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Das nasse Grab

Das nasse Grab

Titel: Das nasse Grab
Autoren: Horst Hoffmann
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Klinge. Er wußte, was er tun mußte, fanden sie weitere Nester.
    Er folgte Scida in den einzigen Gang hinein, der von hier aus noch tiefer in den Fels führte. Sie mußten bereits weit unter dem Meeresspiegel sein.
    Der Gang endete vor einer Wand. Auf den ersten Blick sah es so aus, als wäre der Weg hier zu Ende. Dann aber entdeckte Kalisse die feinen Linien im Fels. Sie fuhr sie mit dem Zeigefinger nach.
    »Eine Tür«, sagte sie grimmig. »Eine Geheimtür in noch tiefere Bereiche. Wir müssen herausfinden, wie sie zu öffnen ist.«
    Sie berührte mit der Eisenfaust mehrere hervorspringende Stellen im Fels. Doch es schien, als habe sich nun selbst die Natur mit den Mächten der Finsternis verbündet.
    Gerrek hörte das Rauschen als erster. Er vergaß sein durch die winzige Bißwunde »entstelltes« Maul und fuhr herum.
    »Die Flut!« schrie er. »Das Rauschen kommt von oben, und das ist… Wasser!« Er schüttelte sich. »Wasser! Die Flut hat die Tempelruine erreicht und überspült. Es dringt in die Statue ein!«
    »Nach oben! Schnell!« rief Scida.
    Mythor zögerte.
    »Komm!« schrie die alternde Amazone. »Du kannst kein Dämonennest mehr ausheben, wenn du ertrunken bist!«
    Mit Gerrek an der Spitze, kletterten die vier eilends durch den Gang zur Höhle hinauf, in deren Bodenvertiefungen bereits knietief das Wasser stand.
    Und unter lautem Tosen und Rauschen brach es nun über sie herein. In Fontänen spritzte es aus Felsspalten. Einem reißenden Strom gleich, schäumte und spritzte es aus den weiter nach oben führenden Stollen. Wie eine Flutwelle schlugen die Wassermassen den Gefährten entgegen. Gerrek wurde von den Beinen gerissen. Den anderen erging es nicht besser. Das Wasser riß sie mit sich, schmetterte sie gegen die Wände.
    Und obwohl es den Weg nach unten fand, staute es sich bereits nach wenigen Atemzügen in der Höhle. Der abwärts führende Stollen war im Handumdrehen überflutet, der Weg nach oben versperrt. Und in der Höhle stieg es, stieg viel zu schnell!
    Mythor sah Gerreks Kopf, sah die klauenbewehrten Hände wild auf das schäumende Naß schlagen, sah Kalisse und Scida auftauchen und wieder versinken. Seine Füße berührten den Boden nicht mehr. Es spülte ihn empor, und es war nur eine Frage von Augenblicken, bis die ganze Höhle mit Wasser gefüllt sein würde.
    »Wartet, bis es bis zur Decke steht!« rief er. »Dann holt so tief Luft, wie ihr könnt, und versucht, an die Oberfläche zu tauchen!«
    Er wußte nicht, ob die anderen ihn überhaupt hörten. Luftblasen gurgelten empor. Mythor sah die Decke auf sich zukommen, gewahrte Scida neben sich und bekam ihren Arm zu fassen.
    Luft holen! bedeutete er ihr.
    Dann war es auch schon soweit. Mythor füllte seine Lungen bis zum Bersten und stieß mit der freien Hand von der Decke ab. Er zog Scida mit sich, vollführte unter Wasser kräftige Schwimmbewegungen und suchte den nach oben führenden Stollen.
    Es war dunkel um ihn herum. Er mußte sich völlig auf seinen Instinkt verlassen. Er stieß gegen etwas, doch das war nur Gerrek, vor dessen verzweifelt rudernden Armen er sich eilends in Sicherheit bringen mußte.
    Dann fand er den Stollen. Schon wurden seine Arme und Beine schwer. Mythor stieß Scida in die Öffnung hinein, schwamm zurück und verließ erst selbst die Höhle, nachdem er Gerrek und Kalisse den Weg gewiesen hatte.
    Sie konnten es nicht mehr schaffen. Der Stollen schien kein Ende zu nehmen. Obgleich das Wasser zur Ruhe gekommen war, hatte Mythor den Eindruck, keinen Fußbreit weiter voranzukommen. Immer wieder stieß er gegen Fels. Dann endlich war die zweite Höhle erreicht.
    Das Wasser schien zu glühen. Die leuchtenden Erzadern tauchten es in ein fahles Grün, das die Orientierung nur noch erschwerte. Mythor verspürte einen Druck im Kopf, wie er ihn in der Kammer der Lumenia gehabt hatte. Er mußte atmen. Alles in ihm schrie danach, den Mund aufzureißen. Seine Lungen drohten zu platzen. Er schwamm im Kreis, suchte verzweifelt nach dem nächsten Ausgang nach oben – und fand ihn nicht mehr.
    Mythor konnte nicht mehr klar denken. Er sah Hunderte von hellen Punkten vor seinen weit geöffneten Augen, wand sich und kämpfte gegen den Drang, zu atmen, an. Seine Bewegungen erlahmten. Er hatte keine Kraft mehr, spürte seine Glieder nicht länger.
    Das kann nicht das Ende sein! schrie es in ihm. Ich muß kämpfen! Sein unbändiger Lebenswille, das Wissen um die furchtbaren Gefahren, die nur er und die Gefährten kannten,
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