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Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens
Autoren: Val McDermid
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etwas zu bremsen. »Er hätte hinaufgehen können, um nach einem Schaf zu sehen, ist dann gestürzt und im Moor gestorben.«
    »Aber dann hätte ihn doch jemand gesucht, und sie hätten seine Leiche gefunden«, argumentierte Sam vernünftig. »Er wäre doch nur da oben im Moor gelandet, wenn jemand ihn dort vergraben hätte, weil er nicht wollte, dass man wusste, was mit ihm passiert ist. Ich glaube, Kylie hat Recht. Ich glaube, jemand hat ihn ermordet.«
    »Na ja, bevor die Wissenschaftler nicht ihre Untersuchungen durchgeführt haben, werden wir nichts Genaues wissen«, sagte Matthew bestimmt.
    »Es wird so sein wie in ›Der stumme Zeuge‹«, sagte Kylie.
    »Der Arzt wird herausfinden, wie er gestorben ist, und dann wird die Polizei herauskriegen müssen, was passiert ist.«
    Matthew lächelte unwillkürlich. »Ich glaube nicht, dass es ganz so sein wird, Kylie. Nach allem, was ich gehört habe, müsste der Mörder auch schon längst tot sein, falls der Tote im Moor ermordet wurde. Aber bis wir Tatsachen haben, schlage ich vor, dass wir uns wieder mit dem beschäftigen, was wir wissen.« Er hielt eine Hand hoch, damit sie aufhörten zu schwatzen. »Und wer weiß, vielleicht entdeckt ja einer von euch einen Urahn, der zur passenden Zeit verschwunden ist.«
    Sam Clewlow starrte ihn mit offenem Mund an. »Das wäre phantastisch«, flüsterte er.

 
     
     
    Ich war mit der Gestaltung meines langen Gedichts über mein Leben beschäftigt und dachte darüber nach, wie ich die Dinge, die mir lieb sind, am treffendsten darstellen könnte, als ich eine Gestalt am Tor erblickte. Beim ersten Hinsehen glaubte ich, es sei einer jener fahrenden oder wandernden Burschen, die von Zeit zu Zeit an unsere Tür klopfen und um Essen bitten. Meine Schwester pflegt ihnen Speise und Trank zu geben, bevor sie sie weiterziehen lässt. Bei solcher Gelegenheit hat sie Geschichten von ihnen erfahren, die mir als Stoff für Gedichte dienten, und so halte ich sie nicht von dieser bescheidenen Wohltätigkeit ab. Der Mann am Tor mit seinen von der Reise verschmutzten Kleidern und dem breitkrempigen Hut, der ihn vor Sonne und Regen gleichermaßen schützte, schien ein solcher Wanderer zu sein, gerade wollte ich ihn an die Küchentür schicken, als er zu sprechen begann. Zu meinem Erstaunen nannte er mich beim Vornamen und sprach mich voll Herzlichkeit und Vertrautheit an. »William, ich sehe, du arbeitest hart. Ich habe gehört, du bist der größte Dichter unserer Zeit, und jetzt sehe ich das selbst.« Ich hatte immer noch keine Vorstellung, wer dieser Mann war, aber er öffnete ohne Zögern das Tor und kam durch den Garten auf mich zu. Sein etwas krummbeiniger Gang hatte etwas von einem Seemann an sich, und als er näher kam, wurde ein unmöglicher Verdacht, der mir in den Sinn kam, immer stärker.

3
    Um halb vier war in die Viking Bar die vorübergehend unterbrochene Stille und Leere zurückgekehrt. Ein paar Nischen im hinteren Teil waren noch von Männern besetzt, die bei einem Espresso Geschäfte besprachen. Sie hatten schon gezahlt, und das Personal war aus ihrem Blickfeld verschwunden. Jane stellte die letzten Gläser in die Geschirrspülmaschine und setzte sich dann auf einen Hocker am Ende der Bar, um ihre schmerzenden Füße zu entlasten. Harry kam aus der Küche mit einer Platte belegter Brote, die übrig geblieben waren.
    Jane nahm sich eines, während Harry sich einen Hocker heranzog und neben sie setzte. »Wo hast du die Zeitung hingelegt?«, fragte sie.
    »Ich hol sie.« Harry sprang vom Stuhl, trat hinter die Bar, zog die Zeitung aus einem der Regale und gab sie ihr. Jane nahm sich gleich den Artikel vor, den richtig zu lesen sie wegen des Ansturms zur Mittagszeit keine Zeit gehabt hatte.
     
    Leiche im Lakeland-Moor gibt Rätsel auf
    Die Leiche eines Mannes, die im Moor im Lake District gefunden wurde, könnte Hunderte von Jahren alt sein, sagte die Polizei gestern. Zunächst dachte man, die Überreste seien Tausende von Jahren unentdeckt geblieben wie die Funde aus der Steinzeit an ähnlichen Fundorten. Aber bereits die erste Untersuchung durch Gerichtsmediziner deutet darauf hin, dass die Leiche nicht so alt ist. Detective Chief Inspector Ewan Rigston sagte: »Wir glauben, dass die Leiche schon sehr lange Zeit in der Erde liegt, vielleicht Hunderte von Jahren. Aber wir meinen nicht, dass sie so alt ist wie manche der sterblichen Überreste, die an anderen Orten gefunden wurden. Wir werden mehr wissen, wenn die
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