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Das muss Liebe sein

Das muss Liebe sein

Titel: Das muss Liebe sein
Autoren: Rachel Gibson
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sah ihr in die Augen und ließ die Handschellen an ihren Gelenken zuschnappen. Ihm tat jetzt schon einiges Leid. Es tat ihm Leid, dass er sich von einer eines Verbrechens verdächtigten Frau hatte aufs Kreuz legen lassen, und es tat ihm aufrichtig Leid, dass seine Tarnung aufgeflogen war. Und er wusste, dass seine wahren Probleme jetzt erst anfingen.
    Die ersten dicken Regentropfen trafen seine Wange, und er hob den Blick zu der Gewitterwolke über seinem Kopf. Drei weitere Tropfen schlugen auf seine Stirn und auf sein Kinn. Er lachte freudlos. »Fantastisch, verdammt noch mal.«

2. KAPITEL
    Aus einem unerfindlichen Grund kam Gabrielle jedes Mal, wenn sie an ein Polizeiverhör dachte, Dustin Hoffman in Marathon Man in den Sinn. Sie stellte sich einen dunklen Raum vor, das Spotlight, und einen wahnsinnigen Nazi-Kriegsverbrecher mit einem Zahnarztbohrer.
    Der Raum, in dem sie sich jetzt befand, war ganz anders. Die Wände waren schlicht weiß, es gab keine Fenster, die den Junisonnenschein hereingelassen hätten. Metallstühle und ein Tisch mit einer Holzimitatplatte. An einem Ende stand ein Telefon. Ein einziges Poster, das vor der Drogengefahr warnte, schmückte die geschlossene Tür.
    In einer Ecke war eine Videokamera aufgestellt, deren rotes Kontrolllämpchen leuchtete und anzeigte, dass sie in Betrieb war. Gabrielle hatte sich mit der Aufzeichnung ihres Verhörs einverstanden erklärt. Was kümmerte es sie? Sie war unschuldig. Sie war der Meinung, wenn sie sich kooperativ zeigte, würde das Verhör rasch beendet sein und sie könnte nach Hause gehen. Sie war müde und hungrig. Außerdem waren der Sonntag und der Montag ihre einzigen freien Tage, und sie hatte vor dem Coeur Festival am Wochenende noch eine Menge zu erledigen.
    Gabrielle tat ein paar tiefe Atemzüge und kontrollierte die Sauerstoffaufnahme, aus Angst, sie könnte umkippen oder hyperventilieren. Atme die Spannung weg, ermahnte sie sich. Du bist ruhig. Sie hob die Hand und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Ruhig fühlte sie sich durchaus nicht, und sie wusste auch, dass sich das nicht ändern würde, bevor sie entlassen war und nach Hause gehen durfte. Erst dann wäre sie in der Lage, ihre ruhige Mitte wieder zu finden und das statische Rauschen in ihrem Kopf abzuschalten.
    Ihre Fingerkuppen waren schwarz, und sie spürte noch immer den Druck der Handschellen, die sie längst nicht mehr an den Gelenken trug. Detective Shanahan hatte sie veranlasst, im Regen und gefesselt wie eine Verbrecherin durch den ganzen Park zu gehen, und ihr einziger Trost bestand darin, dass er den Spaziergang ebenso wenig genossen hatte wie sie selbst.
    Keiner von beiden hatte ein Wort gesprochen, doch Gabrielle fiel auf, dass er mehrmals seinen rechten Oberschenkel massierte. Sie nahm an, dass die Schuld an seiner Verletzung bei ihr lag, und vielleicht hätte es ihr Leid tun sollen – aber es tat ihr nicht Leid. Sie hatte Angst, war völlig durcheinander, und ihre Kleidung war immer noch feucht. Und das alles war seine Schuld. Deshalb sollte er wenigstens mit ihr zusammen leiden.
    Nachdem sie wegen ihres schweren tätlichen Angriffs auf einen Polizeibeamten und wegen unerlaubten Tragens einer Schusswaffe vermerkt worden war, führte man sie in den kleinen Vernehmungsraum. Jetzt saßen Shanahan und Captain Luchetti am Tisch gegenüber. Beide Männer wollten von ihr etwas über gestohlene Antiquitäten wissen. Ihre dunklen Köpfe waren über ein schwarzes Notizbuch geneigt und sie waren in ein Gespräch vertieft. Gabrielle verstand nicht, was gestohlene Antiquitäten mit schwerem tätlichen Angriff zu tun hatten. Offenbar glaubten die Männer, beide Delikte stünden in einem Zusammenhang, doch keiner von ihnen machte Anstalten, ihr etwas zu erklären.
    Schlimmer als ihre Ratlosigkeit war das Wissen, dass sie nicht einfach aufstehen und sich verabschieden konnte. Sie war von Detective Shanahans Gnade abhängig. Zwar kannte sie ihn erst etwas länger als eine Stunde, aber immerhin doch gut genug, um zu wissen, dass er keine Gnade walten ließ.
    Als sie ihn vor einer Woche zum ersten Mal gesehen hatte, stand er unter einem Baum im Ann Morrison Park. Sie war an ihm vorbeigelaufen und hätte ihn vielleicht gar nicht bemerkt, wenn sein Kopf nicht in eine Wolke von Tabaksqualm gehüllt gewesen wäre. Wahrscheinlich hätte sie ihn auch gleich wieder vergessen, doch am nächsten Tag hatte sie ihn bei Albertson's gesehen, wo er eine tiefgefrorene Pastete kaufte. Dieses Mal fiel
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