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Das muss Liebe sein

Das muss Liebe sein

Titel: Das muss Liebe sein
Autoren: Rachel Gibson
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ihr auch auf, wie seine muskulösen Oberschenkel seine Shorts ausfüllten und wie sein Haar sich in kleinen Kringellocken um den Rand seiner Baseballkappe legte. Seine Augen waren dunkel, und der durchdringende Blick, mit dem er sie ansah, hatte ihr einen gefährlich wohligen Schauer über den Rücken gejagt.
    Schon vor Jahren hatte sie blendend aussehenden Männern abgeschworen – sie bewirkten nichts als ein gebrochenes Herz und Chaos im Gleichgewicht von Körper, Geist und Seele. Sie waren wie Schokoriegel – sie sahen gut aus, und sie schmeckten gut, konnten aber niemals als ausgewogene Mahlzeit gelten. Gelegentlich meldeten sich noch Gelüste, doch neuerdings interessierte sie die Seele eines Mannes bedeutend mehr als sein Sexappeal.
    Ein paar Tage später entdeckte sie ihn in einem Wagen vor dem Postamt, dann noch einmal ein Stück weit entfernt von Anomaly, ihrem Kuriositätenladen. Zuerst sagte sie sich, dass sie sich das alles nur einbildete. Warum sollte ein dunkler, attraktiver Mann sie wohl verfolgen? Doch im Verlauf der Woche sah sie ihn mehrmals, zwar nie nah genug, um ihn ansprechen zu können, aber auch nicht allzu weit von ihr entfernt.
    Trotzdem versuchte sie, ihre Besorgnis auf ihre ausschweifende Fantasie zurückzuführen – bis gestern, als sie ihn bei Barnes and Noble gesehen hatte. Sie hatte die Buchhandlung aufgesucht, um sich weiteres Material über ätherische Öle zu besorgen, und als sie einmal den Blick hob, sah sie ihn in der Frauenbuchabteilung lauern. Mit seinem dunklen, grüblerischen Gesicht und den Muskeln, die sein T-Shirt dehnten, war er schlicht und einfach nicht der Typ, der das Grauen von PMS nachempfinden konnte. In diesem Augenblick gestand sie sich schließlich ein, dass er sie verfolgte wie ein psychopathischer Serientäter. Sie hatte die Polizei angerufen und wurde aufgefordert, auf die Wache zu kommen und eine schriftliche Beschwerde gegen den »unbekannten rauchenden Jogger« einzureichen, doch da er sich bisher nichts hatte zu Schulden kommen lassen, konnte sie kaum etwas gegen ihn unternehmen. Die Polizei erwies sich nicht als hilfreich, und so hatte sie nicht einmal ihren Namen hinterlassen.
    In der vergangenen Nacht hatte sie nur wenig geschlafen. Die meiste Zeit hatte sie wach gelegen und sorgfältig an ihrem Plan gefeilt. Zu diesem Zeitpunkt hielt sie ihre Strategie noch für gut. Sie wollte ihn an einen gut besuchten Ort locken. Das Stück Park beim Spielplatz, vor dem Zoo, nur eine kurze Strecke von der Haltestelle der Tootin'-Tater-Bahn entfernt. Dort würde sie ihren Verfolger niederstrecken und dann wie verrückt um Hilfe rufen. Sie hielt den Plan auch jetzt noch für gut, aber unglücklicherweise hatte sie zwei ausgesprochen wichtige Einzelheiten nicht voraussehen können. Aufgrund des Wetters waren sämtliche Attraktionen geschlossen, und dann war ihr Verfolger freilich gar kein Spanner. Er war ein Bulle.
    Anfangs, als sie ihn unter dem Baum stehen sah, hatte sie geglaubt, einen Typen aus dem Muskelmann-Kalender ihrer Freundin Francis vor sich zu sehen. Jetzt, da er ihr gegenüber am Tisch saß, fragte sie sich, wie sie ihn jemals mit einem Muskelmann des Monats hatte verwechseln können. In dem Schlabber-T-Shirt, das er noch immer trug, und mit dem roten Schweißband auf der Stirn sah er vielmehr aus wie ein ausgeflippter Motorradrocker auf dem Weg zur Hölle.
    »Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen«, stellte Gabrielle fest, und ihr Blick wechselte von Shanahan zu dem anderen Mann. »Ich dachte, ich wäre wegen der Sache, die vorhin im Park passiert ist, hierher gebracht worden.«
    »Haben Sie das hier früher schon mal gesehen?«, fragte Shanahan und schob ihr ein weiteres Foto zu.
    Genau das Foto hatte Gabrielle in der Tageszeitung gesehen. Sie hatte vom Diebstahl des Hillard-Monets gelesen und in den regionalen wie auch den überregionalen Nachrichten davon gehört.
    »Sie erkennen es?«
    »Einen Monet erkenne ich auf Anhieb.« Sie lächelte kläglich und schob das Foto zurück über den Tisch. »Und ich habe im Statesman darüber gelesen. Das ist das Gemälde, das Mr. Hillard gestohlen wurde.«
    »Was können Sie mir darüber berichten?« Shanahan sah sie an, als könnte er die Antwort auf seine Frage von ihrer Stirn ablesen.
    Gabrielle wollte sich nicht einschüchtern lassen, doch sie wehrte sich vergebens. Sie war eingeschüchtert. Er war so ein großer Mann, und sie saß in einem so kleinen Raum mit ihm fest. »Nur das, was jeder andere auch
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