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Das Monster von Bozen

Das Monster von Bozen

Titel: Das Monster von Bozen
Autoren: Burkhard Rüth
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nicht gewohnt.
    »Ich glaube, ich muss mich entschuldigen, dass ich dich verdächtigt habe«, sagte Sabrina Parlotti sehr ruhig, fast gelassen. »Dein Auftritt hier und auch gestern beim Essen, das passt nicht zu einem wahnsinnigen Killer. Ich habe mich geirrt, du bist doch nichts als ein kleiner Wichtigtuer mit einem Hang zur Selbstüberschätzung. Aber ein eiskaltes Verbrechen? Du? Nie im Leben. Da habe ich mich verrannt. Dafür entschuldige ich mich aufrichtig. Und jetzt verlass auf der Stelle meine Wohnung!«
    Junghans sah sie entgeistert an. Verunsichert wich er ins Treppenhaus zurück. Doch sein Gesicht war immer noch wutverzerrt. »Eine Entschuldigung? Und du glaubst, damit ist alles wieder gut? Da irrst du dich aber. Du wirst das noch bereuen, warte nur. Schon bald wird der Moment kommen, an dem du das sehr bitter bereust!«
     
    Gerade als Sabrina Parlotti sich einen kurzen Moment setzen wollte, um sich zu beruhigen, klingelte es erneut. Nicht schon wieder! Mit einem Ruck öffnete sie die Tür, rief ungeduldig und energisch: »Was ist denn jetzt noch?«, und sah mitten in Mantingers überraschtes Gesicht.
    »Das ist eine recht ungewöhnliche Begrüßung.«
    »Klaus, oh … ich dachte, es wäre jemand anderes.«
    »Wieso? Erwartest du noch jemanden?«
    Sie lächelte verlegen. »Nein, ich hatte gerade Ärger mit jemandem aus der Nachbarschaft. Ich dachte, er wäre es noch einmal. Komm rein, Klaus. Ich freue mich, dass du da bist.«
    Mantinger folgte ihr in die Wohnung. »Sabrina, du solltest viel häufiger Röcke tragen.« Er selbst sah aus wie immer, lässige Jeans, Hemd, Sportschuhe. Anzüge trug er ausschließlich im beruflichen Umfeld.
    »Es ist nicht meine Art, Reize offen zur Schau zu stellen«, antwortete sie und wandte sich lächelnd zu ihm um. »Ich beschränke mich lieber auf die wenigen Situationen, in denen es passend ist und ich es mit Überzeugung tun kann. So wie jetzt.« Sie nahm seine Hände, küsste ihn auf die Wangen und zog ihn zum Esstisch.
    »Ein beeindruckendes Arrangement, Sabrina. Und was du aufgetischt hast, sieht ziemlich appetitlich auch. Was hältst du davon?« Lächelnd zog er eine Flasche Champagner aus seinem Rucksack, offensichtlich gut vorgekühlt, wie feine Rinnsale von Kondenswasser an der Flasche belegten. Dann deutete er auf eine der vorbereiteten Servierplatten. »Ich schlage vor, wir beginnen hiermit. Kaviar hat als Begleitung ausnahmslos Champagner verdient, und zwar einen Bollinger, Grande Année 1999.«
    Mit Flasche und Rucksack marschierte er so zielstrebig in die Küche, als ginge er hier seit Ewigkeiten ein und aus. Er entkorkte den Champagner sowie eine stattliche Rotweinauswahl, die er ebenfalls aus seinem Rucksack hervorzauberte.
    Augenblicke später saßen sie sich am gedeckten Tisch gegenüber und stießen an. »Auf einen unvergesslichen Abend, schöne Kollegin.« Zwischen den flackernden Kerzen funkelten Mantingers dunkle Augen sie an.
    Sabrina war wie verzaubert. Er strahlte etwas Magisches, Faszinierendes aus, sie hätte es nicht in Worte fassen können. »Auf diesen Abend, Klaus, und hoffentlich noch viele weitere.«
    Während sie den Champagner genossen und sich dabei am Kaviar gütlich taten, sprachen sie über Belanglosigkeiten, die zahlreichen Unwetter der letzten Zeit, seine Bergtouren, und wie schade es war, dass sie so lange gebraucht hatten, um sich näherzukommen. Nachdem Mantinger das erste Glas Rotwein eingeschenkt hatte – Sabrina Parlotti, die Alkohol kaum gewohnt war, war bereits angeheitert –, lenkte er das Gespräch unvermittelt auf ihre Anschuldigungen. »Jetzt erzähl mal, Sabrina, wie du darauf kommst, dass ich ein dreifacher Mörder bin. Und wieso behauptest du, du hättest mich bei Mancini gesehen?«
    Am liebsten wäre sie ihm um den Hals gefallen und hätte ihm gesagt, all das sei nur eine dumme Idee der Polizei, aber sie erinnerte sich an Bellinis eindringliche Worte: Sie wissen nicht, was hinter seiner Fassade abläuft, er kann Sie nach Belieben täuschen und umgarnen. Überlegen Sie sich genau, was Sie sagen! Sie glaubte keinen Moment daran, dass dies auf Klaus zutraf. So viel Charme und Wärme konnte man nicht vortäuschen, aber sie hatte Bellini versprochen, mitzuspielen.
    »Das habe ich dir ja eigentlich gestern alles schon erzählt. Deine Taten waren nahezu perfekt, hätte ich dich nicht gesehen, wäre mir wohl nie der Verdacht gekommen. Mich interessiert, wie du das bewerkstelligt hast. Und sei beruhigt, ich weiß, dass du
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