonderlichen Hüten die Damen hier auftauchen … es ist ebenso abstrus wie amüsant.
    Ich kann Euch, meine Lieben, nur sagen, dass George und ich wundervolle Tage auf dem Land verbracht haben. Mein Glück ist vollkommen. Dennoch vermisse ich Euch und hoffe auf ein baldiges Wiedersehen – Eure Euch aufrichtig liebende Hannah
    Christopher hatte den Brief noch genau in Erinnerung. Es war das letzte Mal, dass Hannahs Zeilen glücklich geklungen hatten. Und jetzt … jetzt kehrte sie heim.
    War es eine Flucht?

    Die Klippschliefer und Krähen schrien um die Wette – ein Zeichen dafür, dass es bald regnen würde. Die Vögel versuchten sich im letzten Augenblick in ihre Nisthöhlen zu retten, die sich im zerklüfteten Sandstein des Tafelbergs befanden. Der 600 Hektar Land umfassende Tafelberg verschwand immer mehr in dichten Wolken, vom Hafengebiet aus war Kapstadts Wahrzeichen kaum noch zu erkennen.
    Â»Schade. Ich hätte gewünscht, dass bei deiner Heimkehr die Sonne scheint.« Christopher Ruhland umarmte seine Schwester liebevoll. Er war allein zum Hafen gekommen, um sie abzuholen.
    Â»Das Wetter passt genau«, murmelte Hannah und schmiegte ihr Gesicht an seine Schulter. Sie wollte nicht, dass Christopher ihre Tränen sah.
    Â»Komm rasch mit, ehe wir klatschnass werden. Drüben am Lagerschuppen steht die Kutsche.« Er wies zu einem langgestreckten Gebäude, an dessen windgeschützter Seite Pandu, der Stallmeister, mit der Kutsche wartete. Die Geschwister eilten auf das Gefährt zu, und Pandu half eilig, Hannahs drei Koffer in die Kutsche zu hieven.
    Â»Die Eltern sind auf Hopeland ?«, fragte Hannah, nachdem sie ihr grau-rot kariertes Reisekostüm geordnet und den kleinen karmesinroten Hut abgenommen hatte. Die Federn, die den Hut an der rechten Seite zierten, waren nass geworden und hingen traurig herunter.
    Â»Mutter bereitet gemeinsam mit Karoline und Josy ein Festmahl zu«, erzählte Christopher. »Und Vater … er wäre zu gern
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