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Das Orakel vom Berge

Das Orakel vom Berge

Titel: Das Orakel vom Berge
Autoren: Phillip K. Dick
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geisteskrank und entmachtet, Bormann Reichskanzler, verschiedene Fraktionen in der Nazi-Staatsführung, Nazi-Deutschland Atom - und Raumfahrtmacht, der Völkermord an den Juden fast abgeschlossen, die Schwarzen Afrikas ebenfalls vernichtet, das Mittelmeer trockengelegt und als Ackerland genutzt –, sondern auch zu der treffenden Enthüllung der Motivationen, die die nationalsozialistische Führungsspitze zu ihren Perversionen trieb. Obwohl Deutschland und die von den Deutschen besetzte Ostküste Nordamerikas nur indirekt erwähnt werden, atmen diese Szenen den perversen Geist des Hitlerfaschismus. Zwischen den Zeilen reißt Dick der Ideologie des Faschismus die Maske vom Totenkopf.
    Das Orakel vom Berge ist Philip K. Dicks erstes großes Meisterwerk; mehr sollten folgen. Mit diesem Roman liegt der beste Parallelwelt-Roman der Sience Fiction vor; ein Roman, der – auch von seiner Anlage her – die Grenzen des Genres sprengt und zur großen zeitgenössischen amerikanischen Literatur gerechnet werden muß. Dick schien seine literarische Form gefunden, sein langes Streben verwirklicht und den Ausbruch aus der Science Fiction vollzogen zu haben: Die gebundene Erstausgabe (1962 beim Verlag Putnam) verzeichnete lediglich ›A Novel‹ – ein Roman – und enthielt nicht den geringsten Hinweis darauf, daß es sich um Science Fiction handelte. Mit neuem Enthusiasmus machte Dick sich ans Werk, weitere solcher literarischer Hybriden zu verfassen, Mischformen zwischen Mainstream- und SF-Texten. Doch für seinen nächsten Roman dieser Art – We Can Build You (dt.: Die rebellischen Roboter) –, den er bereits fünf Monate nach Das Orakel vom Berge abgeschlossen hatte, fand er keinen Verleger. Er erschien erst 1969 in Fortsetzungen in einem SF-Magazin und erfuhr weitere drei Jahre später seine erste Auflage als Taschenbuch (ironischerweise beim neuen Verlag von Dicks altem Herausgeber Wollheim). Auch der darauffolgende Roman, Martian Time-Slip (dt.: Mozart für Marsianer), fand keinen Hardcover-Verleger, sondern erschien nach mehreren Ablehnungen als Taschenbuch in einer SF-Reihe. Doch der amerikanische Science Fiction Book-Club hatte die Lizenzrechte für The Man in the High Castle erworben und das Buch noch im gleichen Jahr in hoher Auflage veröffentlicht. Wäre der Roman sonst bei der reinen Science Fiction-Leserschaft völlig untergegangen, erzielte er durch diese Buchclub-Ausgabe jedoch einen solchen Eindruck im amerikanischen SF-Fandom, daß das Buch 1963 zum besten Roman des Vorjahres gewählt wurde. The Man in the High Castle wurde mit dem Hugo Award ausgezeichnet, und die Science Fiction hatte Philip K. Dick endgültig für sich gewonnen.
    Offen bleibt nur eine Frage in der Tradition des vorliegenden Romans: Was wäre, wenn Philip K. Dick seine literarische Karriere nach seinen Intentionen verwirklicht hätte und der Science Fiction verloren gegangen wäre…?
     
    Uwe Anton
     
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