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Das muss Liebe sein

Das muss Liebe sein

Titel: Das muss Liebe sein
Autoren: Rachel Gibson
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ablenken, wenn er nicht riskieren wollte, dass sie auf ihn schoss. Und dieses Mal würde der Schuss ihn so treffen, dass er sich nicht wieder davon erholte. »Sie können mir selbst in die Tasche greifen. Ich rühre keinen Finger.« Er hasste es, Frauen anzugreifen. Er hasste es, sie niederzustrecken. Doch in diesem Fall würde es ihm wohl nicht so viel ausmachen.
    »Ich bin doch nicht blöd. Auf den Trick bin ich schon seit meiner Schulzeit nicht mehr reingefallen.«
    »Herrgott noch mal!« Mühsam kämpfte er um seine Beherrschung. »Haben Sie die Genehmigung zum Tragen einer Schusswaffe?«
    »Hören Sie doch auf«, antwortete sie. »Sie sind kein Bulle, Sie sind ein Spanner! Aber ich wollte, es wäre tatsächlich ein Bulle in der Nähe, denn dann könnte ich Sie verhaften lassen, weil Sie mich schon die ganze Woche verfolgen. In diesem Staat gibt es ein Gesetz gegen so etwas, kapiert?« Sie sog scharf den Atem ein und stieß ihn langsam wieder aus. »Möchte wetten, Sie haben längst ein Strafregister wegen irgendeiner Art von Perversität. Wahrscheinlich sind Sie einer von diesen Psychopathen, die obszöne Anrufe machen und dabei schwer atmen und stöhnen. Möchte wetten, Sie sitzen wegen sexueller Belästigung und sind nur auf Kaution draußen.« Sie atmete noch ein paar Mal tief durch und schüttelte die Haarspraydose. »Vielleicht sollten Sie mir doch Ihre Brieftasche geben.«
    In den ganzen fünfzehn Jahren seiner Karriere war er nicht ein einziges Mal so unvorsichtig gewesen, dass ihn ein Verdächtiger – geschweige denn eine weibliche Verdächtige – hätte übertölpeln können.
    Seine Schläfen pochten, sein Oberschenkel schmerzte. Seine Augen brannten, und seine Wimpern waren verklebt. »Lady, Sie sind verrückt«, sagte er in relativ ruhigem Tonfall und griff in seine Tasche.
    »Ach ja? Von meinem Standpunkt aus betrachtet sind eher Sie der Verrückte.« Ihr Blick ließ ihn nicht eine Sekunde los, während er nach seiner Brieftasche griff. »Ich benötige Ihren Namen und Ihre Anschrift für die Anzeige, aber ich möchte wetten, Sie sind der Polizei längst kein Unbekannter mehr.«
    Sie wusste ja nicht, wie Recht sie hatte, aber Joe vergeudete keine Zeit mehr mit Reden. In dem Moment, als sie die Brieftasche aufklappte und die Dienstmarke erblickte, nahm er mit den Beinen ihre Waden in die Schere. Sie schlug zu Boden, er warf sich über sie und drückte sie mit seinem Gewicht nieder. Sie wand sich nach allen Seiten, stemmte sich gegen seine Schultern und brachte die Derringer gefährlich nahe an sein linkes Ohr. Er packte ihre Handgelenke und zwang sie hinter ihren Kopf, während er sie mit seiner gesamten Körperlänge zu Boden drückte.
    Er lag ausgestreckt auf ihr, ihre Brüste pressten sich an seinen Oberkörper, ihre Hüften drängten sich gegen seine. Er hielt ihre Hände über ihrem Kopf fest, und ihre Gegenwehr erlahmte, doch sie weigerte sich, sich vollends zu ergeben. Sein Gesicht schwebte kaum einen Zentimeter über ihrem, und zweimal stießen sie mit den Nasen zusammen. Mit geöffneten Lippen sog sie Luft in ihre Lungen, und ihre grünen Augen, riesengroß und panikerfüllt, starrten ihn an, während sie darum kämpfte, ihre Handgelenke freizubekommen. Ihre langen, wohlgeformten Beine verschränkten sich mit seinen und der Saum seines T-Shirts war ihm bis unter die Achselhöhlen gerutscht. An seinem Bauch spürte er die weiche, warme Haut ihres Unterleibs und den Nylonstoff ihrer flachen Gürteltasche.
    »Sie sind tatsächlich Bulle!« Ihre Brüste hoben und senkten sich unter ihren Bemühungen, zu Atem zu kommen.
    Er wollte aufstehen, sobald er ihre Derringer sichergestellt hatte. »Ganz recht, und Sie sind verhaftet wegen unerlaubten Tragens einer Schusswaffe und tätlicher Bedrohung.«
    »Oh, Gott sei Dank!« Sie holte tief Luft, und er spürte, wie sie sich entspannte, wie sie unter ihm weich und biegsam wurde. »Ich bin ja so froh. Ich hatte gedacht, Sie wären ein perverser Psychopath.«
    Mit einem strahlenden Lächeln blickte sie zu ihm auf. Er hatte sie gerade verhaftet, und sie schien tatsächlich glücklich darüber zu sein. Aber es war nicht die Art von verzückter Glückseligkeit, die er gewöhnlich auf das Gesicht einer Frau rief, wenn er sich in eben dieser Stellung befand, sondern eher eine irregeführte Erleichterung. Sie war nicht nur eine Diebin, sie war eindeutig verrückt. »Sie haben das Recht zu schweigen«, sagte er, während er die Derringer aus ihren Fingern löste.
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