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Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens
Autoren: Val McDermid
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Fellhead genug Zerstreuung.« Er zeigte auf den Artikel und gab ihn an Dan weiter. »Der Tod geht im Moor um.«
    Harry und Jane aßen weiter, während Dan den Artikel las. »Na, wenigstens müsstest du dir keine Sorgen machen, dass ein durchgeknallter Axtmörder frei herumläuft«, sagte er. »Wenn dies ein Mordopfer ist, muss sein Mörder schon fast genau so lange unter der Erde sein.« »Fassen wir den Mord mal beiseite«, sagte Jane und zeigte auf den vorletzten Absatz. »Mich interessiert eher die Tätowierung.«
    »Tätowierung?«, fragte Dan.
    »Schwarze Tätowierungen. Woran erinnert dich das?« Dan zuckte die Schultern. »Außer an David Beckham an überhaupt nichts.«
    »Achtzehntes Jahrhundert, Seeleute, Südseeinseln. Viele von ihnen hatten Tätowierungen wie die Einheimischen. Wie Fletcher Christian.«
    Dan grinste. »Deine Lieblingssaga aus dem Hinterland da oben.«
    »Wovon redet ihr beiden?«, fragte Harry. »Was weißt du über die Meuterei auf der Bounty?«, sagte Jane.
    Harry zuckte die Schultern. »Mel Gibson. Sehr sexy in seiner engen Hose.«
    Jane stöhnte. »Du hast ja wirklich gut zugehört.« »Ach, ich mach doch nur Spaß, bin doch nicht nur 'n Dandy, Jane«, protestierte Harry. »Ich erinnere mich an die Stelle, als Mel die Meuterei anstiftet, den bösen Captain Bligh in einem offenen Boot aussetzt und dann nach Tahiti segelt.« »Sehr gut, Harry. Nur dass es eigentlich nicht Mel Gibson war, sondern Fletcher Christian, der die Meuterei anführte. Und was mich daran interessiert, ist nicht die Meuterei, sondern das, was danach kam. Nach Blighs heldenhafter langer Reise an einen sicheren Ort und schließlich zurück nach London wurde der Marine der Auftrag erteilt, die Meuterer ausfindig zu machen und sie nach London zurückzubringen, wo sie vor Gericht gestellt werden sollten. Jahre danach wurde eine Gruppe von ihnen auf Tahiti gefunden und zurückgeholt. Aber das Schicksal von Fletcher und seiner kleinen Gruppe von Meuterern blieb lange Zeit ein Geheimnis. Tatsächlich sind sie schließlich mit einigen der einheimischen Frauen und Männer auf der Insel Pitcairn gelandet und haben dort eine Siedlung gegründet.«
    Harry nickte. »Pitcairn ... Da gab es doch vor ein paar Jahren einen Skandal wegen Sex mit Kindern, oder?« »Stimmt. Und da kamen einige direkte Nachkommen der Meuterer vor. Aber das war nicht der erste Aufruhr im Paradies«, sagte Jane. »Im Grunde gab es nicht genug Frauen dort. Die offizielle Version ist, dass die Meuterer einen Streit mit den Eingeborenen hatten und es zu einem Massaker kam. Angeblich war Fletcher Christian der erste Weiße, der umgebracht wurde. Ende der Geschichte.« »Aber ...? Ich meine, es muss doch ein Aber geben, oder? Andernfalls wärst du doch wegen einer schwarz tätowierten Leiche nicht so aufgeregt«, sagte Harry. »Das ist Janes Hirngespinst«, mischte sich Dan ein. Jane wirkte eine bisschen verlegen. »Es hat im Lake District immer ein Gerücht gegeben, dass Fletcher Christian nicht auf Pitcairn gestorben sei und dass das Massaker nur etwas vertuschen sollte. Irgendwie gelang ihm die Flucht von der Insel, und er schaffte es, nach England zurückzukommen, wo er, durch Familie und Freunde vor dem Arm des Gesetzes geschützt, den Rest seines Lebens verbrachte. Es war für alle Beteiligten eine hochriskante Sache. Wenn Fletcher verraten oder entdeckt worden wäre, hätte man ihn als Anführer der Meuterei auf jeden Fall gehängt. Und auch jeden, der wissentlich mit ihm Kontakt hatte, ohne ihn an die staatlichen Behörden auszuliefern.«
    Harrys Gesichtsausdruck wechselte von Überraschung zu Zweifel. »Das meinst du doch nicht ernst? Ich meine, es ist doch nur Gerede?«
    »Wie ich schon sagte, das ist Janes Lieblingsgeschichte aus der Provinz«, sagte Dan und zündete sich eine Zigarette an. Jane schüttelte den Kopf, und ihre langen Locken glänzten im Licht. »Es ist nicht nur Geschwätz. John Barrows Buch hat diese Frage schon 1831 aufgeworfen.« »Was Verschwörungstheorien angeht, muss man zugeben, dass diese nicht schlecht ist«, sagte Dan. »Mr. Christian veranstaltete ein Massaker und segelte dann in den Sonnenuntergang davon. Ach so, warte mal. Wie ist er eigentlich geflohen, Jane? Sie haben das Schiff doch verbrannt, oder?« Jane lehnte sich an den Tresen. »Ja. Aber die Bounty hatte zwei Jollen an Bord, und man hat nie klären können, was mit ihnen geschehen war. Außerdem ist da noch die Sache mit dem fehlenden Logbuch.« Sie grinste.
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