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Das Mozart-Mysterium

Das Mozart-Mysterium

Titel: Das Mozart-Mysterium
Autoren: Christoph Öhm
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werden. Durch die unvergesslich schönen Melodien, die aus den Fenstern und den Gassen gepfiffen würden, wäre ihm unsterblicher Ruhm und Wohlstand sicher gewesen. Doch – es hat nicht sollen sein. Also: Wie lautet das letzte Gesetz?«
    Sichtlich erleichtert trat Mozart näher und Mizler gegenüber, sein Notizbuch zückend. Da er dem Frieden nicht ganz traute, meinte er: »Gleich, gleich. Lassen Sie uns zuerst den Gefangenen die Fesseln abnehmen.«
    Mizler verharrte regungslos. Wie eine zum Biss bereite Schlange fixierte er Mozart und presste hervor: »Das Gesetz!«
    Fassungslos, dass Mizler kein Interesse an dem Wohlergehen der Gefangenen hatte, rief Mozart: »Sie sind es gewesen! Unsterblicher Ruhm und Wohlstand: Keines Ihrer musikalischen Werke hat je eine gute Aufnahme im Volke gefunden! Deshalb mussten die wirklich guten Musiker sterben, die Ihnen für die Mitgliedschaft die Regeln zum Verfassen unvergesslich guter Melodien überreichen mussten. Nur Sie, Mizler, durften berühmt werden, nur Sie ein Komponist von Gassenhauern und Opern werden, deren Melodien so gut sind, dass sie keiner vergisst. Die anderen mussten sterben, damit nur Sie gefeiert und wohlhabend werden!«
    Mizler gab dem Handlanger, der Lucchesini getötet hatte, einen Wink. Dieser packte Mozart und setzte ihn sofort außer Gefecht, dessen Arme auf dem Rücken zusammenhaltend.
    Dies war wohl unser Todesurteil, es bestand keine Hoffnung mehr auf Rettung.
    Mizler schrie: »Das Gesetz! Sagen Sie mir endlich das letzte Gesetz!«
    Er zückte ein Messer und ging auf Mozart zu. In diesem Moment erschütterte ein gewaltiges Krachen und das Geräusch splitternden Holzes das Haus und – mit einem schweren Baumstamm als Rammbock bewaffnet – drang eine Schar Uniformierter durch die aufgebrochene Hintertür herein, mit Gewehren und gezückten Degen bewaffnet. Es waren mehr als 20 Männer, die nach einem kurzen, aber heftigen Kampf die gesamte Mannschaft der Entführer und Mizler überwältigten.
    Ich sprang auf und half Therese aus ihren Fesseln. Sie umarmte mich weinend.
    Der junge Bach trat nun ebenfalls herein und beorderte einen der Soldaten, die er offenbar vorausschauend zu unserer Verstärkung alarmiert hatte, auch den Geheimrat zu befreien.
    Als Mizler gefesselt am Boden lag, trat Mozart an ihn heran. Er senkte die Stimme. Er sprach leise und langsam: »Das letzte Gesetz, die noch fehlende Eigenschaft der idealen Melodie, ist das Nichterfüllen der Erwartung, das Abweichen von den Regeln, in einer so feinen Weise, dass es nur ein Genius vermag! Diese letzte und schwerste Regel kann nicht erlernt werden, Mizler.«
    Bach sagte: »Ich gratuliere, Mozart. Sie haben geholfen, einen vielfachen Mörder zu fassen. Seit fünf Jahren, seit dem Tode meines Vaters, versuche ich schon, den Geheimrat von meiner Meinung zu überzeugen. Keiner wollte mir glauben. Selbst ich zweifelte zuletzt an meiner Vermutung und dachte, allein die Illuminaten seien schuld an all diesen Übeln. Die Illuminaten jedoch sind vor allem an Ihnen und den Freimaurern interessiert und kümmern sich bisher nur um Salzburg. Der Geheimrat wird Ihnen helfen, sie bald zur Strecke zu bringen. Mizlers Ziel, als Einziger alle Gesetze zu erfahren, durch deren Anwendung er Werke mit unvergesslichen und einprägsamen Melodien komponieren könnte, ist also gescheitert. Die junge Dame ließ er entführen, da er befürchten musste, dass wir ihm bereits auf die Schliche gekommen waren und er ohne Druckmittel nie mehr die Gesetze der idealen Melodie erfahren würde. Nie hätte ich vermutet, dass ein Gelehrter sich zu solchen Taten erniedrigen würde, nur um als Komponist Ruhm und Reichtum zu erlangen.«
    Feierlich fügte er nach einer kleinen Pause hinzu: »So ist denn endlich meines Vaters Tod gesühnt.«

Epilog
     
    Mizler wurde in Leipzig in den Kerker geworfen, kam aber nach intensiven Bemühungen hoher Adliger wieder frei und setzte sich nach Polen ab. Die Societät wurde offiziell aufgelöst, es wird jedoch vermutet, dass sie im Geheimen weitergeführt wurde.
    Alle Versuche, die Illuminaten wirksam zu bekämpfen, verliefen erfolglos. Nur einer der Geheimbündler konnte gefasst werden, der uns – nach gewissen Überzeugungsmaßnahmen der Salzburger Freimaurer – schließlich die Hintergründe der Machenschaften dieser Übeltäter während unserer Odyssee schilderte.
    Nach unserer Rückkehr hielt ich um die Hand Thereses an. Glücklich willigte sie ein, doch wurde ich von ihren Eltern vehement
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